Berlin

Schorsch Kamerun mistet das Bauhaus aus

dpa
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19. Juni 2019
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Regisseur Schorsch Kamerun in der Volksbühne Berlin.

Regisseur Schorsch Kamerun in der Volksbühne Berlin. ©dpa - Jens Kalaene

Dass vor 100 Jahren das Bauhaus gegründet wurde, können manche vielleicht schon nicht mehr hören. Was ist eigentlich übrig geblieben von der Designschule aus Deutschland, die weltweit Spuren hinterlassen hat?

Das fragt sich auch der Hamburger Regisseur, Clubgründer und Goldene-Zitronen-Sänger Schorsch Kamerun. An der Berliner Volksbühne plant er dazu ein Theaterstück.

«Das Bauhaus Ein rettendes Requiem» wird an diesem Donnerstag (20. Juni) erstmals gezeigt. Von den Auftraggebern habe es die Idee gegeben, das Bauhaus zu beerdigen. Der Vorschlag, das Bauhaus einfach «in einen Sarg zu stecken», sei ihm künstlerisch etwas zu linear gedacht gewesen, meinte Kamerun. «Aber ich fand richtig, dass man überprüft, was von der Bauhaus-Urhaltung noch übrig geblieben ist.»

Die Welt neu denken 

Architekt Walter Gropius hatte 1919 das Bauhaus in Weimar gegründet. Dort wollten Künstler die Welt neu denken, es entstanden Möbel, Gebäude und Wohnsiedlungen. Manche kritisieren, dass heute oft nur noch diese Designobjekte und Kubushäuser in Erinnerung sind.

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Für Kamerun hat das Bauhaus noch etwas Spannendes. «Es ist nicht nur gefeierte Symbolik für alle, sondern auch eine besondere Fantasieoberfläche, ein riesiges Versprechen von Ausprobier-Utopie, das interessant bleibt», sagte Kamerun der Deutschen Presse-Agentur vor den Proben. «Das universelle Bauhaus-Gefühl, mit diesem unkaputtbaren Satz "Die Welt neu denken".»

Neues Theaterstück 

Das Grund-Bauhaus habe noch immer eine unglaubliche Wucht. «Nur seine Zuschreibung, die verklärt sich», sagte Kamerun. Man könne Gropius vorwerfen, dass er das Bauhaus für sich genommen habe, seinen Vorteil daraus gezogen habe. Auch die Geschichte der Frauen des Bauhauses sei eine, die unter den Tisch fallend und grundfalsch erzählt sei.

In seinem Theaterstück will der 56-Jährige zurück zu den Grundideen und das Bauhaus erstmal beenden, «um nach dem Ausmisten endlich wieder unverklebt darüber denken zu können». Dann sei eine kollektive Feier des Neuen, des Experimentellen und Unausrechenbaren geplant, die - «und das ist meine große Hoffnung - nicht aussieht wie ein Freischwinger Stuhl».

Kamerun ist Mitgründer des Hamburger Golden Pudel Clubs. Dass Wohnungen heute manchmal komplett durchgestylt sind, ist nicht sein Ding. «Dieser Herzeigstolz geht mir auf den Zeiger. Man kauft sich Bauhaus-Lampen oder Stühle, weil man präsentieren will, dass man sich das leisten kann, dass man überlegenen Geschmack hat. Doch damit ist diese schicke Selbstaufhellung gleichzeitig auch schon wieder tot. Denn wenn alles geschmackvoll ist, ist nichts mehr geschmackvoll. Also langweiliger geht es nicht.»

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