Kultur

Yin und Yang mit hessischem Witz

Marc Faltin
Lesezeit 9 Minuten
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09. Februar 2008
Hendrik Nachtsheim (r.) und Gerd Knebel sind das »Badesalz« der deutschen Comedy-Szene..

Hendrik Nachtsheim (r.) und Gerd Knebel sind das »Badesalz« der deutschen Comedy-Szene..

Badesalz besteht vor allem aus anorganischen Salzen wie Natriumchlorid, Natriumphosphat oder Borax. Das Duo »Badesalz« wiederum setzt sich zusammen aus Gerd Knebel und Henni Nachtsheim, ist nicht nur im heimatlichen Hessen Kult, sondern seit 25 Jahren Inbegriff für Komik und Nonsens, Pionier der deutschen Comedy-Szene. Seit April 2007 touren sie nach zweijähriger Pause wieder durch die Lande und machen am 23. Februar Halt in Haslach. Alle Shows namens »Dugi Otok« waren bisher ausverkauft – im Gegensatz zum Musikladen, um den sich dieses Zweimann-Theater dreht. Also machen sich die Besitzer Gedanken für abstruse Promotiontricks, die Organisation eines Openair-Konzerts im weit entfernten Dugi Otok und all die wichtigen Dinge im Leben. Auch von Letzterem handelt das Interview mit Hendrik Nachtsheim. Ω Die Entstehungsgeschichte von »Badesalz« hat unzählige Versionen. Wie lautet jene von jetzt? Hendrik Nachtsheim: Gerd und ich haben bei der hessischen Drogenfahndung gearbeitet. Im Odenwald wurde auf illegalen Plantagen Handkäse angebaut, seit Jahrzehnten im großen Stil. Wir haben dann wie Jack Bauer in »24« ein paar schlimme Handkäse-Dealer bei der Arbeit erwischt. Wie wir das geschafft haben, hat uns so gut gefallen, dass wir gemeinsam was tun wollten. Da haben wir »Badesalz« gegründet. Ω Ah ja. Und wie sind Sie und Kollege Gerd Knebel ausgerechnet auf den Namen »Badesalz« gekommen? Nachtsheim: Als wir später unser erstes Programm geschrieben haben. Es ging bei diesem Theaterstück um einen Super-Dong-Dong, ein ominöses, rundes, schäbiges Ding. Als ein Veranstalter anrief, weil er den Namen für unser Programm brauchte, hielten wir gerade eine Badesalztablette in der Hand. Wir schauten uns an und sagten: »Badesalz-Theater«. Später strichen wir das Theater aus dem Namen, da wir so viele verschiedene Sachen machten, wie CD und Fernsehen. Ω Wann war der erste offizielle Auftritt von »Badesalz«? Nachtsheim: Das kann ich gar nicht genau sagen. Auf jeden Fall hatten wir am 24. Dezember vor 25 Jahren einen Kurzauftritt als »Badesalz« im Frankfurter Sink-Kasten, einem renommierten Laden, den es noch gibt. Die machten eine Weihnachtsveranstaltung, und wir traten auf als »Der Weihnachtsmann und seine Frau«. Ω Was stufen Sie als größten Badesalz-Erfolg ein? Nachtsheim: Dass es uns seit 25 Jahren ununterbrochen gibt. Wir sind froh, dass es bei uns so gut funktioniert, und sind so etwas wie der HSV im Fußball – schon immer in der Bundesliga, nie abgestiegen. Ω Umso bitterer dürfte für Sie als Eintracht-Fan der Abstieg der Frankfurter vor ein paar Jahren gewesen zu sein. Nachtsheim: So etwas wie Abstieg haben wir längst verdrängt. Der Hesse ist sowieso von Natur aus optimistisch. Ω Um beim hessischen Optimismus zu bleiben: Wie stufen Sie die jüngste Landtagswahl ein? Nachtsheim: Optimistisch (lacht laut). Ich mochte unseren Ministerpräsidenten Roland Koch noch nie – ungeachtet der politischen Couleur. Und wir wohnen nicht weit weg von Biblis. Was viele Leute nicht wissen: Wenn es mal zu einem Störfall kommen sollte, was nach den neuen politischen Begebenheiten vielleicht unwahrscheinlicher wird, oder wenn ein gutgelaunter Al-Kaida-Terrorist mit einem Flugzeug ins Kernkraftwerk fliegt, werden die Leute im Umkreis von 30 Kilometern nicht evakuiert. Sie sind verurteilt, zu bleiben und im Prinzip zu verrecken. Erst ab 30 Kilometern Abstand wird evakuiert. Ein absolutes Unding. Als diese Gefahr thematisiert wurde, hieß es – auch das ist kein Witz – man denke zum Trost über eine Vernebelungsanlage nach, um das Kraftwerk bei einem Angriff zu schützen. Ein unglaublich intelligenter Vorschlag angesichts heutiger Radartechnik in Flugzeugen. Auch das gehörte zur Politik von Koch. Daher hoffe ich, dass er von der Spitze wegkommt. Ω Ist die Politik auch Bestandteil des aktuellen Badesalz-Live-Programms? Nachtsheim: Nein, wir sind ja kein Kabarett. Die jüngste Koch-Kampagne aber haben wir zuletzt relativ leicht einfließen lassen, als wir uns gegenseitig aus Spaß mit Koch-Zitaten gewisse Ausländerfeindlichkeit vorwarfen. Ansonsten aber erzählen wir auf der Bühne eine klassische Geschichte. Ω Wie in Ihrem neuen »Dugi Otok«? Nachtsheim: Ja. Wir haben uns bemüht, ein intensives Comedy-Theaterstück zu schreiben, haben sehr lange an den abstrusen Dialogen gearbeitet, denen man aber immer folgen kann, und es sehr abwechslungsreich gestaltet. Es geht darum, wie man die Misere eines Musikladens beheben kann. Was machen, wenn kein Kunde hereinkommt? Früher hatten wir bei Standup-Nummern das Problem, dass einer von uns recht lange alleine auf der Bühne stand, weil sich der andere gerade umziehen musste. Wir sind nun viel länger zu zweit auf der Bühne, haben dort viel Spaß, und unser Publikum hat es auch, ohne jetzt zu weit die Klappe aufzureißen. Ω »Badesalz« könnte also wieder »Badesalz-Theater« heißen. Nachtsheim: Im Prinzip schon. Wir sind ein Zweimann-Theater. Wir haben schätzungsweise eine Million Sketsche eingespielt auf was weiß ich wie vielen Platten, in Fernsehserien und in unserem Film. Nummer, Nummer, Nummer. Jetzt hatten wir total Lust auf ein Stück mit zwei festen Figuren. Ω Und als Zugabe folgen ein paar Klassiker aus dem reichen Badesalz-Nummern-Repertoire? Nachtsheim: Wer solche erwartet, muss ich enttäuschen. Wir haben zwei neue Nummern, die sehr gut funktionieren, wie die ersten 50 Aufführungen gezeigt haben. Ω Sie bedauern, dass trotz Ihres unermüdlichsten Mundart-Einsatzes das Hessische in der Beliebtheits-Rangliste der deutschen Dialekte nicht über einen hinteren Tabellenplatz hinauskommt. Mit Blick auf Ihren Auftritt in Haslach: Klingt der badische Akzent besser? Nachtsheim: Alles, was südlich von uns ist, ist uns vertraut. Wir haben auch viele Freunde im Badischen und Schwäbischen. Und das Hessische hat viele Feinheiten. Wir sprechen kompatibles Frankfurter Hessisch. Ω Sie haben Ihr einstiges Blockflöten-Trauma überwunden, bei den Rodgau Monotones und als Solist Platten aufgenommen und sind Comedy-Star. Wie finden Sie eigentlich Helge Schneider, der ebenfalls anspruchsvolle Musik und Klamauk unter eine Kappe bringt? Nachtsheim: Wir schätzen Helge Schneider. Ich spreche ja gerade für uns beide, für Gerd und mich. Helge bringt immer wieder Neues auf die Bühne, konsequent. Allerdings hat er vor kurzem in Darmstadt ein Konzert am Tag des Selben abgesagt, weil die Garderobe noch im Rohbauzustand war. Man musste über 2000 Leute abends nach Hause schicken, das fanden wir nicht in Ordnung. Ω »Badesalz« hat einen gewichtigen Anteil, dass Comedy so populär geworden ist. Was sagt Ihnen persönlich mehr zu: Comedy der Stilrichtung Mario Barth, Bodo Bach oder Dieter Nuhr? Nachtsheim: Eindeutig Dieter Nuhr. Aber ich werde mich jetzt nicht daran beteiligen, dass sich alle Welt tierisch aufregt, dass Mario Barth das Berliner Olympiastadion ausverkauft hat. Wir sollten ihm das gönnen, auch wenn es nicht meine bevorzugte Art von Humor ist. Das Thema Männer und Frauen finde ich nicht arg spannend. Aber wenn die Leute das hören wollen und ihn zum derzeitigen König der Szene machen, ist das zu akzeptieren. Ω Beschreiben Sie doch mal den Gerd an Ihrer Seite? Nachtsheim: Das ist einfach: Wir sind ja nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde, pflegen eine stabile Freundschaft, die Grundlage für das ist, was wir machen. Schließlich arbeiten wir sehr viel zusammen, in der Tourneepause 2006 haben wir zum Beispiel zwei Serien gedreht. Gerd ist ab und zu etwas strenger mit der Welt, ungeduldiger, aber auch konsequenter. Während ich schon mal zu nett, moderat, gutmütig bin, mich allerdings auch in unangenehme Dinge reinbeißen kann, wie Umsatzsteuerabrechnung. Unsere verschiedenen Temperamente ergeben das Yin und Yang unseres Duos. Ohne dies gäbe es sicher nicht so sehr viele reizvolle Momente. Was den Humor betrifft, sind wir auf einer Wellenlänge und können auch privat oft über dieselben Dinge lachen. Gottseidank! Ω Sie halten Ihr Privatleben sehr bedeckt. Nachtsheim: Das machen wir bewusst. Nur so viel: Wir sind beide nicht schwul, demzufolge auch kein Paar, was doch einige denken. Aber vielleicht ändert sich das ja mit dem Alter! Ω Wie gehen Sie mit Ihrer Popularität um? Können Sie unerkannt einkaufen gehen? Nachtsheim: Eher nicht. Irgendwie kennt man uns eben, wir sind halt ein Stück Kulturgut in Hessen geworden, man wird uns hier wohl selbst mit 80 noch buchen. Es kommt immer wieder zu netten Gesprächen über unsere Arbeit. Falls uns einer mal ausnahmsweise zu sehr auf die Pelle rückt, wissen wir uns natürlich zu wehren. Es gibt da diese Jahrhunderte alte Handkäsfolter! Ω Sie wirken angenehm locker. Nicht zuletzt wegen der Gewissheit, vor einer halben Ewigkeit Ihren Traumberuf gefunden zu haben? Nachtsheim: Gerd hat kein Abitur, ich habe ein 3,3-Abi. Da kann man ja nicht viel werden. Ω Zum Sport-Redakteur hat’s in der Tat nicht gereicht. Nachtsheim: Das wäre auch ein toller Beruf gewesen. Immerhin schreibe ich einmal pro Woche eine Eintracht-Kolumne für die Gießener Allgemeine. Kürzlich durfte ich Eintracht-Präsident Heribert Bruchhagen interviewen. Darauf bin ich ganz stolz. Gerd würde nun sagen: Scho widder Fußball. Furschtbar. Verrückte Improvisationen, durchgeknallte Figuren und Sketsche, ironischer und hessischer Unterton, Musikalität: Das Comedy-Duo »Badesalz« hat einiges auf der Pfanne sowie unter anderem einen »Echo« und drei »Goldene Schallplatten« an der Wand. Das neue Zweimann-Theaterstück »Dugi Otok« ist am Samstag, 23. Februar, 20 Uhr, in der Haslacher Stadthalle zu erleben. Karten gibt es in den Geschäftsstellen der Mittelbadischen Presse oder via Ticket-Hotline 0800/911811711. Weitere Informationen auch unter www.schaettgen.com.

Badesalz besteht vor allem aus anorganischen Salzen wie Natriumchlorid, Natriumphosphat oder Borax. Das Duo »Badesalz« wiederum setzt sich zusammen aus Gerd Knebel und Henni Nachtsheim, ist nicht nur im heimatlichen Hessen Kult, sondern seit 25 Jahren Inbegriff für Komik und Nonsens, Pionier der deutschen Comedy-Szene. Seit April 2007 touren sie nach zweijähriger Pause wieder durch die Lande und machen am 23. Februar Halt in Haslach. Alle Shows namens »Dugi Otok« waren bisher ausverkauft – im Gegensatz zum Musikladen, um den sich dieses Zweimann-Theater dreht. Also machen sich die Besitzer Gedanken für abstruse Promotiontricks, die Organisation eines Openair-Konzerts im weit entfernten Dugi Otok und all die wichtigen Dinge im Leben. Auch von Letzterem handelt das Interview mit Hendrik Nachtsheim.
Ω Die Entstehungsgeschichte von »Badesalz« hat unzählige Versionen. Wie lautet jene von jetzt?
Hendrik Nachtsheim: Gerd und ich haben bei der hessischen Drogenfahndung gearbeitet. Im Odenwald wurde auf illegalen Plantagen Handkäse angebaut, seit Jahrzehnten im großen Stil. Wir haben dann wie Jack Bauer in »24« ein paar schlimme Handkäse-Dealer bei der Arbeit erwischt. Wie wir das geschafft haben, hat uns so gut gefallen, dass wir gemeinsam was tun wollten. Da haben wir »Badesalz« gegründet.
Ω Ah ja. Und wie sind Sie und Kollege Gerd Knebel ausgerechnet auf den Namen »Badesalz« gekommen?
Nachtsheim: Als wir später unser erstes Programm geschrieben haben. Es ging bei diesem Theaterstück um einen Super-Dong-Dong, ein ominöses, rundes, schäbiges Ding. Als ein Veranstalter anrief, weil er den Namen für unser Programm brauchte, hielten wir gerade eine Badesalztablette in der Hand. Wir schauten uns an und sagten: »Badesalz-Theater«. Später strichen wir das Theater aus dem Namen, da wir so viele verschiedene Sachen machten, wie CD und Fernsehen.
Ω Wann war der erste offizielle Auftritt von »Badesalz«?
Nachtsheim: Das kann ich gar nicht genau sagen. Auf jeden Fall hatten wir am 24. Dezember vor 25 Jahren einen Kurzauftritt als »Badesalz« im Frankfurter Sink-Kasten, einem renommierten Laden, den es noch gibt. Die machten eine Weihnachtsveranstaltung, und wir traten auf als »Der Weihnachtsmann und seine Frau«.
Ω Was stufen Sie als größten Badesalz-Erfolg ein?
Nachtsheim: Dass es uns seit 25 Jahren ununterbrochen gibt. Wir sind froh, dass es bei uns so gut funktioniert, und sind so etwas wie der HSV im Fußball – schon immer in der Bundesliga, nie abgestiegen.
Ω Umso bitterer dürfte für Sie als Eintracht-Fan der Abstieg der Frankfurter vor ein paar Jahren gewesen zu sein.
Nachtsheim: So etwas wie Abstieg haben wir längst verdrängt. Der Hesse ist sowieso von Natur aus optimistisch.
Ω Um beim hessischen Optimismus zu bleiben: Wie stufen Sie die jüngste Landtagswahl ein?
Nachtsheim: Optimistisch (lacht laut). Ich mochte unseren Ministerpräsidenten Roland Koch noch nie – ungeachtet der politischen Couleur. Und wir wohnen nicht weit weg von Biblis. Was viele Leute nicht wissen: Wenn es mal zu einem Störfall kommen sollte, was nach den neuen politischen Begebenheiten vielleicht unwahrscheinlicher wird, oder wenn ein gutgelaunter Al-Kaida-Terrorist mit einem Flugzeug ins Kernkraftwerk fliegt, werden die Leute im Umkreis von 30 Kilometern nicht evakuiert. Sie sind verurteilt, zu bleiben und im Prinzip zu verrecken. Erst ab 30 Kilometern Abstand wird evakuiert. Ein absolutes Unding. Als diese Gefahr thematisiert wurde, hieß es – auch das ist kein Witz – man denke zum Trost über eine Vernebelungsanlage nach, um das Kraftwerk bei einem Angriff zu schützen. Ein unglaublich intelligenter Vorschlag angesichts heutiger Radartechnik in Flugzeugen. Auch das gehörte zur Politik von Koch. Daher hoffe ich, dass er von der Spitze wegkommt.
Ω Ist die Politik auch Bestandteil des aktuellen Badesalz-Live-Programms?
Nachtsheim: Nein, wir sind ja kein Kabarett. Die jüngste Koch-Kampagne aber haben wir zuletzt relativ leicht einfließen lassen, als wir uns gegenseitig aus Spaß mit Koch-Zitaten gewisse Ausländerfeindlichkeit vorwarfen. Ansonsten aber erzählen wir auf der Bühne eine klassische Geschichte.
Ω Wie in Ihrem neuen »Dugi Otok«?
Nachtsheim: Ja. Wir haben uns bemüht, ein intensives Comedy-Theaterstück zu schreiben, haben sehr lange an den abstrusen Dialogen gearbeitet, denen man aber immer folgen kann, und es sehr abwechslungsreich gestaltet. Es geht darum, wie man die Misere eines Musikladens beheben kann. Was machen, wenn kein Kunde hereinkommt? Früher hatten wir bei Standup-Nummern das Problem, dass einer von uns recht lange alleine auf der Bühne stand, weil sich der andere gerade umziehen musste. Wir sind nun viel länger zu zweit auf der Bühne, haben dort viel Spaß, und unser Publikum hat es auch, ohne jetzt zu weit die Klappe aufzureißen.
Ω »Badesalz« könnte also wieder »Badesalz-Theater« heißen.
Nachtsheim: Im Prinzip schon. Wir sind ein Zweimann-Theater. Wir haben schätzungsweise eine Million Sketsche eingespielt auf was weiß ich wie vielen Platten, in Fernsehserien und in unserem Film. Nummer, Nummer, Nummer. Jetzt hatten wir total Lust auf ein Stück mit zwei festen Figuren.
Ω Und als Zugabe folgen ein paar Klassiker aus dem reichen Badesalz-Nummern-Repertoire?
Nachtsheim: Wer solche erwartet, muss ich enttäuschen. Wir haben zwei neue Nummern, die sehr gut funktionieren, wie die ersten 50 Aufführungen gezeigt haben.
Ω Sie bedauern, dass trotz Ihres unermüdlichsten Mundart-Einsatzes das Hessische in der Beliebtheits-Rangliste der deutschen Dialekte nicht über einen hinteren Tabellenplatz hinauskommt. Mit Blick auf Ihren Auftritt in Haslach: Klingt der badische Akzent besser?
Nachtsheim: Alles, was südlich von uns ist, ist uns vertraut. Wir haben auch viele Freunde im Badischen und Schwäbischen. Und das Hessische hat viele Feinheiten. Wir sprechen kompatibles Frankfurter Hessisch.
Ω Sie haben Ihr einstiges Blockflöten-Trauma überwunden, bei den Rodgau Monotones und als Solist Platten aufgenommen und sind Comedy-Star. Wie finden Sie eigentlich Helge Schneider, der ebenfalls anspruchsvolle Musik und Klamauk unter eine Kappe bringt?
Nachtsheim: Wir schätzen Helge Schneider. Ich spreche ja gerade für uns beide, für Gerd und mich. Helge bringt immer wieder Neues auf die Bühne, konsequent. Allerdings hat er vor kurzem in Darmstadt ein Konzert am Tag des Selben abgesagt, weil die Garderobe noch im Rohbauzustand war. Man musste über 2000 Leute abends nach Hause schicken, das fanden wir nicht in Ordnung.
Ω »Badesalz« hat einen gewichtigen Anteil, dass Comedy so populär geworden ist. Was sagt Ihnen persönlich mehr zu: Comedy der Stilrichtung Mario Barth, Bodo Bach oder Dieter Nuhr?
Nachtsheim: Eindeutig Dieter Nuhr. Aber ich werde mich jetzt nicht daran beteiligen, dass sich alle Welt tierisch aufregt, dass Mario Barth das Berliner Olympiastadion ausverkauft hat. Wir sollten ihm das gönnen, auch wenn es nicht meine bevorzugte Art von Humor ist. Das Thema Männer und Frauen finde ich nicht arg spannend. Aber wenn die Leute das hören wollen und ihn zum derzeitigen König der Szene machen, ist das zu akzeptieren.
Ω Beschreiben Sie doch mal den Gerd an Ihrer Seite?
Nachtsheim: Das ist einfach: Wir sind ja nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde, pflegen eine stabile Freundschaft, die Grundlage für das ist, was wir machen. Schließlich arbeiten wir sehr viel zusammen, in der Tourneepause 2006 haben wir zum Beispiel zwei Serien gedreht. Gerd ist ab und zu etwas strenger mit der Welt, ungeduldiger, aber auch konsequenter. Während ich schon mal zu nett, moderat, gutmütig bin, mich allerdings auch in unangenehme Dinge reinbeißen kann, wie Umsatzsteuerabrechnung. Unsere verschiedenen Temperamente ergeben das Yin und Yang unseres Duos. Ohne dies gäbe es sicher nicht so sehr viele reizvolle Momente. Was den Humor betrifft, sind wir auf einer Wellenlänge und können auch privat oft über dieselben Dinge lachen. Gottseidank!
Ω Sie halten Ihr Privatleben sehr bedeckt.
Nachtsheim: Das machen wir bewusst. Nur so viel: Wir sind beide nicht schwul, demzufolge auch kein Paar, was doch einige denken. Aber vielleicht ändert sich das ja mit dem Alter!
Ω Wie gehen Sie mit Ihrer Popularität um? Können Sie unerkannt einkaufen gehen?
Nachtsheim: Eher nicht. Irgendwie kennt man uns eben, wir sind halt ein Stück Kulturgut in Hessen geworden, man wird uns hier wohl selbst mit 80 noch buchen. Es kommt immer wieder zu netten Gesprächen über unsere Arbeit. Falls uns einer mal ausnahmsweise zu sehr auf die Pelle rückt, wissen wir uns natürlich zu wehren. Es gibt da diese Jahrhunderte alte Handkäsfolter!
Ω Sie wirken angenehm locker. Nicht zuletzt wegen der Gewissheit, vor einer halben Ewigkeit Ihren Traumberuf gefunden zu haben?
Nachtsheim: Gerd hat kein Abitur, ich habe ein 3,3-Abi. Da kann man ja nicht viel werden.
Ω Zum Sport-Redakteur hat’s in der Tat nicht gereicht.
Nachtsheim: Das wäre auch ein toller Beruf gewesen. Immerhin schreibe ich einmal pro Woche eine Eintracht-Kolumne für die Gießener Allgemeine. Kürzlich durfte ich Eintracht-Präsident Heribert Bruchhagen interviewen. Darauf bin ich ganz stolz. Gerd würde nun sagen: Scho widder Fußball. Furschtbar.

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Verrückte Improvisationen, durchgeknallte Figuren und Sketsche, ironischer und hessischer Unterton, Musikalität: Das Comedy-Duo »Badesalz« hat einiges auf der Pfanne sowie unter anderem einen »Echo« und drei »Goldene Schallplatten« an der Wand.
Das neue Zweimann-Theaterstück »Dugi Otok« ist am Samstag, 23. Februar, 20 Uhr, in der Haslacher Stadthalle zu erleben.
Karten gibt es in den Geschäftsstellen der Mittelbadischen Presse oder via Ticket-Hotline 0800/911811711. Weitere Informationen auch unter www.schaettgen.com.

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