Theateraufführung in der Oberrheinhalle

»Wir sind die Neuen« bot witzigen Generationenkonflikt

Bettina Kühne
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
07. Dezember 2018
Die Alt-Hippies Siegfried Kadow (links) und Claudia Rieschel hatten Probleme mit ihren jungen Nachbarn.

Die Alt-Hippies Siegfried Kadow (links) und Claudia Rieschel hatten Probleme mit ihren jungen Nachbarn. ©Ulrich Marx

Einiges zu lachen gab es am Mittwochabend in der Oberrheinhalle bei der Komödie »Wir sind die Neuen« und dem Spiel von Jung gegen Alt. Die Studierenden wollten ihre Ruhe, die Alt-68er den Kontakt. Am Schluss mussten alle aufeinander zugehen.

Ramstein als Revanche: Nach dem Einzug der Senioren-WG setzten die Studierenden von oben drüber gleich einmal Grenzen. Freundlich grüßen, mehr ist nicht drin, teilten sie den drei Neuen im Haus, die sich vorstellen wollten, eiskalt mit. Ganz vorne im Team der Unfreundlichen: Barbara, eindrucksvoll verkörpert von einer stets beleidigt wirkenden Annalena Müller. »Wir sind die Ablösung«, dozierte die Kunstgeschichtsstudentin für die Senioren betont langsam.

Die verstanden das verhalten der Streber tatsächlich nicht. Wie war es damals nett in Zeiten von Love und Peace. Jetzt wohnten die Jungen obendrüber, die ständig mit dem Besen klopften, wenn unten die Hits der 70er-Jahren auf dem Plattenteller liefen. »Man traut sich nur noch zu flüstern«, sagte Anne irgendwann. Claudia Rieschel, die man auch aus »Traumschiff«, »Tatort«, Notruf Hafenkante« oder »Meine wunderbare Familie« kennt, spielte die Initiatorin der Hippie-WG. Und nun war sie enttäuscht, weil die Studenten auf keinerlei Friedensangebote und nicht einmal auf eine Essenseinladung reagierten. Doch der Tag der süßem Rache in der Papp-Bühnenwelt kam.

Für die Inszenierung »teilten« sich beide Parteien quasi die Wohnung. Mal spielten die Jungen, mal die drei Älteren auf der gleichen Fläche, während die anderen sich ruhig verhielten oder außerhalb des Rampenlichts standen. Einmal waren die Hippies zu sehen, als der Krankenwagen vorfuhr. Anne war stark beunruhigt, weil sie auf die Schnelle Eddi – Winfried Glatzeder schlüpfte in die Rolle des kantigen Labersacks – nicht fand. Doch der tauchte just in dem Moment auf, als die Studentinnen ihren Kommilitonen Thorsten (Eric Bouwer) in Richtung Krankenwagen schleppten. 

- Anzeige -

Da wurde selbst Anne fies; es war ihr ein Leichtes, die arrogante Jugend mit den eigenen Waffen zu schlagen. »Glaubt ja nicht, dass wir für euch einkaufen oder in die Apotheke gehen«, zahlte das Hippie-Trio es den Jungen zur Erheiterung des Publikums heim.

Studis im Lernwahn

Doch auch wenn die Worte lange nur so hin und her flogen  erkannte Anne, dass sie und ihre Jugendfreunde trotz dem erneuten Zusammenziehen nicht die »Erfinder der Zeitmaschine« sind. Und auch die Studis krochen zu Kreuze: Im Lernwahn war der Zusammenbruch erfolgt. Als erster hatte das Johannes – sehr sympathisch gespielt von Siegfried Kadow – bemerkt. Kein Essen, kein Geld, keine Nerven, keine Lernstrategie, dazu Hexenschuss und Liebeskummer: »Die sind fertig«, sagte er. Daraufhin kehrte das 68er-Trio die Werte von damals wieder raus: Jeder betreute einen der ausgebrannten Studierenden. 

Witzige Dialoge, die das Publikum immer wieder zum Lachen brachten, machten den Theaterabend in der voll besetzten Oberheinhalle rund.  So etwa, als Johannes mit Blick auf die Laptops auf dem Schoß der Studies sagte: »Wenn ihr euch mal fortpflanzen wollt, müsst ihr eure Laptops für ’ne Viertelstunde von den Knien runternehmen.« Für den überzeugend inszenierten und gespielten Theaterabend gab es begeisterten Applaus.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kultur

José F. A. Oliver
27.03.2024
Kulturkolumne
Einst las ich den Satz, die Zeit sei eine blinde Führerin. Übersetzt hieß das für mich nichts anderes, als dass wir diejenigen sein sollten, die diese an die Hand nehmen müssten. In einer Welt, die groß ist und klein zugleich: Die Welt ist groß. Die Welt ist klein ...
Berühmten Kollegen setzte Anna Haifisch ein Denkmal. So zeigt sie in einer Zeichnung den Karikaturisten Saul Steinberg (1914–1999) beim Kampf gegen eine Schaffenskrise.
26.03.2024
Ausstellung in Straßburg
Noch bis zum 7. April sind im Straßburger Musée Tomi Ungerer Werke der deutschen Zeichnerin Anna Haifisch zu sehen. Sie stellt Menschen gerne oft als Tiere dar und karikiert Kollegen.
Gäste im "Grand Hotel Grimm" mit unlauteren Absichten: ein Zwerg mit langem Bart, ein unscheinbarer Handlungsreisender und eine elegante junge Dame mit dem Namen Rotkäppchen.
26.03.2024
Puppenparade Ortenau
Die „Berliner Stadtmusikanten“ des Theaters Zitadelle sind in die Jahre gekommen. Mit „Grand Hotel Grimm“ boten sie bei der Puppenparade in Lahr dennoch eine erfrischende Vorstellung.
Im Mittelpunkt der Tragödie: die Schwestern Chrysothemis (Elza van den Heever, links) und Elektra ­(Nina Stemme).
26.03.2024
Festspielhaus Baden-Baden
Das archaische Thema der Oper „Elektra“ ließ das Publikum bei der Eröffnung der Osterfestspiele Baden-Baden frösteln. Umjubelt wurden Sängerin Nina Stemme und Dirigent Kirill Petrenko.
Dietrich Mack. 
26.03.2024
Kulturkolumne
„Hoffnungsglück“ hat Goethe die Aufbruchstimmung genannt, die der Frühling verbreitet..Dieses Gefühl genießt auch der Kolumnist, der verrät, warum für ihn Bach nicht nur der fünfte, sondern auch der beste Evangelist ist.
Sechshändig am Klavier: die Schwestern Alisa und Lia Benner aus Lahr und Ennco Sinner aus Kippenheim.
19.03.2024
"Jugend musiziert"
Eine Auswahl der Besten beim Landeswettbewerb in Offenburg stellte sich in der Offenburger Reithalle vor, oft begleitet von Vater, Mutter oder Geschwistern.
Harte Szene im Gemüsekrimi: Dietmar Bertram hobelt eine Gurke, um sie zum Reden zu bringen.
17.03.2024
Lahr
Ein Detektiv spielt mit Essen: Dietmar Bertram präsentierte „Hollyfood – Die Gemüsekrimis“ bei der Puppenparade Ortenau im Lahrer Schlachthof.
Am Abgrund: In "A long way down" wird über ein ernstes Thema gealbert. 
17.03.2024
Offenburg
Mit britischem Humor thematisiert die Tragikomödie „A long way down“ die Selbstmordgedanken gescheiterter Existenzen. Für die Aufführung in der Oberrheinhalle gab es viel Beifall.
Von Gier befeuert: Carsten Klemm (rechts) als Kunstfälscher Fritz Knobel und Luc Feit (links) als Skandalreporter Hermann Willié. 
17.03.2024
Lahr
Den Skandal um die angeblichen Hitlertagebücher des Kunstfälschers Kujau brachte die Landesbühne Esslingen mit „Schtonck“ auf die Bühne.
Arbeiten aus mehr als drei Jahrzehnten zeigt Karl Vollmer im Artforum.
17.03.2024
Offenburg
Karl Vollmer reflektiert das Zeitgeschehen und bezieht Position. Zwei Werke seiner Ausstellung „Wider Erwarten – Ortung“ beim Kunstverein Ortenau hat er Alexej Nawalny gewidmet.
Das Trio Van Beethoven erhielt frenetischen Schlussbeifall.
13.03.2024
Achern
Das Trio Van Beethoven eroberte am Sonntag mit Werken von drei weitgehend unbekannten Komponisten das Publikum in der Alten Kirche Fautenbach.
Mit ein bisschen Absurdität und jeder Menge Witz ließ das Theater Handgemenge seinen König auf Reisen gehen.
13.03.2024
Kehl
Das Schattenspiel um Herrn König bescherte dem Kehler Publikum einen großartigen Puppenparade-Abend

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.