Viel Klamauk und ernste Probleme

Die Revue „Himmlische Zeiten“ mit Ursula Berlinghof (von links), Bianca Karsten, Iris Schumacher und Laura Leyh spielt auf der Privatstation einer Klinik. ©Jürgen Haberer
Als einer der letzten Nachholtermine der Saison 2019/20 ist am Freitag die Revue „Himmlische Zeiten“ über die Bühne des Lahrer Parktheaters gewirbelt. Eine alternde Karrierefrau, eine Hausfrau mit Minirente, eine vornehme ältere Dame mit beginnender Demenz und eine Hochschwangere, die kurz vor Toresschluss ihr zweites Kind erwartet, mischen in dem temporeichen, immer auch etwas lärmenden Theater- und Schlagerstück die Privatabteilung eines Krankenhauses auf. Es geht um das Älterwerden und das Scheitern von Lebenskonzepten, vielleicht auch einfach um die Fortsetzung eines beim Publikum erfolgreichen Formats.
In der Fortsetzung der Wechseljahre-Revue „Heiße Zeiten“ (2010) und der Hochzeits-Revue „Höchste Zeit“ (2015) haben Tilmann von Blomberg (Buch) Carsten Gerlitz (Texte/Musik) und Katja Wolf (Regie) erneut zugeschlagen und einen dritten Teil ihrer überaus erfolgreichen Produktion aufgelegt. Wieder steht ein Damenquartett auf der Bühne, das Spielszenen mit einem bunten Strauß neu aufbereiteter Schlagermelodien und Popsongs in eine am Ende auch ganz schön laute Revue mit reichlich Tanzeinlagen verwandelt.
Die Protagonistinnen sind Iris Schumacher als rundliche Hausfrau mit schmaler Rente und Herzproblemen und Bianca Karsten als alternde Karrierefrau, die sich mit einem Lifting für den härter werdenden Konkurrenzkampf wappnen will. Ursula Berlinghof, als wohlhabende ältere Dame, die nach der Kollision mit einem Golfball angeblich das Gedächtnis verloren hat, in Wirklichkeit aber gegen eine beginnende Demenz ankämpft. Dazu Laura Leyh als weinerliches, hochschwangeres Küken der Truppe. Sie erwartet ihr lang ersehntes zweites Kind, ihr Mann scheint sich aber längst anders orientiert zu haben, schaut nicht einmal zur Entbindung in der Klinik vorbei.
Verlorene Illusionen
Obwohl in der Show durchaus ernste Themen angesprochen werden, kommt „Himmlische Zeiten“ zumindest bis zur Pause als klamaukhaftes Zwitterwesen im Spannungsfeld zwischen überdrehtem Boulevardtheater und Schlagerrevue daher. Es geht um Ängste, verlorene Illusionen und handfeste Probleme, um den Konkurrenzkampf im Arbeitsleben und Altersarmut, um das Scheitern von Beziehungen, die Vereinsamung im Alter.
Obwohl vieles mit reichlich Wortwitz aufbereitet wird, das Quartett in den Spielszenen durchaus zu überzeugen vermag, folgt auf dem Fuß immer der passende Ohrwurm mit neuem Text und schmissiger Tanzeinlage. Nach der Pause kommt etwas mehr Tiefgang dazu. Die Hausfrau stirbt an einem Herzinfarkt, mischt fortan als Gespenst im Totenhemd mit. Die drei übrigen Damen entwickeln einen neuen Lebensentwurf und beschließen zusammenzuziehen und die kommenden Herausforderungen gemeinsam zu meistern.
Die im Parktheater mit viel Applaus bedachte Inszenierung endet so mit einem Plädoyer für das Leben und die Freundschaft. Wie es weitergeht, wird im Zweifelsfall der vierte Teil der Revue zeigen, falls es die Macher jucken sollte, auf eine wie auch immer geartete Fortsetzung ihrer Erfolgstrilogie zu setzen.