Chansonnier Tim Fischer kommt ins Theaterhaus

„Mein Publikum muss mitdenken“

Christoph Forsthoff
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
03. Dezember 2019
Aus Liebe zum Chanson: Tim Fischer

Aus Liebe zum Chanson: Tim Fischer ©Foto: Sebastian Busse

Feste muss man feiern, wie sie fallen, sagt der Entertainer Tim Fischer. 30 Jahre Bühnenkarriere sind für ihn ein willkommener Anlass, das Genre zu pflegen, das ihm am liebsten ist: der Chanson. Die Gründe dafür verrät er im Interview.

Stuttgart - Zeitlos“ heißt Tim Fischers Programm, mit dem er am 4. Dezember im Stuttgarter Theaterhaus gastiert. Nach ziemlich wilden Zeiten in der Jugend pflegt der Chansonnier heute das Motto „Alles in Maßen“.

Herr Fischer, lieben Sie Jubiläen oder warum feiern Sie 30 Jahre Bühne so groß?

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Und das tue ich in Form eines Jubiläumsprogramms, für das ich 15 alte Lieder aus meinem Repertoire neu arrangiert habe, aber auch neue Songs präsentiere. Es gibt Stücke von zeitgenössischen Autoren wie Thomas Pigor und Sebastian Krämer, womit ich auch eine Art Kulturpflege betreibe innerhalb eines Genres, das gar nicht mehr so richtig existiert in Deutschland.

„Zeitlos“ heißt ihr Jubiläumsprogramm – ist Kunst immer zeitlos?

Nein. Es gibt auch in der Kunst Themen, die heute aktuell und morgen völlig langweilig und überholt sind. Aber es gibt eben auch diese wunderbaren Autoren wie Georg Kreisler und Friedrich Hollaender, die tatsächlich Themen aufgegriffen haben, die sich nahtlos in die Gegenwart transportieren lassen und uns heute genauso viel zu sagen haben wie damals. Leider, muss man bisweilen hinzufügen, wenn man etwa politische Umstände beleuchtet und feststellt: Das war vor achtzig Jahren genau der gleiche Missstand wie heute.

Der Chanson zweigt auch mal überraschend ab

Ist dem Chanson eine größere Zeitlosigkeit zu eigen als anderen Künsten?

Das Chanson hat ein sehr weites Spektrum und sehr viele Facetten. Es hält sich nicht wie der Schlager an der Oberfläche auf, wo der Verlauf der Geschichte schon vorher absehbar ist, sondern im Chanson gibt es sehr viele überraschende Abzweigungen.

Klingt nach einer Liebeserklärung an das Genre.

Es fordert mich einfach als Interpreten, da ich in ganz unterschiedliche Rollen schlüpfen und auch mein eigenes Ich zeigen kann. Und das spürt ein Publikum, in welchen Passagen man ihm etwas vorspielt, was durchaus auch zum Chanson gehört, und wo man ganz authentisch ist und Farbe bekennt: Ja, das liebe ich an diesem Genre.

Sehen Sie sich auch als einen politischen Sänger?

Ja, wobei ich ja kein durchweg politisches Programm habe und auch kein klassischer Polit-Sänger bin. Doch natürlich finde ich es wichtig, diese Facetten im Programm anzusprechen: Mein Publikum muss bei mir mitdenken und sich auch selbst positionieren.

Den Finger in die Wunde legen

Sind Sie lieber der traurige Clown oder der scharfe Spötter?

Für mich liegt das Geheimnis im Wechsel, den ja auch die Lieder schon vorgeben. Ich kann heute wie vor Jahren todtraurig sein, aber mich auch total des Lebens freuen, überdreht und überschwänglich sein. Oder ich suche mir eben bewusst Autoren aus, die den Finger auf die Wunde legen wie einen Thomas Pigor mit seinem gepfefferten Humor.

Sie tragen zwei Hörgeräte – ist das ein Problem auf der Bühne?

Es ist schwierig und eine Herausforderung, doch ich bin sehr froh, dass es diese Hilfen in Form von Hörgeräten gibt. Und sehr dankbar, dass bei mir noch ein großer Hörbereich vorhanden ist, denn ich ja nicht taub. Der eine trägt im Alter eine Brille, der nächste trägt einen Stock – und ich brauche eben Hörgeräte. Hauptsache, ich kann weitermachen.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kultur

José F. A. Oliver
27.03.2024
Kulturkolumne
Einst las ich den Satz, die Zeit sei eine blinde Führerin. Übersetzt hieß das für mich nichts anderes, als dass wir diejenigen sein sollten, die diese an die Hand nehmen müssten. In einer Welt, die groß ist und klein zugleich: Die Welt ist groß. Die Welt ist klein ...
Berühmten Kollegen setzte Anna Haifisch ein Denkmal. So zeigt sie in einer Zeichnung den Karikaturisten Saul Steinberg (1914–1999) beim Kampf gegen eine Schaffenskrise.
26.03.2024
Ausstellung in Straßburg
Noch bis zum 7. April sind im Straßburger Musée Tomi Ungerer Werke der deutschen Zeichnerin Anna Haifisch zu sehen. Sie stellt Menschen gerne oft als Tiere dar und karikiert Kollegen.
Gäste im "Grand Hotel Grimm" mit unlauteren Absichten: ein Zwerg mit langem Bart, ein unscheinbarer Handlungsreisender und eine elegante junge Dame mit dem Namen Rotkäppchen.
26.03.2024
Puppenparade Ortenau
Die „Berliner Stadtmusikanten“ des Theaters Zitadelle sind in die Jahre gekommen. Mit „Grand Hotel Grimm“ boten sie bei der Puppenparade in Lahr dennoch eine erfrischende Vorstellung.
Im Mittelpunkt der Tragödie: die Schwestern Chrysothemis (Elza van den Heever, links) und Elektra ­(Nina Stemme).
26.03.2024
Festspielhaus Baden-Baden
Das archaische Thema der Oper „Elektra“ ließ das Publikum bei der Eröffnung der Osterfestspiele Baden-Baden frösteln. Umjubelt wurden Sängerin Nina Stemme und Dirigent Kirill Petrenko.
Dietrich Mack. 
26.03.2024
Kulturkolumne
„Hoffnungsglück“ hat Goethe die Aufbruchstimmung genannt, die der Frühling verbreitet..Dieses Gefühl genießt auch der Kolumnist, der verrät, warum für ihn Bach nicht nur der fünfte, sondern auch der beste Evangelist ist.
Sechshändig am Klavier: die Schwestern Alisa und Lia Benner aus Lahr und Ennco Sinner aus Kippenheim.
19.03.2024
"Jugend musiziert"
Eine Auswahl der Besten beim Landeswettbewerb in Offenburg stellte sich in der Offenburger Reithalle vor, oft begleitet von Vater, Mutter oder Geschwistern.
Harte Szene im Gemüsekrimi: Dietmar Bertram hobelt eine Gurke, um sie zum Reden zu bringen.
17.03.2024
Lahr
Ein Detektiv spielt mit Essen: Dietmar Bertram präsentierte „Hollyfood – Die Gemüsekrimis“ bei der Puppenparade Ortenau im Lahrer Schlachthof.
Am Abgrund: In "A long way down" wird über ein ernstes Thema gealbert. 
17.03.2024
Offenburg
Mit britischem Humor thematisiert die Tragikomödie „A long way down“ die Selbstmordgedanken gescheiterter Existenzen. Für die Aufführung in der Oberrheinhalle gab es viel Beifall.
Von Gier befeuert: Carsten Klemm (rechts) als Kunstfälscher Fritz Knobel und Luc Feit (links) als Skandalreporter Hermann Willié. 
17.03.2024
Lahr
Den Skandal um die angeblichen Hitlertagebücher des Kunstfälschers Kujau brachte die Landesbühne Esslingen mit „Schtonck“ auf die Bühne.
Arbeiten aus mehr als drei Jahrzehnten zeigt Karl Vollmer im Artforum.
17.03.2024
Offenburg
Karl Vollmer reflektiert das Zeitgeschehen und bezieht Position. Zwei Werke seiner Ausstellung „Wider Erwarten – Ortung“ beim Kunstverein Ortenau hat er Alexej Nawalny gewidmet.
Das Trio Van Beethoven erhielt frenetischen Schlussbeifall.
13.03.2024
Achern
Das Trio Van Beethoven eroberte am Sonntag mit Werken von drei weitgehend unbekannten Komponisten das Publikum in der Alten Kirche Fautenbach.
Mit ein bisschen Absurdität und jeder Menge Witz ließ das Theater Handgemenge seinen König auf Reisen gehen.
13.03.2024
Kehl
Das Schattenspiel um Herrn König bescherte dem Kehler Publikum einen großartigen Puppenparade-Abend

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.