971 Unterschriften gegen den Windpark
Bei einer ausführlichen Begehung machte sich der Grünen-Landtagsabgeordnete Thomas Marwein ein Bild vom geplanten Windpark im Lierbachtal und kam mit den Gegnern ins Gespräch. Diese blieben ihrer Linie treu und formulierten ihre Bedenken. Auch fast 1000 Unterschriften gegen das Projekt wurden übergeben.
Thomas Marwein, der auch umweltpolitscher Sprecher der Grünen im Landtag ist, tauschte am Donnerstagnachmittag den Plenarsaal gegen die Schwarzwaldhöhen ein, um mit der »Interessengemeinschaft gegen einen Windpark am Kutschenkopf/Eselskopf« ins Gespräch zu kommen. Er habe aus der Zeitung von der Initiative gelesen und wolle sich vor Ort informieren, da das Renchtal zu seinem Wahlkreis gehöre, erläuterte Marwein sein Anliegen. Die Bürgerinitiative ließ sich nicht lange bitten und so begrüßten ihn Fritz Vogt und Wendelin Knapp zusammen mit weiteren 20 Personen bei der Schutzhütte am »Knappeneck«, um sich dann zum geplanten Standort zu begeben.
»Im Großen und Ganzen bin ich ein Windkraftfreund, aber es muss auch passen«, machte Thomas Marwein seinen Standpunkt klar und zeigte sich als aufmerksamer Zuhörer. Sichtlich erstaunt nahm er zur Kenntnis, dass die Windräder aufgrund der geringen Windhöffigkeit nur rund 14 Prozent ihrer Leistung werden bringen können. »Die Wirtschaftlichkeit ist ein gewichtiges Argument. Wenn alles steht und dann festgestellt wird, dass es doch nicht so gut ist, dann ist der große Eingriff in die Natur nicht gerechtfertigt«, teilte er die Skepsis der Gegner.
Land nicht beteiligt
Den Vorwurf, die grün-rote Landesregierung wolle »mit aller Gewalt« ihre Vorgabe erreichen, den Windkraftanteil bis 2020 auf zehn Prozent auszubauen, entkräftete Marwein mit der Erläuterung »wir haben das als Ziel ausgegeben; wenn wir es erreichen dann ist es gut und wenn nicht, dann ist es eben so und wir müssen vielleicht noch einige Jahre zugeben.« Insgesamt hätte man mehr Bürger-Windräder sehen wollen, nun würden die meisten Anlagen aber durch Energieversorger wie die EnBW gebaut, so auch am Eselskopf. An der EnBW sei das Land zwar beteiligt, jedoch greife man nicht ins operative Geschäft ein. Den Vorwurf der Interessengemeinschaft, die EnBW wolle durch die Anlage im Lierbach Öko-Punkte sammeln oder »Green-Washing« betreiben, nahm der Landtagsabgeordnete zur Kenntnis.
Hans-Jürgen Decker, Bürgermeister von Ottenhöfen, legte den Fokus auf regionale Schwierigkeiten. So seien die Gehöfte im Außenbereich Garanten für die Offenhaltung und Pflege der Landschaft, weshalb deren Fortbestand unentbehrlich sei. Zudem lägen in unmittelbarer Nähe zum geplanten Windpark mehrere Quellaustritte, wovon zum Beispiel die »Ursulaquelle« 9500 Einwohner im Achertal versorge. Deren mögliche Verschmutzung durch Erschütterungen der Windräder solle nun ein hydrogeologisches Gutachten klären, erfuhr Thomas Marwein. Er bedauerte die vom Oppenauer Stadtrat Matthias Fischer geschilderte Zerrüttung der interkommunalen Zusammenarbeit im Zusammenhang mit der Ausweisung von Vorranggebieten für Windkraft.
Zur dritten und letzten Station chauffierten die Mitglieder der Interessengemeinschaft ihren Gast in den nur 600 Meter entfernten Nationalpark. Zusammen mit Heiko Fahrner vom benachbarten Schliffkopf-Hotel wurde auf den Widerspruch von unberührter Natur auf der einen Seite und vier 200 Meter hohen Windrädern in unmittelbarer Nähe hingewiesen. Schlussendlich übergaben Fritz Vogt und Wendelin Knapp Listen mit 971 Unterschriften gegen den geplanten Windpark am Kutschenkopf/Eselskopf, die seit Anfang April gesammelt worden waren.
Die fünf Argumente der Windkraft-Gegner
Die EnBW plant am Kutschenkopf/Eselskopf einen Windpark mit vier Windrädern. Laut »Interessengemeinschaft gegen einen Windpark am Kutschenkopf/Eselskopf« sollen drei Anlagen auf Oppenauer Gemarkung im Landschaftsschutzgebiet Lierbachtal entstehen, eine Anlage ist auf dem Kutschenkopf auf Gemarkung Lautenbach geplant. Die IG führt folgende Gegenargumente auf:
1. Gesundheitliche Beeinträchtigung der Einwohner aufgrund des zu geringen Abstands der Anlagen zur Wohnbebauung: Zwei Anwesen auf dem Bergrücken liegen 450 Meter entfernt, die Häuser im Lierbach 1000 Meter.
2. Das Landschaftsschutzgebiet Lierbachtal ist ökologisch wertvoll und als Naherholungsgebiet auch wichtig für den Tourismus.
3. Die Wirtschaftlichkeit der Anlagen mit einem Wirkungsgrad von nur 14 Prozent ihrer maximalen Leistung stellt nicht den geforderten »sustantiellen Beitrag« zur Windenergie dar.
4. Die Einrichtung des Nationalparks Schwarzwald kann nicht in Einklang gebracht werden mit den immensen Eingriffen in die Natur für dieses nur 600 Meter entfernt liegende Projekt.
5. Politische Aspekte wie Zerwürfnisse zwischen Kommunen und eine weitere Ausblutung des ländlichen Raumes, dessen Flächen dadurch künftig unbewirtschaftet bleiben werden. AK