Siegfried Fischbacher ist tot

Magier Siegfried ist nach Krebsleiden gestorben

red/kna/afp
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14. Januar 2021
Der Entertainer Siegfried Fischbacher ist gestorben. Das Foto stammt aus dem Jahr 2012. (Archivbild)

Der Entertainer Siegfried Fischbacher ist gestorben. Das Foto stammt aus dem Jahr 2012. (Archivbild) ©Foto: dpa/Tobias Hase

„In der Zauberei ist alles möglich“ - davon war Siegfried Fischbacher überzeugt. Als „Siegfried & Roy“ wurde er mit seinem Partner weltberühmt. Wenige Monate nach Roy starb nun Siegfried.

Las Vegas - „Siegfried liegt im Sterben“, titelte eine Boulevard-Zeitung Anfang der Woche. Hoffnung gebe es keine, der Bauchspeicheldrüsenkrebs habe schon zu sehr gestreut. Am Donnerstag kam dann die traurige Nachricht: Nach Roy Horn, der im Mai 2020 an Covid-19 starb, ist nun auch der andere Teil des Magierduos „Siegfried & Roy“ tot. Der aus Rosenheim stammende Siegfried Fischbacher starb laut Medienberichten am Mittwochabend deutscher Zeit mit 81 Jahren auf seinem Anwesen „Little Bavaria“ in Las Vegas.

Kennengelernt hatten sich die beiden auf einem Luxusliner Anfang der 1960er Jahre, wo sie ihr Geld im Service verdienten. Zur Unterhaltung der Gäste durfte Siegfried, der hobbymäßig zauberte, hin und wieder ein paar Tricks zeigen; der ihm assistierende Roy hatte heimlich den Geparden Chico mit an Bord gebracht. Nachdem er in einem Bremer Zoo lange den Tierpflegern geholfen hatte, war ein inniges Verhältnis zu der Raubkatze entstanden, die er sogar an der Leine führte. Sie bekam eines Abends einen Überraschungsauftritt.

Keine weißen Tauben flogen gen Himmel, sondern Chico tat einen Sprung aus einer Kiste. Der Kapitän war entsetzt. Der unter den Gästen weilende amerikanische Präsident der Reederei Norddeutscher Lloyd sah jedoch eine Chance - und so nahm eine märchenhafte Karriere ihren Anfang. Im internationalen Unterhaltungs-Business setzten „Siegfried & Roy“ Maßstäbe. Waren Zauberer in Las Vegas zuvor nur Beiwerk, so schafften es diese Deutschen in der Stadt des Entertainments, abendfüllende Zaubershows zu veranstalten - für die ganze Familie. Ab 1990 hatten sie im Hotel Mirage ein nach ihren Wünschen konzipiertes Theater, in dem pro Vorstellung über 1.500 Leute Platz fanden.

Mit den Magiern traten ihre tierischen Kollegen auf: die berühmten weißen Tiger, aber auch weiße Löwen, eine weiße Riesenschlange und ein Elefant. Die Musik dazu schrieb Michael Jackson. Über 30 Jahre, sechs Tage die Woche, zweimal am Abend, war Showtime - nur zwölf Wochen im Jahr blieb es im Theater dunkel. Wer die Show je gesehen hat, erlebte ein Spektakel aus Licht und Magie, bei der Raubtiere zu friedlichen Schmusekatzen mutierten, weil Roy mit ihnen eins zu werden schien.

Drachentöter Siegfried

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Der blonde Siegfried verkörperte auf der Bühne klischeehaft den Drachentöter. Doch auch Helden sind verletzbar. Das wurde am 3. Oktober 2003 offenbar. An Roys 59. Geburtstag griff diesen ein Tiger an und verletzte ihn so schwer, dass das Aus der Show besiegelt war. Der Tierflüsterer überlebte, doch es wurde still um die „Meister des Unmöglichen“. Ihr Zauberspruch „SARMOTI“, der sich aus den Anfangsbuchstaben von „Siegfried and Roy, Masters of the Impossible“ zusammensetzt, verklang.

Die Entertainer zogen sich zurück. In ihrem „kleinen Bayern“ hatten sie sich ein Fantasy-Reich mit Palmen, Pool und Buddha samt bayerischem Herrgottswinkel eingerichtet. Auch Malereien, die Michelangelos berühmtem Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle entlehnt sind, durften nicht fehlen. Siegfried sei ein gläubiger Mensch, sagte einmal Dolore Fischbacher über ihren am 1939 geborenen Bruder. Während dieser in der Glitzerwelt sein Glück suchte, fand dessen drei Jahre jüngere leibliche Schwester ihres in der Ordensgemeinschaft der Mallersdorfer Schwestern.

Karriere beginnt mit Auftritt im Kloster

Am Beginn seiner Karriere in den 1960er Jahren trat Siegfried in ihrem niederbayerischen Kloster auf und zauberte vor Schülerinnen. Noch 2003 machte er Werbung für die Ordenszeitung der Gemeinschaft. Das von der Ordensfrau im rumänischen Frumoasa aufgebaute Waisenhaus unterstützten die Illusionskünstler finanziell. Auch Papst Johannes Paul II. schüttelten sie einmal die Hand. Als seinen Mentor bezeichnete der einstige Ministrant Siegfried seinen Rosenheimer Pfarrer Johannes Stadler. Der förderte sein schauspielerisches Talent und ließ ihn bei Feierlichkeiten zur Freude des Publikums die Lokalgrößen imitieren.

Guten Kontakt pflegten die Showgrößen zum Augsburger Zirkuspater Heinzpeter Schönig. Er segnete 1997 den „Secret Garden“, jenen Zoo, der eine der Attraktionen des Hotels Mirage in Las Vegas ist und - natürlich - weiße Tiger beherbergt. „Von Beginn ihrer Karriere bis zum heutigen Tag war und ist es für Siegfried & Roy ganz besonders wichtig auch etwas zurück zu geben“, heißt es auf ihrer Internetseite. Sie förderten soziale Einrichtungen und unterstützten mit ihrer SARMOTI-Stiftung den Schutz der Artenvielfalt. In diese wird nun auch ihr Vermögen fließen, wie es heißt.

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