Kultur

Straßburger Rheinoper: „Picture a day like this“

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18. September 2024
Die namenlose Frau (Ema Nikolovska, rechts) mit dem Liebespaar (Cameron Shahbazi und Beate Mordal) in einer Szene von „Picture a day like this“.

Die namenlose Frau (Ema Nikolovska, rechts) mit dem Liebespaar (Cameron Shahbazi und Beate Mordal) in einer Szene von „Picture a day like this“. ©Klara Beck/Opéra national du Rhin

Vielfalt an Klängen verbunden mit poetischer Ausdruckskraft: Die Straßburger Rheinoper zeigt zum Saisonstart das zeitgenössische Werk „Picture a day like this“

Die Oper dauert zwar nur eine Stunde. Aber das Werk „Picture a day like this“ (Stell dir einen Tag wie diesen vor) zeigt einen komplexen Irrlauf durch das Labyrinth menschlicher Gefühle und berührt existenzielle Lebensfragen. Mit dieser außergewöhnlichen Komposition des Briten George Benjamin mit einem Text von Martin Crimp beginnt die Straßburger Rheinoper ihr Programm für die Saison 2024/25.

Es ist ein komprimiertes Stück, das man als Kammeroper bezeichnen kann, mit nur fünf Gesangssolisten, von denen einige zwei Rollen übernehmen. Einen Chor gibt es nicht. Auch das Orchester stellt mit seinen etwa 20 Musikern nicht gerade ein bombastisches Sinfonieorchester dar, verfügt aber mit seiner Besetzung von den Streichern über Holzbläser, Schlagzeug, Trompete und Harfe über ein breites Klangspektrum.

Im Mittelpunkt steht eine namenlose Frau, die ihr neugeborenes Kind verloren hat. Sie erfährt, dass sie das Baby wieder zum Leben erwecken kann, wenn sie den Knopf eines Kleidungsstücks eines wahrhaft glücklichen Menschen bekommt. Die Oper stellt die Suche der verzweifelten Mutter nach Menschen dar, die diese Voraussetzungen erfüllen. Es ist eine mühsame, scheinbar vergebliche Suche.

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Die Frau trifft eine Reihe von Personen, die keinen Namen tragen, sondern durch eine Funktion charakterisiert sind. Zuerst stößt sie auf ein Liebespaar, das augenscheinlich ganz seine Leidenschaft lebt. Aber kaum taucht die Frau auf, geraten die Liebenden in einen heftigen Disput. Auch bei der Begegnung mit einem Handwerker, sinnigerweise ein ehemalíger Knopffabrikant, erreicht die Frau ihr Ziel nicht. Der Mann bezeichnet sich zwar zunächst als „extrem glücklich“. Später zeigt sich aber, dass es sich um einen Gescheiterten und Deprimierten handelt.

Deprimierende Suche

Ebenfalls negativ verlaufen die Gespräche mit einer berühmten Komponistin und einem einsamen Kunstsammler. Er führt die verwaiste Mutter aber in einen Fantasiegarten, wo sie die geheimnisvolle Zabelle trifft. Sie ist jedoch ein Fabelwesen, kein realer Mensch. Auf das inständige Drängen der Frau, von Zabelle den Knopf zu erhalten und so deren Glück zu teilen, entgegnet diese: „Ich bin nur glücklich, weil ich nicht existiere.“ So stößt die verzweifelte Frau bei ihren Begegnungen auf Eifersucht, Entfremdung, Eitelkeit und Einsamkeit. Es ist eine größtenteils deprimierende Reise durch die menschliche Gesellschaft.

Komponist George Benjamin verwendet bei jeder Etappe der Oper, die erstmals im vergangenen Jahr beim Festival d’Aix-en-Provence aufgeführt wurde, eigene Kompositionstechniken und unterstreicht so die Gliederung der Handlung. Auffällig ist die Vielfalt an Klängen und der Farbreichtum der Musik.

Die Gesangspartien unterstreichen die poetische Ausdruckskraft des Textes. Die Solisten, allen voran die Mezzosopranistin Ema Nikolovska in der Hauptrolle, zeigten sich dieser Herausforderung gewachsen. Alphonse Cemin, der die musikalische Leitung hat, ist es gelungen, „Picture a day like this“ zu einem bemerkenswerten Gesamtkunstwerk zu formen.

INFO: Weitere Vorstellungen sind heute, Mittwoch, und Freitag, 20. September, jeweils 20 Uhr, im Straßburger Opernhaus am Broglieplatz. Internet: www.operanationaldurihn.eu

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