Singakademie Ortenau führte Monteverdis »Marianvesper« auf
Mit Monteverdis »Marianvesper« gelang der Singakademie Ortenau, dem Collegium Vocale Strasbourg-Ortenau und den Musiciens sans frontières Alsace-Ortenau unter der künstlerischen Leitung von Olaf Fütterer am Wochenende eine glanzvolle Aufführung.
Es war ein weiterer grenzüberschreitender Meilenstein – zumindest musikalisch betrachtet: Unter dem Leitthema »Vox Rheni – Kultur im Herzen Europas« erklang Claudio Monteverdis (1567-1643) »Marienvesper« (Vespro della beata Vergine) am Samstag im badischen Kloster Erlenbad und nur einen Tag später in der Abtei »St. Mauritius« in Ebersmunster im Elsass.
Natürlich waren die Erwartungen hoch gesetzt, für die beteiligten Musiker und Sänger eine Herausforderung allemal: »Es ist ein Abenteuer, weil wir heute nicht genau wissen, wie die Musik des an der Wende von der Renaissance zum Barock lebenden Monteverdi tatsächlich geklungen hat«, erklärte Olaf Fütterer vor Konzertbeginn. Seinerzeit hat Monteverdi dem »alten« Stil der Chorpolyphonie den begleiteten Einzelgesang gegenübergestellt, was später zu Rezitativ und Arie führte.
Das monumentale Werk aus dem Jahr 1610, ein Höhepunkt der europäischen Musik, bietet jedenfalls ein nicht alltägliches Klangerlebnis. Es enthält mehrere Hauptteile des Abendgottesdienstes wie die fünf Vesperpsalmen sowie das Magnificat, dazu vier »Concerti« als generalbassbegleitete Solokonzerte. Die Besetzung ist mit sieben Solostimmen, einem Doppelchor und Instrumenten angegeben. Die Texte sind in lateinischer Sprache.
Chöre in Bestform
Italienischer Frühbarock breitete sich gleich zu Beginn in der voll besetzten Kirche aus. Hier liefen die Chöre der Singakademie Ortenau und des Collegium Vocale Strasbourg-Ortenau zur Bestform auf. Beide trugen an diesem Abend mit sauberer Intonation und differenzierter Klangentfaltung entscheidend zum Erfolg der Aufführung bei. Es machte einfach Spaß, den Psalmen zu folgen. Die ausladende Akustik erhob den Gesang zu höheren Dimensionen.
Solistisch bereichert wurde das Sakralwerk an den beiden Abenden von Anja Petersen (Sopran), Gabriele Hierdeis (Sopran), Judith Ritter (Alt), sowie von Peter Koppelmann (Tenor) und Clemens Morgenthale (Bass). Statt des angekündigten Tenors Boris Pohlmann sang Giovanni Da Silva, sein Kollege beim WDR. Sämtliche Solisten bestachen durch ausgewogene Ausdrucksstärke im Einklang mit dem Orchester und dem Chor. Wobei die Frauenstimmen hier runder und klangschöner ausfielen. Vor allem die Sonata sopra »Sancta Maria« zauberte mit klarer Stimme einen herrlichen akustischen Klang.
Aufhorchen ließen nicht zuletzt die Passagen, in denen die Solisten überwiegend vom sonoren und warmen Klang von Violoncello und Kontrabass begleitet werden, so zum Beispiel beim »Nigra sum« oder »Pulchra est«. Als ausgesprochen himmlisch erwiesen sich auch das Concerto »Audi coelum« (Himmel höre . . . ) und zuvor das Duo Seraphim. Klare Stimmgebung und sichere Verzierungskunst prägten die mehrstimmigen Passagen.
Sicheres Dirigat
Den anspruchsvollen Orchesterpart führten ebenso stilsicher und klangvoll die Musiciens sans frontières Alsace-Ortenau aus. Unter dem sicheren Dirigat von Olaf Fütterer verliehen die Musiker der vor über 400 Jahren entstandene »Marianvesper« frische Farben und Klänge. Insgesamt ein exzellentes Konzert gleichrangiger Partner, das Herz und Gemüt berührte und den hochgesteckten Erwartungen entsprach. Für die musikalische Feier gab es langen und starken Beifall.