Kinderkunstsommer in Achern

60 Kinder kreativ und emotional in den Illenau-Werkstätten

Regina de Rossi
Lesezeit 3 Minuten
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16. September 2020

So schön können Puppen werden. Diese Indianerprinzessin entstand beim Kinderkunstsommer. ©Regina de Rossi

Im Kinderkunstsommer in den Illenau-Werkstätten gab es eine herrliche Palette an zwischenmenschlichen Begegnungen. Es war bunt, laut, aber oft auch ganz still. Die Gruppen wuchsen zusammen.

 Die Schule hat begonnen. Für die Kinder in Achern heißt es jetzt wieder lernen, was vorgegeben wird. Doch eine Woche davor war für einen Teil von ihnen freies Gestalten angesagt. Was mit Malkursen und kreativer Beschäftigungstherapie in den Illenau-Werkstätten begann, hat sich weiter entwickelt und ist mehr denn je zu einer Begegnungswoche geworden, in der weder Herkunft noch Talent eine Rolle spielen. Ein Einblick in diese Woche lässt einen staunend zurück.

Applaus, Applaus

„Ich wünsch mir auch einen Kinderkunst-Herbst und einen -Winter und einen -Frühling“, kommt es aus den Reihen der 60 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren, die hier im Abschlusskreis auf der Wiese vor den Werkstätten sitzen. Ihre Augen strahlen. Gerade wurde noch kräftig gesungen: „Applaus, Applaus, für deine Worte. Mein Herz geht auf, wenn du lachst.“ Die Sportfreunde Stiller haben diesen Song kreiert, der so gut passt. 

Vor elf Jahren hatte Jenny Masny-Schönenberg den Kunstsommer erstmals angeboten, bis er vom Team der Illenau-Werkstätten übernommen wurde. Wohnt man dieser Woche bei, darf man beobachten, wie die Gruppen zusammenwachsen, Kinder sich gegenseitig unterstützen, zuhören, austauschen, klar, auch austeilen. Es geschieht viel Zwischenmenschliches, eingebettet in das künstlerische Tun und der Freiheit, sich zu entfalten.

Zehn dieser Kinder sind Flüchtlingskinder. Durch die Unterstützung des Eurodistrikts Strasbourg-Ortenau können sie kostenfrei teilnehmen. Auch das hat viel Gutes bewirkt. 

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Einer dieser Augenblicke

Aufgeteilt in fünf Gruppen und fünf Aktivitäten war eines der Gruppenziele der Wald. Mit einem Karren voller Werkzeug und Proviant ging es los. Dann wurde gebaut. Eine Toilette etwa, ein Wohnzimmer, eine Küche. Wände aus Ästen und Blättern. „Toll war es, wenn man gesehen hat, wie die Kinder da draußen ruhig wurden, wie sie bei sich ankamen und wie sie zusammenwuchsen“, sagt eine Betreuerin. In einer dieser stillen Augenblicke wurde erzählt. Es war die Gruppe der Achtjährigen. Ihre Flucht war das Thema, ohne dass es jemand angeschnitten hätte. Schlimme Erinnerungen. „Früher habe ich immer geweint, wenn ich das erzählt habe“, so ein Junge aus Syrien. Er findet gleichaltrige, interessierte Zuhörer. Und dann wird wieder gespielt, gebaut, gesungen. 

Im Schattentheater durfte zuerst eine Geschichte erfunden werden. Dann wurden die Figuren ausgeschnitten und das Spiel aufgeführt. Spannende, lustige und ergreifende Geschichten, die einfach entstanden sind. Beim Ausflug in den Nationalpark wurde die Natur wundersam erkundet. In der Malwerkstatt stand das Porträt im Mittelpunkt. Wie sehe ich mich, wie sehe ich meinen Nächsten, wer steht mir weshalb nah?

Spielerisch gab es durch Form, Farbe und intensives Schaffen wunderbare Momente, die hier nicht analysiert wurden, sondern einfach wohltuend wirken durften. Die selbstgebastelten Handpuppen, ein weiterer Programmpunkt, war pure Freude. Ob lustig und kokett oder märchenhaft ausgeschmückt, am Schluss war man einfach nur stolz. 

Gekocht für 70

Für das tägliche Essen für alle 60 Kinder und ihre zehn Betreuer sorgten Anna Maria Scalisi und ein ehrenamtliches Helferteam des Vereins. Lange war nicht klar, ob der Kinderkunstsommer 2020 wegen der Pandemi stattfinden kann. Doch mit viel Geschick und einem guten Konzept durchliefen diese Kinder jeden Tag ein anderes Programm. Das Feedback der Eltern ist enorm. Und die Kinder? „Applaus, Applaus“ ist ihr Ohrwurm des Kinderkunstsommers 2020 geworden und sagt alles aus.

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