„Star Trek“: 58 Jahre unendliche Weiten und Weisheiten
Erinnern Sie sich noch an das unverwechselbare Intro, mit dem jede Folge der legendären Science-Fiction-Serie „Raumschiff Enterprise“ beginnt?
„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“
8. September 1966: Premiere von „Star Trek“
Der 8. September dürfte bei allen Trekkis, den Fans des „Raumschiffs Enterprise“ – „ Star Trek“ in der englischen Originalversion –, rot im Kalender stehen. Denn dieses Datum erinnert als „Star Trek Day“ (Star-Trek-Tag) an die Premiere der Science-Fiction-Serie am 8. September 1966 im US-Fernsehsender NBC.
Wie war das noch mit Captain James T. Kirk, Commander Mr. Spock, Schiffsarzt Dr. Leonard „Pille“ McCoy und Chefingenieur Montgomery „Scottie“ Scott? Eine Zeitreise in zurück in die Zukunft:
1966 waren sie noch taufrisch: Leonard Nimoy (li. u.) , Deforest Kelley (re. o.), Nichelle Nichols (li. o.), William Shatner (re. u.).
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Szene aus Start´Trek: Star Trek: The Motion Picture“ aus dem Jahr 1979: mit Leonard Nimoy (v. li. n. re.); William Shatner und Deforest Kelley.
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Der 8. September gilt unter Trekkies zwar als offizieller Premierentermin. Doch tatsächlich lief die Auftaktfolge der ersten Staffel „The Man Trap“ bereits am 6. September 1966 – also zwei Tage früher, im kanadischen Fernsehen auf dem Sender CTV.
Das deutsche Fernsehpublikum musste deutlich länger auf diese Folge warten. Bei der Erstausstrahlung von „Raumschiff Enterprise“ zwischen 1972 und 1974 hatte das ZDF „The Man Trap“ schlicht übergangen. Es dauerte bis zum 28. September 1987, bis der Privatsender SAT 1 die erste synchronisierte Fassung unter dem Titel „Das letzte seiner Art“ in deutscher Sprache zeigte.
Langlebigstes Science-Fiction-Franchise-Produkt aller Zeiten
„Star Trek“ (auf Deutsch „Sternenreise“, „Sternentreck“, „Reise durchs All“) ist das langlebigste Science-Fiction-Franchise-Produkt aller Zeiten. Seit 50 Jahren begeistert das von Regisseur Gene Roddenberry erdachte „Star-Trek“-Universum Fans in aller Welt.
„The Final Frontier„(1989): (v. li. n. re.) Leonard Nimoy – Spock, George Takei – Hikaru Sulu, Walter Koenig – Pavel Chekov, James Doohan – Mr. Scott, DeForest Kelley – Dr. Leonard McCoy, Nichelle Nichols – Uhura, William Shatner – Captain James T. Kirk
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Von 1966 bis 1969 wurde in den USA das Original „Raumschiff Enterprise“ unter dem Titel „Star Trek“ erstmals ausgestrahlt. Insgesamt wurden bisher 703 TV-Episoden, 13 Kinofilme und mehr als 1000 Comics produziert.
Es ist eine Tatsache, dass in „Star Trek“ mehr steckt als Popkultur, Action und Technik-Geplauder. Ursprünglich sollte die Originalserie bereits im Jahre 1965 starten, wurde aber um ein Jahr nach hinten verschoben. Die Ur-Serie lief dann von 1966 bis 1969.
„Star Trek“ und die Philosophie
Kommen wir also zu den zentralen Fragen des „Star-Trek“-Universums: Wiegt das Wohl vieler schwerer als das Wohl eines einzelnen? Ist Logik der Anfang aller Weisheit? Brandaktuelle philosophische Fragen, die in „Star Trek“ aufgeworfen werden.
Den NBC-Verantwortlichen waren die ersten Folgen zu vergeistigt, zu intellektuell, zu abgehoben. Man störte sich daran, dass zu viel Philosophie in der Serie steckte. Was auch stimmte. Denn Roddenberry wollte philosophische Ideen auf populäre Art und Weise durch das Medium einer Science-Fiction-Serie darstellen.
„Star Trek II: The Wrath of Khan“: „Weil das Wohl von Einem genauso schwer wiegt, wie das Wohl von Vielen“.
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Rekurs auf die Philosophiegeschichte
In der Originalserie werden verschiedene philosophische Themen und philosophiegeschichtliche Epochen e angesprochen – von Platon (428-248 v. Chr.) bis Immanuel Kant (1724-1804) bis zu Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831).
Wie alle Vulkanier hat auch der terrestrische Vulkanier Mr. Spock nach oben hin spitz zulaufende Ohren und grünes Blut.
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Mr. Spocks Spruch, dass die Logik der Anfang aller Weisheit ist, kann man auch dem deutschen Idealisten in den Mund legen. Rationales und logisches Denken sind für den Vulkanier das höchste Gut und Vermögen. Spock muss sein Tun immer logisch begründen. Hinter seinen rituellen Akten als Vulkanier verbirgt sich Logik und Rationalität.
Originalplakat des Kinofilms „Star Trek III: The Search for Mr. Spock“ aus dem Jahr 1984.
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Wiegt das Wohl von Einem genauso so schwer wie das Wohl von Vielen?
Im dritten „Stark-Trek“-Kinofilm „Start Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock“ aus dem Jahr 1984 fällt folgender zentraler Satz:
- Spock fragt Captain Kirk, warum der ihn gerettet hat und dabei das Leben seiner Crew aufs Spiel setzte.
- „Spock: ‚Aber warum haben Sie es getan?‘
- Kirk: ‚Weil das Wohl von Einem genauso schwer wiegt, wie das Wohl von Vielen!‘“
- Spock ist zunächst der Meinung, das Glück vieler mehr wert sei als das Glück eines Einzelnen. Was ja nur logisch ist.
Originalposter der erste Serie von „Star Trek“, 1966-1969.
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Diese Frage wird auch in der heutigen Ethik diskutiert. In den „Star-Trek“-Filmen wird gezeigt, wie sich Kirk mit seiner Crew in große Gefahren begibt, um Spock zu retten. „Star Trek“ III gipfelt in dem Satz: „Das Wohl von Vielen, es wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen oder eines Einzelnen.“ Schon Hegel hat festgestellt, dass man den Wert des Glück nicht an der Zahl der Glücklichen fest machen kann.
„Star Trek“ als Pionier von Multikulti
„Star Trek“ war in den rassistisch geprägten 1960er in den USA auch deshalb so revolutionär, weil ein Russe (Pavel Andreievich Chekov), ein Chinese (Lieutenant Hikaru Sulu), eine Afroamerikanerin (Lieutenant Nyota Uhura) zusammen mit einem Amerikaner (Captain James T. Kirk) und einem spitzohrigen Besserwisser (Commander Spock) gemeinsam auf der Kommandobrücke Dienst tun.
Hinter dieser multikulturellen Konstellation stand eine zentrale Idee Roddenberrys: die Gleichheit aller Wesen, die über freien Willen verfügen. Und da gehört der Halb-Vulkanier Mr. Spock genauso dazu wie die Vertreter der unterschiedlichen terrestrischen Völker. Kommunikationsoffizier Lieutenant Nyota Penda Uhura, gespielt von Nichelle Nichols, hat dabei eine besondere Rolle inne.
Kommunikationsoffizier Lieutenant Nyota Penda Uhura, gespielt von Nichelle Nichols, (hier mit Mr. Spock, gespielt von leonard Nimoy) hat dabei eine besondere Rolle inne.
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Afroamerikanerin auf der Kommandobrücke
Es war der amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King, der die Schauspielerin motiviert hatte, weiter in der Serie mitzuspielen, wie der Hegel-Forscher und „Star-Trek-Experte Klaus Vieweg erläutert, der an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Professor für Philosophie ist. Nichosl hatte ein anderes Angebot. „You don’t have a black role, you have e equarl role“ („Du hast keine schwarze Rolle, sondern Du hast eine gleiche Rolle“), so Martin Luther King.
„Im Fernsehen ist eine schwarze Frau, die ist kein Kindermädchen, sondern arbeitet auf der Kommandobrücke. Das war damals während der Hochphase der Diskriminierung von Schwarzen in den USA nicht die Normalität“, sagt Vieweg.