Abwechslungsreicher Folk in der Illenau
Das von „Northern Light“ entzündete Licht im Herzen der Zuhörer wärmte und schuf eine gelöste Stimmung im Festsaal der Illenau. Die gut besuchte Gong-Veranstaltung bewies, dass Kulturangebote in der Pandemie eine wertvolle Bereicherung des Alltags sind.
Das abwechslungsreiche Folk-Programm bot traditionelle Balladen und Tänze aus Irland, England und Schottland sowie dem skandinavischen Raum. Die Geschichte der Songs wurde von Franziska Gabriel vorgestellt. Die Leadsängerin der Gruppe studierte Akkordeon und Klavier an der Trossinger Musikhochschule. Neben den von Gabriel gespielten Akkordeon gehört Meikel Poelchau Fiddle und Steffen Gabriels Holzblasinstrumente zu den Melodieträgern des Quartetts.
Michael Poelchau kam in Dallas, Texas in einer musikalischen Familie zur Welt. Früher war er in der Klassik und auf Rockbühnen unterwegs, bis er seine musikalische Heimat im Folk gefunden hat. Steffen Gabriel ist ein international gefragter Holzblasinstrumentenbauer.
Er begeisterte bei seinem Acherner Auftritt auf der Holzquerflöte, der für Irland typischen Tin Whistle, dem Dudelsack und einer französischen Schäferpfeife. Tobias Kurigs mit fünf Doppelsaiten bespannten Bouzouki besorgte das rhythmische Fundament.
Neben den rasant intonierten Rigs und Polkas konnte das Quartett besonders mit seinen originellen und in Deutschland selten zu Gehör gebrachten Balladen begeistern.
Der schottische Traditional „Pad the road with me“ erzählt zum Beispiel wie ein junger Mann um ein Mädchen namens Molly wirbt. Seine Liebste zögert, nennt viele Gründe, die einer Heirat entgegenstehen, doch da ihr Bräutigam nicht locker lässt, kommt es schließlich zum Happyend. Der romantische Wechselgesang wurde von Steffen und Franziska Gabriel mit besonderer Inbrunst gesungen, ist doch das seit fünf Jahren verbundene Paar seit wenigen Wochen verheiratet.
Ganz entzückend klingt auch die alte schottische Pflügerballade „The Plooman Laddies“. Hier zwitschert ein junges Mädchen eine zärtliche Hymne auf ihren so geschickt mit der Sense umgehenden „Pflügerburschen“. Im 1886 entstandenen Gedicht „The stolen Child“ von W.B. Yeats wird von Feen erzählt, deren Vorliebe es ist, junge Menschenkinder in ihr Reich zu locken. „Komm mit, zu den Wassern und in die Wildnis mit einer Fee, Hand in Hand, denn die Welt ist voller Weinen“, heißt es hier verführerisch. Blutig endet dagegen die alte, auch von Nick Cave gesungene „Mörder Ballade „Henry Lee“. Hier versucht eine junge Lady, ihren Exgeliebten zu einem Schäferstündchen zu überreden. Als sie Lord Henry verschmäht ersticht sie ihn kurzerhand und versucht, den Leichnam in einen Brunnen verschwinden zu lassen. Das Publikum sparte am Ende des Konzert nicht mit einem lautstarken Applaus und holte so mehrere Zugaben heraus.