Berlin

Trauer um Filmproduzent Artur Brauner

dpa
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
08. Juli 2019
Filmproduzent Artur Brauner starb am Sonntag im Alter von 100 Jahren in Berlin.

Filmproduzent Artur Brauner starb am Sonntag im Alter von 100 Jahren in Berlin. ©dpa - Bernd von Jutrczenka

Artur Brauner, einer der erfolgreichsten Filmproduzenten im Nachkriegsdeutschland, ist im Alter von 100 Jahren gestorben. Das teilte seine Familie am Sonntagabend mit. Brauner sei friedlich eingeschlafen. Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung berichtet.

Der 1918 im polnischen Lódz geborene Brauner arbeitete mit Stars wie Romy Schneider, Curd Jürgens, Caterina Valente, Maria Schell, O.W. Fischer und Heinz Rühmann zusammen und verhalf dem deutschen Film nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu Ansehen.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte Brauner als «einen der wichtigsten Filmproduzenten der jungen Bundesrepublik». «Dass er als ehemals verfolgter polnischer Jude nach dem Zweiten Weltkrieg in das Land der Mörder seiner Familie ging, um Filme zu produzieren und sich auch für den demokratischen Wiederaufbau Deutschlands engagiert einsetzte, ist ein wahres, ein großes Geschenk für unser Land», hieß es in einer Mitteilung.

Auch Berlins Kultursenator Klaus Lederer würdigte Brauner. «Atze Brauner - danke für alle Anstrengungen, das "Nie wieder" in einer Gesellschaft zu verankern, die nichts gewusst haben will», schrieb er auf Twitter.

In Brauners Berliner Central Cinema Company-Studios (CCC) entstanden 700 Kinofilme und TV-Produktionen. Er brachte Filme wie «Der brave Soldat Schwejk», «Der Tiger von Eschnapur», «Dr. Mabuse» und «Mädchen in Uniform» auf die Leinwand.
Brauner, der 49 jüdische Verwandte in den Konzentrationslagern der Nazis verlor, erinnerte außerdem mit zahlreichen Filmen an das Schicksal der Holocaust-Opfer. Bereits 1948 hatte Brauner bei den Filmfestspielen in Venedig «Morituri» über die Flucht von Häftlingen aus einem Konzentrationslager gezeigt.

- Anzeige -

Aufsehen erregte die nach einer wahren Geschichte entstandene Brauner-Produktion «Hitlerjunge Salomon» (1990/Regie Agnieszka Holland). Darin gibt sich ein jüdischer Junge als Hitler-Junge aus, um zu überleben. Das Drama gewann einen Golden Globe, wurde von der deutschen Auswahlkommission überraschend aber nicht für einen Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert. Im Gegensatz zu Deutschland war der Film in den USA ein großer Publikumserfolg.

«Auschwitz-Überlebende in aller Welt verabschieden sich von Artur Brauner mit Wehmut und großer Dankbarkeit», sagte Christoph Heubner, Vizepräsident Internationales Auschwitz Komitee, am Sonntagabend laut Mitteilung. «Sein Wille, der Welt vor Augen zu führen, was in den Lagern der Nazis und während des Holocaust geschehen war, rührte aus dem eigenen Erleben und dem nie endenden Schmerz angesichts des Verlustes vieler seiner Familienangehörigen.» In vielen Filmen habe er den Ermordeten und den Überlebenden eine Stimme gegeben.

Brauner überlebte den Holocaust versteckt in der Sowjetunion. 1946 kam er nach Berlin und gründete seine Filmgesellschaft. In den CCC-Filmstudios war Brauner zu Beginn gleichzeitig Produzent, Atelierchef, Dramaturg, Besetzungschef und Buchhalter. Er verfilmte auch zahlreiche Abenteuerromane wie «Der Schut» und «Old Shatterhand» mit Lex Barker und Pierre Brice.

Brauner, Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen, war jahrzehntelang gemeinsam mit seiner Frau Maria Stammgast bei den großen gesellschaftlichen Ereignissen Berlins. Brauners Tochter Alice führt als Produzentin bereits seit einigen Jahren das Lebenswerk ihres Vaters fort.

Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, schrieb bei Facebook: «Artur Brauners Durchhaltewillen, seine Zielstrebigkeit und seine unbedingt lebensbejahende Einstellung beeindruckten jeden, der das Glück hatte, ihn kennenzulernen. Mit ihm verlässt uns ein Mensch, der Generationen geprägt und unser Land bereichert hat. Er wird uns fehlen.»

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kultur

José F. A. Oliver
vor 22 Stunden
Kulturkolumne
Einst las ich den Satz, die Zeit sei eine blinde Führerin. Übersetzt hieß das für mich nichts anderes, als dass wir diejenigen sein sollten, die diese an die Hand nehmen müssten. In einer Welt, die groß ist und klein zugleich: Die Welt ist groß. Die Welt ist klein ...
Berühmten Kollegen setzte Anna Haifisch ein Denkmal. So zeigt sie in einer Zeichnung den Karikaturisten Saul Steinberg (1914–1999) beim Kampf gegen eine Schaffenskrise.
26.03.2024
Ausstellung in Straßburg
Noch bis zum 7. April sind im Straßburger Musée Tomi Ungerer Werke der deutschen Zeichnerin Anna Haifisch zu sehen. Sie stellt Menschen gerne oft als Tiere dar und karikiert Kollegen.
Gäste im "Grand Hotel Grimm" mit unlauteren Absichten: ein Zwerg mit langem Bart, ein unscheinbarer Handlungsreisender und eine elegante junge Dame mit dem Namen Rotkäppchen.
26.03.2024
Puppenparade Ortenau
Die „Berliner Stadtmusikanten“ des Theaters Zitadelle sind in die Jahre gekommen. Mit „Grand Hotel Grimm“ boten sie bei der Puppenparade in Lahr dennoch eine erfrischende Vorstellung.
Im Mittelpunkt der Tragödie: die Schwestern Chrysothemis (Elza van den Heever, links) und Elektra ­(Nina Stemme).
26.03.2024
Festspielhaus Baden-Baden
Das archaische Thema der Oper „Elektra“ ließ das Publikum bei der Eröffnung der Osterfestspiele Baden-Baden frösteln. Umjubelt wurden Sängerin Nina Stemme und Dirigent Kirill Petrenko.
Dietrich Mack. 
26.03.2024
Kulturkolumne
„Hoffnungsglück“ hat Goethe die Aufbruchstimmung genannt, die der Frühling verbreitet..Dieses Gefühl genießt auch der Kolumnist, der verrät, warum für ihn Bach nicht nur der fünfte, sondern auch der beste Evangelist ist.
Sechshändig am Klavier: die Schwestern Alisa und Lia Benner aus Lahr und Ennco Sinner aus Kippenheim.
19.03.2024
"Jugend musiziert"
Eine Auswahl der Besten beim Landeswettbewerb in Offenburg stellte sich in der Offenburger Reithalle vor, oft begleitet von Vater, Mutter oder Geschwistern.
Harte Szene im Gemüsekrimi: Dietmar Bertram hobelt eine Gurke, um sie zum Reden zu bringen.
17.03.2024
Lahr
Ein Detektiv spielt mit Essen: Dietmar Bertram präsentierte „Hollyfood – Die Gemüsekrimis“ bei der Puppenparade Ortenau im Lahrer Schlachthof.
Am Abgrund: In "A long way down" wird über ein ernstes Thema gealbert. 
17.03.2024
Offenburg
Mit britischem Humor thematisiert die Tragikomödie „A long way down“ die Selbstmordgedanken gescheiterter Existenzen. Für die Aufführung in der Oberrheinhalle gab es viel Beifall.
Von Gier befeuert: Carsten Klemm (rechts) als Kunstfälscher Fritz Knobel und Luc Feit (links) als Skandalreporter Hermann Willié. 
17.03.2024
Lahr
Den Skandal um die angeblichen Hitlertagebücher des Kunstfälschers Kujau brachte die Landesbühne Esslingen mit „Schtonck“ auf die Bühne.
Arbeiten aus mehr als drei Jahrzehnten zeigt Karl Vollmer im Artforum.
17.03.2024
Offenburg
Karl Vollmer reflektiert das Zeitgeschehen und bezieht Position. Zwei Werke seiner Ausstellung „Wider Erwarten – Ortung“ beim Kunstverein Ortenau hat er Alexej Nawalny gewidmet.
Das Trio Van Beethoven erhielt frenetischen Schlussbeifall.
13.03.2024
Achern
Das Trio Van Beethoven eroberte am Sonntag mit Werken von drei weitgehend unbekannten Komponisten das Publikum in der Alten Kirche Fautenbach.
Mit ein bisschen Absurdität und jeder Menge Witz ließ das Theater Handgemenge seinen König auf Reisen gehen.
13.03.2024
Kehl
Das Schattenspiel um Herrn König bescherte dem Kehler Publikum einen großartigen Puppenparade-Abend

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.