Musikalische Wortakrobaten singen über Politik und Liebe
Silvana und Thomas Prosperi, die als Faltsch Wagoni auftreten, verstehen sich als Gesamtkunstwerk. Was darunter zu verstehen ist, zeigten sie am Donnerstagabend im Bürgersaal Achern mit ihrem Programm „Auf in den Kampf, Amore!“.
Man muss sich selbst neu erfinden und alles ein bisschen anders machen als andere. Ein Rezept für den Erfolg? Das könnte es zumindest für Silvana und Thomas Prosperi gewesen sein, die bereits seit 37 Jahren als Faltsch Wagoni auftreten und mit „Musik-Kabarettisten“ nur unzureichend beschrieben wären. Bei ihnen ist auch eine ganze Menge intelligente Wortakrobatik im Spiel. Bestechend ist zweifelsohne die exzellente Musikalität!
Die beiden Künstler betreten die Bühne und legen sogleich los. Sie singt und schlägt den Rhythmus auf einer scheinbar selbstgebastelten Trommel, er begleitet sie auf der Gitarre. Und schon ist man hin und weg! Es ist ihre wunderbare Stimme, die gefangen nimmt, dunkel, einschmeichelnd, ja fast betörend. Und so ist man größtenteils auf die Songs fixiert, mit denen die beiden alternierend ihr Programm gestalten. Das reißt nun definitiv nicht vom Sitz, sondern ist eher wortspielerisch skurril und lässt ein kleines bisschen das Salz in der Suppe vermissen.
Das soll freilich die Verdienste der beiden um kuriose Wortschöpfungen nicht schmälern („Schwestriarchat unter einem weiblichen König“, „Wir setzen nicht aufs Bruttosozialprodukt, sondern auf Nettobrutalwohl“, „Kiffer-Kohldampf“, „Das Gefühl nutritiver Erlösung“). Auch die Sicht auf die Defizite unserer Gesellschaft ist nachvollziehbar. Faltsch Wagoni beschwört das Land Empörien, wo man sich eben empört und nicht mit den Wölfen heult und vor allem, wo man sich auch liebhat. Deshalb der Song: „Politik und Liebe, dass es das gibt, oh, ich bin entzückt!“. Es wird alles thematisiert, was nur irgendwie mit Politik und Liebe zu tun hat, und das kommt zuweilen auch ganz angenehm ironiefrei daher.
Tretmühlen der Bürokratie
„Haben Sie sich eigentlich schon mal integriert?“, fragt Thomas und erläutert: „Sich integrieren bedeutet, sich erneuern, ergänzen, geistig auffrischen! Würde uns vielleicht allen mal guttun!“. Wer wollte dem widersprechen? Und Silvana fragt: „Wie soll denn unsere Gesellschaft prosperieren, wenn an allen Ecken und Enden Vorschriften lauern?“. Richtig, das kann natürlich nicht klappen. Und so erstaunt es freilich auch nicht, dass Zuwanderung ein Thema ist, wo „die Tretmühlen der Bürokratie erbarmungslos mahlen!“. Dem wird dann sogleich der passende Song hinterhergeliefert: „Leben in der Warteschleife“ mit dem Tenor, dass, wer allzu lange wartet, notgedrungen hassen muss.
Auch am vermeintlich schiefen Frauenbild in der Gesellschaft wird gekratzt: Die Frauen sind die „Dekos“, die Dekoration für die Obermacker. „Für uns sind Frauen Frauchen, sowas wie Wauwauchen!“. Die beiden dachten doch tatsächlich, dass diese Zeiten vorbei seien, doch denkst’e, erklären sie. Sie sind jedenfalls gegen Machos mit „ihrem abgefuckten Frauenbild“.
Am Ende heißt es wieder musikalisch: „Die Zukunft braucht Streiter, sie erledigt sich nicht“ (von selbst) und das wird dann auch noch auf die Liebe, die Fairness und die Freiheit ausgedehnt. Denn: Das alles erledigt sich nicht, wenn wir nichts selbst unternehmen. Großer Applaus! Danke! Lektion gelernt!