Zauber der Mongolei zwischen Poesie und Pferdegalopp
Seine Musik erzählt von der Weite der mongolischen Steppe. Ober- und Untertongesang treffen auf den Klang der Pferdekopfgeige. Enkhjargal Dandarvaanchig, in Offenburg bestens eingeführt durch Rüdiger Oppermanns „Klangwelten“, gab am Samstagabend mit Gästen ein Konzert im Salmen.
Er ist ein Meister der Morin Hoor, der nicht nur in der Mongolei beheimateten Pferdekopfgeige. Sein Kehlkopfgesang wechselt spielerisch zwischen Ober- und Unterton, seine Musik erzählt in perlender Poesie von einer unendlichen Weite und explodiert in einem wilden Pferdegalopp. Enkhargal Dandarvaanchig war schon viele Male mit Rüdiger Oppermanns „Klangwelten“ in Offenburg zu Gast. Vor einigen Jahren hat er auch im Salmen das international besetzte Trio Violons Barbares mit dem Bulgaren Dimitar Gougov an der Gadulka und dem Franzosen Fabien Guyot am Schlagzeug vorgestellt.
Aktuell ist der seit mehr als zwei Jahrzehnten in Karlsruhe beheimatete Mann aus der Mongolei in eigener Sache mit seinem Album „Enkhjargal“ am Start. Die Vielschichtigkeit des Grenzgängers zwischen den Kulturen tritt bei seinem Konzert ein bisschen zurück zu Gunsten einer Konzentration auf die Musik und Kultur seiner mongolischen Heimat. Enkhjargal Dandarvaanchig ist immer wieder allein am Start und erzählt in den Klangbildern der Pferdekopfgeige von der Weite und dem Zauber der mongolischen Steppe. Aus seiner Kehle kommen dunkle archaische Laute, die in Obertöne, ein helles Pfeifen, umschlagen. Er wechselt immer wieder in das Trio-format mit Solongo Damdin an der Huurchir, der in Asien weit verbreiteten Spießgeige, und Byambaa Purevsuren an der Wölbbrettzither, die Yatga. In ausgesuchten Momenten kommt dann noch die Tänzerin Gerlee Tsegmid dazu.
Perlende Klangbilder
Enkhjargal Dandarvaanchig leitet den Abend im gut besuchten Salmen im Alleingang ein. Er verdichtet seine Musik durch den Einsatz eines Loop, das es ermöglicht, mehrere Instrumental- und Gesangsstimmen in Schleifen übereinander zu legen. Dann führt er seine drei Begleiterinnen ein. Fragile und wunderbar perlende Klangbilder verzaubern das Publikum. Dann schlägt die Musik urplötzlich in einen wilden Galopp der Pferdekopfgeige um.
Als besonderen Leckerbissen holt Dandarvaanchig Franz Schüssele von den Gälfiäßlern mit seinem Alphorn auf die Bühne. Die beiden sind Seelenverwandte und haben zusammen mit dem Senegalesen Pape Dieye das auf drei Kontinenten beheimatete Trio Frapapepi gegründet. Traditionelle Alphornklänge treffen auf Obertongesang und ein Hauch von Jazz schwingt mit.
Das bleibt aber bei einer kurzen Episode im Konzert, weil sich Enkhjargal Dandarvaanchig dieses Mal ganz bewusst auf seine Wurzeln besonnen hat. Er lässt seine Musik vom Zauber der mongolischen Steppe erzählen und nicht von den kulturellen Einflüssen, die er aufgesaugt und mit den traditionellen Klängen seiner Heimat verwoben hat.