Liebesschwüre und rauchende Colts

Große Gefühle und dramatische Momente: Die Arrangements des Ensembles Duomo sind von Morricone selbst autorisiert. ©Jürgen Haberer
„Tutto Morricone“ lautete am Sonntag das Motto des einzigen Termins der städtischen Konzertreihe in der Stadthalle am Nollen. Der klassische Gitarrist Roberto Porroni und das von ihm 1996 gegründete Ensemble Duomo aus Mailand tauchten mit der lässigen Eleganz eines hochkarätig besetzten Kammermusikensembles in die Klangwelt des Filmkomponisten Enrico Morricone ein.
Roberto Porrini und seine vier Mitstreiter, reihten von Morricone selbst autorisierte Arrangements aneinander, befeuerten große Gefühle und dramatische Momente. Hier der Klang eines einzigartigen Filmepos, da die knisternde Spannung der Westernklassiker von Sergio Leone. Vertraute Melodien in ein neues Gewand gekleidet, sofort erkennbar und doch auch erfrischend anders. Unvergessliche Ohrwürmer, die in Verbindung mit den dazugehörenden Filmsequenzen für cineastische Sternstunden gesorgt haben, glänzten in der konzertanten Aufbereitung.
Auf höchstem Niveau
Roberto Porroni (Gitarre), die junge Violinistin Germana Porcu, Antonello Leofreddi (Viola), Marcella Schiavelli (Cello) und der Flötist Piere Filippo Barbano zauberten immer wieder auf höchstem Niveau, beeindruckten das Publikum mit einem echten Konzerthighlight voller Charme und musikalischer Klasse. Bemerkenswert, die dabei immer wieder aufblitzenden Kontraste, das Nebeneinander von musikalischer Poesie und Temperament, der Aura inniger Liebesschwüre und rauchender Colts.
Gleich zum Einstieg erklang das Hauptthema des Films „Die Unbestechlichen“, gefolgt von einem Ausflug zu Florian Leopold Gassmann und der barocken Sinnlichkeit von „Trionfo d’amore“, dann schnell zurück zu Enrico Morricone und Sergio Leone mit den markanten Klängen des legendä-
ren Western „Für eine Hand voll Dollar“. Aus dem in Deutschland unter dem Titel „Zwei glorreiche Halunken“ gezeigten Meisterwerk „Il bouno, il brutto, il cattivo“ servierte das Quintett gleich drei Themen. Perlende Gitarrenklänge und kaskadenhafte Flötentöne, getragen von einem hochpräsenten Streichtrio.
Nach der Pause gab es ein Potpourri zur Filmmusik „Es war einmal in Amerika“, gefolgt von einer Aneinanderreihung weiterer Meisterwerke Morricones. Roberto Porronis Arrangements sind immer dicht am Original und doch weit abseits der Orchesterfassung. Die fein herausgearbeiteten Nuancen kann so nur ein auf höchstem Niveau agierendes Kammermusikensemble servieren. Violine und Flöte übernehmen immer wieder die Führungsrolle, die Gitarre schwebt über allem, während Viola und Cello die dunklen, erdigen Töne besorgen. Zum Finale wird die Melodie von „The Mission“ gespielt.
Die erste Zugabe ist ein überraschender Ausflug nach Argentinien und zur Leidenschaft des Tangos. Das Ensemble kommt drei Mal zurück auf die Bühne, landet ganz zum Schluss noch einmal beim Italowestern und der Musik zum finalen Duell des Films „Zwei glorreiche Halunken“, das in der Wiederholung einen würdigen Schlusspunkt setzt.