Werke von Peter Vogel in der Städtischen Galerie Offenburg

(Bild 1/2) Klangobjekt von Peter Vogel. ©Oscar Sala
Peter Vogel, ein Pionier interaktiver Kunstwerke, erhält am Sonntag posthum den Oberrheinischen Kunstpreis 2017. Die Städtische Galerie Offenburg zeigt dazu eine große Retrospektive des Freiburger Künstlers.
Piiiiiiep, grrrr, dooong! Es schnattert, es klopft, es piepst. Eine Besucherin steht vor einer filigranen Säule aus streng angeordneten elektronischen Elementen und wedelt etwas unbedarft mit den Armen. Nach und nach bildet sich aus dem vermeintlichen Chaos ein rhythmisches Muster. Das unbelebte Objekt scheint ein Eigenleben zu entwickeln – will es dem Betrachter etwas mitteilen? Wer die Städtische Galerie betritt, wird von einer Klangkulisse empfangen, erzeugt von einer Vielzahl von interaktiven Licht- und Klanginstallationen, elektronischen Bewegungsobjekten, Zwitschermaschinen, Flügelobjekten und großen elektronischen Orchestern. Die filigranen Klangtürme und -wände bestehen meist aus Drähten, elektronischen Teilchen und Lautsprechern.
Viele hätten sich noch gerne mit Peter Vogel über seine faszinierenden Kunstwerke unterhalten. Doch der Freiburger Klangkunst-Virtuose ist im Mai diesen Jahres im Alter von 80 Jahren in seiner Heimatstadt verstorben. Für seine herausragende Leistungen wird er am kommenden Sonntag posthum von der Stadt Offenburg und dem Förderkreis Kunst und Kultur mit dem Oberrheinischen Kunstpreis Offenburg ausgezeichnet. Begleitet wird die Ehrung von einer großen Retrospektive.
Peter Vogels kybernetische Klangskulpturen gehören zu den wichtigsten Werken der internationalen Klangkunst. Als herausragender Pionier der analogen elektronischen Klangkunst und universeller Künstler hat er sein gesamtes künstlerisches Leben in den Grenzbereichen künstlerischer Gattungen verbracht. Sein Interesse für Musik, Tanz, Malerei und Literatur ergänzte er durch die elektronische Klangvermittlung. Vogel war zudem nicht nur Künstler und Musiker, sondern Kommunikationspsychologe und studierter Physiker. Viele Jahre lang hat er in der Gehirnforschung gearbeitet. Seine ersten kybernetischen Objekte baute Vogel bereits 1969. Damit gab er der Szene der Electronic Arts starke Impulse.
Schatten und Schall
Auf die Besucher der Städtischen Galerie warten bis zum 4. Februar 2018 blinkende Botschaften an den Wänden und filigrane Konstruktionen. Etwas ratlos ist man schon, wenn man vor den hochkomplexen Objekten und dem Netz aus Drähten, Elektroden und Sensoren steht. Die Installationen reagieren nicht nur auf Bewegungen und Schatten, sondern auch auf Schallimpulse des Betrachters. Ziel ist es, den Betrachter aus seiner Passivität, aus der gewohnten musealen Ehrfurchtsstarre zu locken. Er wird zum Akteur, zum Mitspieler und dadurch letztendlich zu einem Teil des Kunstwerks.
Der Künstler gibt hier allerdings keine Hilfestellung, Anleitung oder irgendwelche Hinweise wie man dabei vorgehen soll. Es gilt Erkundungsarbeit zu leisten. Man kann husten tanzen, pusten oder sich schütteln: Das Ergebnis wird immer anders ausfallen.
Da ist beispielsweise »Fire and Water«, eine LED-Lichtsäule: Schallimpulse lassen die in vertikalen Reihen angeordneten Leuchtdioden nacheinander aufleuchten. In den blauen Ketten wandert das Licht von oben nach unten, wie Wasser, die roten Ketten lodern wie Feuer von unten nach oben. Es entsteht eine spannende Dynamik.
In einer anderen Ecke wartet eine Trommel mit Photozellen und Magneten. Nähert man sich, ergibt der Schatten eine Folge von Schlägen unterschiedlicher Klangfarbe – faszinierend allemal. Eine ganze Weile könnte man bei einer interaktiven meterlangen Klanginstallation verbringen, die sich als schmales Band über die ganze Wand erstreckt. Sobald man vorbeigeht, werden rhythmische Klangmuster erzeugt, die je nach Bewegung zufällig variieren und die nach und nach wieder verebben, um schließlich zu verstummen.
Fröhliches Erstaunen
»Mit Peter Vogel wird ein Künstler ausgezeichnet, der mit seinen interaktiven Objekten alle Generationen anspricht. Mit seinen Schöpfungen sorgt er für Erstaunen und Fröhlichkeit«, betont Georg Fröhner, Vorsitzender des Förderkreises Kunst und Kultur. Das Spannende an Vogels Kunst sei die Mischung aus Gesetzmäßigkeit und Zufall, seine Werke »sind experimentell, kalkuliert und geheimnisvoll, ergänzt Kurator Franz-Bernhard Serexhe.
Öfnungszeiten
Die Preisverleihung mit Festakt findet am Sonntag, 22. Oktober, um 11 Uhr in der Reithalle statt. Anschließend wird die Ausstellung in der Städtischen Galerie eröffnet. Sie dauert bis 4. Februar. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 13 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 17 Uhr.Geschlossen am 25. Oktober, 24./25. Dezember sowie an Silvester. Weitere Infos, Führungen und Kursen im Internet unter www.galerie-offenburg.de Webseite des Künstlers: www.petervogel-objekte.de