Festival Musica in Straßburg

Quatuor Béla: Grenzgänge mit Drehleiter und Walzenklavier

Jürgen Haberer
Lesezeit 3 Minuten
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05. Oktober 2019
okalharmonien am Synthesizer: das Streichquartett Quatuor Béla mit Pianist Wilhlem Latschoumia (links).

okalharmonien am Synthesizer: das Streichquartett Quatuor Béla mit Pianist Wilhlem Latschoumia (links). ©Jürgen Haberer

Das Streichquartett Quatuor Béla zählt zu den wenigen Ensembles, die im Grenzbereich der Stilepochen und Genres wandeln. Bei seinem Debüt im Rahmen des Festivals Musica servierte das Begleitensemble des legendären Albert Macoeur eine Melange aus organisch und mechanisch erzeugten Klängen. 

Das Streichquartett Quatuor Béla zählt zu den wenigen Ensembles, die im Grenzbereich der Stilepochen und Genres wandeln. Bei seinem Debüt im Rahmen des Festivals Musica servierte das Begleitensemble des legendären Albert Macoeur eine Melange aus organisch und mechanisch erzeugten Klängen. 

Eine Violine wetteifert mit einem mechanischen Walzenklavier, ein altes Grammophon und ein Musikautomat mit Drehleier und Trommel mischt sich ein in den Dialog der Streicher mit einem präparierten Klavier. Das 2006 gegründete, in der Nähe von Chambéry in den französischen Alpen beheimatete Quatuor Béla hat seine Forschungsarbeit im Spannungsfeld der Genres und Stilepochen um eine weitere Nuance erweitert.

Alte und neue Musik, Klassik, Jazz und Rockklänge würfelt das Streichquartett nicht nur im Rahmen seiner Kollaboration mit Albert Marcoeur wild durcheinander. Es hat sich auf den Weg gemacht, nach einer neuen Ausdrucksform der Kammermusik zu suchen, die Fesseln festgefügter Schablonen zu sprengen. 

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Bei seinem Auftritt am Mittwochabend im Rahmen des Festivals Musica im „Point d’Eau“ in Ostwald hat Quatuor Béla gemeinsam mit Pianist Wilhem Latschoumia ein neues Kapitel aufgeschlagen. Boogie-Woogie, Swing und Kirmesmusik klingen an, das hämmernde Walzenklavier konkurriert mit Streichinstrumenten, präpariertem Klavier und Synthesizern gleichermaßen. Zwischendurch gruppiert sich das Quintett um ein Keyboard, steigt in Vokalharmonien ein, streut Fragmente von Barockharmonien ein, eine romantische Phrase, aber auch einen Gassenhauer aus den 1930er-Jahren. 

Das gut 90-minütige Konzert, das die Uraufführung des jüngsten Streichs von Albert Marcoeur einleitet, steckt voller Überraschungen und Zwischentönen. Quatuor Béla bewegt sich dabei aber frei von Effekthascherei. Die musikalischen Collagen des technisch auf hohem Niveau agierenden Ensembles, wirken durchdacht und entwickeln einen ganz eigenen Charme. Es verwundert nicht, dass am Ende zwei weitere Uraufführungen anklingen, bei denen die vier Streicher auf alte Instrumente, auf Drehleier und eine Nyckelharpa, die mit einem Trichter ausgestatte Strohvioline, zurückgreifen. 

Bandura und  Lendenschurz

Einen Sprung über die Jahrhunderte hinweg wagte auch der Sänger und Tänzer Francoise Chaignaud, der am Donnerstagabend mit seiner Partnerin Marie-Pierre Brébant im Saal der Straßburger Börse gastierte. Zwei Akteure im Lendenschurz, eine Bandura aus der Ukraine, eine Mischung aus Laute und Zither, dazu eine Aneinanderreihung von 69 Gesängen von Hildegard von Bingen. 
Das um das künstliche Fragment einer gotischen Mauer auf dem Fußboden platzierte Publikum erlebte eine zweistündige Zeitreise mit meditativem Charme und sinnlichen Unterton. Es tauchte ein in eine Mischung aus gregorianischem Gesang und wunderbar perlenden Klangbildern, kombiniert mit den Gesten des modernen Ausdruckstanzes. 

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