Lisa Fitz wünscht sich mutige Menschen ohne Angst
Lisa Fitz ist eine Frau, die weder ein Blatt vor den Mund nimmt, noch sich wegduckt, wenn es ernst wird. So gab sie sich am Mittwochabend bei ihrem Gastspiel im Rahmen der Acherner Gong-Kulturreihe in der Schlossberghalle in Großweier.
Schweigen, das gibt es für die 68-jährige Kabarettistin nicht. Gerade dann, wenn sich etwas anbahnt, das ihrem Weltbild so gar nicht entspricht, steht sie auf. Mutig fixiert Lisa Fitz den oder die Verursacher mit ihren hellen, blitzenden Augen und stellt sich dem Kampf. Möge er noch so aussichtslos sein.
Die in der Nähe von München aufgewachsene und einer Künstlerdynastie entstammende Lisa Fitz scheint sich selbst dem Alter wie eine Jeanne d’Arc entgegenzustellen. Blondgelockt, mit modernen schmalen Hosen über den knöchelhohen Stiefeletten und salopper Kurzjacke gibt sie ein jugendlich dynamisches Erscheinungsbild ab. Sie ist temperamentvoll und wortgewandt. Vor allem Letzteres hat Lisa Fitz viele Türen in Funk und Fernsehen geöffnet. Es scheint auch besser zu der taffen Frau aus Bayern zu passen als vorgegebene Schauspielrollen.
Lisa Fitz mag den Schlagabtausch, ob politisch oder sozialkritisch. Sie zielt und trifft. »Freie Rede, solange es noch geht«, lautet das lautstark verkündete Credo der ersten halben Stunde bei ihrem Auftritt in der Großweirer Schloßfeldhalle. Eingerahmt von zwei Bannern, hier eine sanfte Friedenstaube, dort ein kämpfender Soldat, macht sie ihrem Herzen Luft. Großmut, Demut, Hochmut. Wohin das führt? »Martin Schulz hat verstanden, Seehofer auch, nur Mutti bleibt unkaputtbar!« Die halte weiterhin an ihrem postheroischen Regierungsstil fest, einem Ruheregiment mit Empörungsverweigerung. Erst mal in Fahrt, lässt Lisa Fitz sich kaum noch bremsen und zieht über die heutige Form der Demokratie ihr eigenes Fazit: »Heute ist Demokratie, wenn vier Füchse und ein Hase abstimmen, was es zum Abendessen gibt!«
So nicht! Lisa will das Leben füllen mit mutigen Menschen, mit angstfreien Menschen, die wissen, um was es geht, die sich für sich selbst entscheiden und sei es, aufzustehen und einmal laut »Ich« zu rufen. Das Publikum ist gefordert und Theo, ein Einheimischer, wagt es. Seinen Mut belohnt die Powerfrau mit einer CD, doch angesichts seines alemannischen Dialekts fragt sie besorgt: »Oh, versteht ihr mich überhaupt?« Ja, man versteht sie und man bewundert sie, denn sie hat den Mut, den es braucht, um das zu bewahren, wofür manche Jahrzehnte gekämpft haben: für die Freiheit und nicht zuletzt die der Frau.
Fetziges Aufrütteln
Gekonnt verpackt Lisa Fitz ihre Aufrüttelmethode in Lieder, lässt mit fetzig rockiger Musik die Gedankengänge ihres aufmerksamen Publikums durchspülen und scheut sich derber Ausdrucksweisen nicht. Schließlich geht es um diese eine Welt, um die sie sich wegen »Cortexkillern« und »Massenverblödungswaffen« einzelner TV-Programme und Kaltblütigen in der Politik sorgt. Sie wirbt für Buddha und Einstein statt Friedrich Merz und Dieter Bohlen.
»Geh raus, nutz’ dein Hirn, es ist nicht fünf vor zwölf, es ist zehn vor eins«, singt sie und zitiert Emma Goldmann: »Das gewalttätigste Element der Gesellschaft ist die Unwissenheit!« Hier setzt sie an. Mit klarem Verstand, knallharten Argumenten und weiblichem Charme, der ihr kleine Grenzüberschreitungen durchgehen lässt. »So bin ich halt«, sagt sie lachend und singt besänftigend das Lied der weißen Tauben.
Das Publikum dankt es ihr mit tosendem Applaus. Damit die Synapsen nicht wieder in falsche Richtungen mutieren, gibt es zum Schluss lautstarken Hard-Rock mit »Steel Town« von Airbourne: »Stahlstadt, lebe frei und stolz«.