1500 Masken, 600 Orden und 100 Gewänder

Joel Belmonte neben dem „Hornusser“-Häs seines Vaters. ©Stephanie Rohn
Seit knapp 30 Jahren sammelt der Urloffener Fasnachtsfan Joel Belmonte Häs, Masken und Fasnachtsorden. Das Repertoire, bestehend aus mehreren tausend Exemplaren, ist in seinem privaten Museum zu begutachten.
Wenn die fünfte Jahreszeit beginnt, ist Joel Belmonte in seinem Element. Doch nicht nur vom 11.11. bis Aschermittwoch dreht sich bei dem leidenschaftlichen Sammler alles um Fasnacht. Wer den Gründer der Fasnachtsgruppe „Stongebachhopser“ besucht, taucht ein in eine ganz besondere Welt. Auf 70 Quadratmetern beherbergt Belmonte nämlich ganz besondere Mitbewohner. Schon beim Treppenaufgang zum obersten Stock begrüßen den Besucher unzählige „Fasnachts-Mäskle“, die die Wände zieren. „Davon habe ich inzwischen rund 1500 Stück“, erklärt er. Dazu gesellen sich rund 600 Orden und etwa 100 komplette Häs.
Private Gemächer
Letztere bilden, an Schaufensterpuppen drapiert, ein lebendiges Bild. Figuren von A (Achertal) bis Z (Zell am Harmersbach) haben sich in Belmontes privaten Gemächern eingenistet. So sitzen einige in der Ecke beim Kartenspiel am Tisch, über dem Deckenbalken hängt eine Hexe und scheint ihren Schabernack mit den anderen zu treiben und aus der anderen Ecke linst ein Urloffener „Meerrettichdämon“ hervor. „Jedes meiner Häs hat eine ganz persönliche Geschichte“, schwärmt Belmonte, der seine Mitbewohner meist auf ebay oder ähnlichen Plattformen entdeckt.
Unter seinen Schätzen befinden sich aktuelle Figuren sowie Schätze, die die närrische Bühne schon lange verlassen haben. Auch Häs aus der Vorkriegszeit kann man hier finden. Das frühere „Offenburger Streifenhörnchen“ ist vertreten ebenso wie eine ganz alte Scherzheimer Maske, die noch aus Guss angefertigt wurde. Außerdem findet sich ein so genannter „Salzgeist“ aus Bad Dürrheim, dessen hunderte Salzsäckchen mit Glöckchen, die das Kleid zieren, traditionsbewusst jedes Jahr vor Fasnacht einzeln gereinigt wurden. Besonders stolz ist Joel Belmonte auf sein „Schwarzwald-Homberle“, das er zum 30. Geburtstag geschenkt bekommen hat.
Hauptsächlich Regionales ist in seiner umfangreichen Sammlung zu finden. Besonders interessieren den traditionsbewussten Ortenauer Randgeschichten sowie nicht mehr existierende Häs. Neben den Figuren und Mäskle befindet sich auch die Original Urloffener Fasnachtsschrift von 1951 in seinem Besitz, genauso wie unzählige Pins, Marzipanmasken, Karbatschen, Guggenmusik-Masken oder Fasnachtsbierkrüge.
Feuer und Flamme
Schon als Dreijähriger wurde Joel Belmonte mit dem Fasnachtsvirus infiziert. Durch seine Eltern wurde er Mitglied bei den Urloffener „Hornusser“, der ältesten Narrenzunft der Meerrettichgemeinde. Sofort Feuer und Flamme für das Brauchtum, bekam der Junge sein erstes Mäskle. Dies war, so erinnert sich Belmonte heute, sein erstes fasnächtliches Accessoire, dem in den folgenden 30 Jahren unzählige weitere folgen sollten. Auch das erste Häs seines Vaters ist im privaten Museum zu finden. Heute ist Joel Belmonte in über 20 Zünften Mitglied und ehrenamtlich im Ortenauer Narrenbund tätig, außerdem näht er selbst verschiedene Häs und ist Vorstand der Urloffener „Stongebachhopser“. Dies alles macht der 32-Jährige aus Überzeugung. „Ich stehe für eine bodenständige Fasnacht und möchte die Bevölkerung über das Brauchtum Fasnacht aufklären. Mein Traum wäre, einen größeren Raum zu finden, in dem ich mein Museum ausbauen und der Öffentlichkeit zugänglich machen kann“, hofft er.
„Die Leute sagen manchmal, der Typ hat einen Mega-Knall, aber hier steckt mein ganzes Leben drin und es bringt mir viel Freude und Freunde“, verrät er. Jetzt vor dem 11.11. kribbelt es ihn schon in den Fingern, denn bald werden einige seiner Figuren wieder für einige Wochen zum Leben erweckt, allen voran die „Stongebachhopser“ und das „Feurige Lichtlein“, die jüngste Fasnachtsfigur in seinem Repertoire.