Lars Reichow empfiehlt Chrystal Mess’ für die Gläubigen

Lars Reichow nahm in Offenburg Familie, Politik und Kirche aufs Korn. ©Ulrich Marx
Mit einem bunten Potpourri an Themen, von der lieben Familie über das liebe Vieh bis hin zu den Niederungen der Politik begeisterte Kabarettist Lars Reichow am Freitagabend das Publikum in der Offfenburger Reithalle.
Kein Zweifel, dieser Kabarettist hat sich bestens vorbereitet auf den Auftrittsort des Abends und sein Publikum. Da wird nicht nur allgemein Offenburg begrüßt, sondern auch ganz nebenher Detailwissen über die Stadt in einer verbalen Spitze verpackt: „... sind das Burda-Frisuren, also selbst geschnitten?“ Sogar die Ortsteile kommen vor, wenn der Sänger von „Rebecca aus Fessenbach und Mareike aus Zell-Weierbach“ schwärmt und sich wünscht, man möge „Waltersweier great again“ machen. Bedarf an Größe scheint wahrhaftig zu bestehen, liegt und liebt Deutschland doch „beim Sex im unteren Mittelfeld, also wie bei allem, ob man die Rechtschreibung nimmt oder sonst was...“.
Kinder mit Fell
Ganz vorne dabei sind die Deutschen aber bei der Tierliebe und das Ehepaar Reichow geht, glaubt man dem Mann auf der Bühne, mit allerbestem Beispiel voran, getreu dem Motto: „Das letzte Kind hat Fell!“ Leider hat der „dreibeinige ungarische Straßenhund“ mit dem politisch heiklen Namen „Orban“ auch Zähne, also werden die echten Kinder flugs ausquartiert. Geschieht ihnen recht, denn: „Die Zeugnisse waren eh‘ schlecht!“ Lars Reichow treibt die Tierschutz-Satire zu herrlichen Blüten wie dem „Verein für verschüttete Wühlmäuse“.
Aber auch die Politik darf natürlich nicht zu kurz kommen. Unter Beachtung der gerechten Verteilung bekommen alle Parteien, die Volksvertreter auf „die Versorgungssonnenbank im Reichstag“ entsandt haben, ihr Tröpfchen Fett ab. Ganz nebenbei erklärt sich auch so manches: Die FDP habe „an Wählerüberschuss“ gelitten, diesen Missstand aber „ganz gut abgebaut“. An der SPD sei zu loben, dass „keine Partei Wahlniederlagen so akribisch vorbereitet“. Neben dem „grünen Traumpaar“ (merke: Das Auge wählt mit!) kann Markus Söder, der „Franz Josef Strauß nicht mal die Schwarzgeldumschläge hätte reichen dürfen“, natürlich nicht bestehen. Eher schon die Kanzlerin „mit dem Lotus-Effekt: Keine Frau konnte je Männer so elegant an sich abperlen lassen.“
Ernst und engagiert wird Lars Reichow, wenn er in Rede oder Lied für Toleranz und Offenheit plädiert und passende Zielscheiben nicht nur im Inland auftut. Oder doch fast: „Wären die Trumps in der Pfalz geblieben, dann könnte man heute sagen, seine Frisur ist schon schrecklich, aber der Wein noch viel mehr“. Dann schon lieber „die Geissens im Kanzleramt, die sind nur blöd und nicht auch noch gefährlich!“
Hätte der Entertainer, der sein Publikum spielend im Griff hat, sich nicht schon vorher als Mainzer und Katholik geoutet, so verflogen spätestens beim Auftritt von „Kardinal Ferdinand von Finthen“ alle Zweifel. Eindringlich wirbt dieser: „Naschet am Glauben, nehmt einen kräftigen Schluck aus der Karaffe des Herrn“. Und sollte das nicht reichen, um die Freude am Glauben wieder zu finden, dann gibt es immer noch die „Chrystal Mess‘ – mit Preziosen aus der Nachbardiözese Amsterdam!“