120 Kinder erlebten in Lauf große Spannung mit wenig Worten
Wie man mit viel Sanftmut selbst einen gefährlichen Wolf bekehren kann, erlebten 120 Kinder bei einem berührenden Theaterstück in Lauf.
Ein Schaf fürs Leben hieß das Stück, das im Rahmen des deutsch-französischen Musiktheaters Baal Novo im Bürgersaal des Rathauses in Lauf 120 Kinder anlockte. Sie kamen aus den Schulen und Kindergärten und sie sollten ein berührendes Stück erleben, das nach einem mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Bilderbuch von Maritgen Matter und Anke Faust konzipiert wurde.
Instrumente »erzählen«
Maxime Pacaud schlüpfte in die Rolle des bösen Wolfes, Clémence Leh spielte das unschuldige Schäfchen. Mit feurigen Augen stampfte der Wolf auf die Bühne, die eine weiße Winterlandschaft symbolisierte. Hungrig und frierend suchte er nach der Befriedigung seiner profanen Bedürfnisse: Ein leckeres Schaf und sein Hunger würde gestillt sein. Tatsächlich findet er ein solches in einem einsamen warmen Stall. Ein naives, vertrauensvolles Schäfchen, das sich gerne auf eine Schlittenfahrt mit dem pelzigen Gefährten einladen lässt. Nicht ahnend, dass dieser Ausflug dem stilvollen Verspeisen des Opfers dienen soll, letztendlich aber eine Schlittenfahrt der »Erfahrungen« werden wird.
Wunderbar gelingt es unter der Regie von Edzard Schoppmann, hier eine stille, anrührende Atmosphäre zu schaffen, die unter den Kindern eine Spannung hervorruft, die spürbar ist. Es sind wenig Worte, die zudem in deutsch und französisch gesprochen werden, die notwendig sind, um zu vermitteln. Vielmehr ist es der wundersame Einsatz allerlei musikalischer Instrumente und Objekte, die das Stapfen im Schnee hervorrufen, den knurrenden Magen, das vertrauensvolle Blöcken und die einsame Winternacht. Dazu ein ganz besonderer Körpereinsatz der beiden Protagonisten. Maxime Pecaud, der in schwarzen Lederhosen, mit kajalgeschminkten Augen und wirrem Haarschopf, Furcht verbreitet. Clémence Leh, das zarte, weiß behangene großäugige Lämmchen, das dieser Welt so sehr vertraut. Selbst ihrem größten Feind.
Die Schlittenfahrt wird zu einem Erlebnis. Der Wolf erlebt die vertrauensvolle Nähe des kleinen Schafes, das sich an ihn klammert. »Was ist mit mir los?« frägt er sich und gibt sich erst einmal mit einem Fisch aus dem Teich zufrieden. Doch oh, er bricht ein und das kleine zarte Schaf rettet ihn, zieht ihn auf dem Schlitten durch den tiefen Schnee und strandet im »Restaurant d´experiance«, dem Hotel der Erfahrungen.
Später wird klar, es ist das Haus des Wolfes, indem das Schaf ihn mit viel »Vin Chaude«, gesund pflegt. Der wiederum schickt den Wolf ins Traumland, wo ihm das Schaf auf einem Silbertablett serviert wird. Längst ist dem Wolf das Schaf jedoch ans Herz gewachsen und wieder bei Kräften schickt er es ganz schnell nach Hause, um es vor sich selbst zu schützen.