Städtische Galerie Offenburg

ZKM-Direktor Peter Weibel unterhält sich mit Tim-Otto Roth

Jürgen Haberer
Lesezeit 3 Minuten
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24. March 2016
Künstler Tim-Otto Roth (links) im Gespräch mit ZKM-Direktor Peter Weibel.

Künstler Tim-Otto Roth (links) im Gespräch mit ZKM-Direktor Peter Weibel. ©Jürgen Haberer

Peter Weibel, Leiter des Zentrums für Kunst- und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe, sieht Tim-Otto Roth als Vertreter einer neuen Kunst des 21. Jahrhunderts. Im Gespräch mit dem Künstler beleuchtete er die Ansätze der laufenden Ausstellung in der Städtischen Galerie.

Peter Weibels Monolog zum Einstieg in das Künstlergespräch am Sonntag in der Städtischen Galerie geht hart mit den künstlerischen Positionen der Moderne ins Gericht. Der von Leonardo da Vinci formulierte Anspruch, mit der Kunst die Welt darzustellen, sei zu Beginn des 
20. Jahrhunderts aufgegeben worden. Die sogenannte abstrakte Kunst begnüge sich mit einer Analyse der malerischen Elemente, einer Selbstdarstellung der malerischen Mittel der Reputation. 
Nach 100 Jahren seien diese Ansätze aber mehr als aufgebraucht. Die Kunst des neuen Jahrhunderts beziehe sich deshalb nicht mehr auf sich selbst, auf das Schöpfertum. Sie habe sich wieder auf die Auseinandersetzung mit Wissenschaft und Technik besonnen, die Analyse sozialer Systeme hinzugefügt. 
Genau hier ordnet er auch Tim-Otto Roths »Physik der Kunst« ein, die diesen Ansatz auf vorbildliche Weise reflektiere. Der reine Unterhaltungswert trete zu Gunsten neuer ästhetischer Erfahrungen und Analysen der Systeme zurück.  Eines der Paradebeispiele sei die von Tim-Otto Roth eigens für die Ausstellung in Offenburg konzipierte Installation »aura calculata«. Sie setze sich mit den numerischen Grundlagen der Musik auseinander. Harmonie- und Kompositionslehre seien hier durch Nachbarschaftsregeln ersetzt worden, der nächste Ton werde jeweils neu berechnet. 
Tim-Otto Roth erläuterte das Funktionsprinzip, die Regelung der Tonhöhe über die Wassersäule in den gläsernen Zylindern, die über das Nachbarschaftsprinzip gesteuert würden. Nichts sei hier Zufall, auch wenn es auf den ersten Blick so aussehe. Es gebe auch keine zentrale Steuerung, sondern eine Selbstorganisation, die sich mit den Mechanismen des Straßenverkehrs oder dem Entstehen einer »La-Ola-Welle« im Stadion vergleichen lasse, letztendlich aber einem komplexeren Ansatz folge.
 
Farbspektren 

Auf der wissenschaftlichen und technischen Ebene näherten sich die beiden auch den fotografischen Arbeiten von Tim-Otto Roth. Die von der Kunst lange als nicht ebenbürtig ignorierte Fotografie habe die Möglichkeiten der Darstellung von Landschaften, das Porträtieren von Menschen revolutioniert, wie Weibel erläuterte. Jeder könne heute selbst ein Foto machen, ein mit der Kamera erzeugtes Porträt bezahlen. Roth zeigte am Beispiel des Regenbogens auf, wie die Fotografie die Darstellung von Farbspektren neu definiert habe. 
Die Möglichkeit, wie in der Ausstellung zu sehen, eine räumliche Tiefe auf der Basis von rotem und blauem Licht zu simulieren, gehe dabei auf die Technik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zurück. 
Farbe werde in einigen seiner Arbeiten physisch sichtbar, aber gleichzeitig auch in Intensitätskurven dargestellt. Etwas Ähnliches passiere bei der Stereofotografie, die das Prinzip der Röntgenaufnahme auf den Bereich des sichtbaren Lichts übertrage.   

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