Acher führt seit März für Stromproduktion zu wenig Wasser
Mit nur 120 Liter Wasser pro Sekunde ist kein Staat zu machen: Erste Betreiber von Turbinen im Mühlbach haben aufgegeben. Der Bachabschlag legt offen, dass vieles nicht mehr so ist wie früher.
Ob der Wasserstand im Mühlbach nach dem Ende des Bachabschlags am 30. September wesentlich steigen wird, ist fraglich – genauso wie die weitere Nutzung des Mühlbachs für die Stromerzeugung. Das wurde am Donnerstag bei der Gewässerschau deutlich.
„Das Wasser fließt noch bergab”, sagte Georg Straub von der Stadtverwaltung zwar. Aber sonst ist vieles nicht mehr wie es mal war. „Seit März produzieren die Turbinen am Mühlbach keinen Strom”, sagte Bernd Nies, Vorsitzender der Deichbaugenossenschaft. Von den ehemals 29 Stromerzeugern am Gewässer seien nur noch vier übrig. In jüngster Zeit sei eine weitere Turbine in Oberachern und eine in Großweier stillgelegt worden. Ihre Betreiber sind aus der Genossenschaft ausgetreten.
Kein Funken Strom
Sogar der Vorsitzende hadert mit seiner seit vier Jahrzehnten gepflegten Leidenschaft. Denn die Turbinen zur Stromerzeugung aus der Wasserkraft erforderten Zeit für Pflege und Geld für Reparaturen. Der Erlös aus der Einspeisung von Strom sei dagegen sehr gering: „Es lohnt sich nicht mehr.” Seit März erzeugte der Bach wegen des niedrigen Wasserstands keine einzige Kilowattstunde Strom.
Gerade mal 120 Liter Wasser pro Sekunde lieferte die Acher am Donnerstagvormittag. Der Pegel in Kappelrodeck lag bei 36 Zentimetern. Eigentlich sollen im Sommer mindestens 250 Liter Wasser die Acher hinabfließen, ab Oktober dann 400 Liter. In den Mühlbach müssen in Oberachern mindestens 100 Liter pro Sekunde abgezweigt werden, weil in Achern das Abwasser des Klärwerks in den Bach geleitet wird. Aber die festgelegten Mindestmengen wurden seit Monaten nicht mehr erreicht. Minimalwasserstände im Vergleich zu früheren Messungen wurden dieses Jahr am Messpunkt in der Acher bei Kappelrodeck fast täglich verzeichnet.
Die Zeit des Bachabschlags am Mühlbach, in der beabsichtigt nur eine Minimalmenge Wasser fließt, wird traditionell genutzt, um Ablagerungen aus dem Gewässer zu holen und Ufermauern zu pflegen. „Nicht nur der Bauhof, auch die Anlieger nutzen diese Zeit”, berichtet Bauhofleiter Werner Lehmann. In diesem Jahr habe man auch ein Auge auf den Zustand privater Ufermauern. Wo Handlungsbedarf bestehe, werde man die Anlieger informieren, erklärt Straub.
Anika Morat vom Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz bat darum zu melden, wenn dem Bach Wasser entzogen wird. Man gehe jedem konkreten Hinweis nach.
Flaschen, Dosen und Heckenschnitt musste der Bauhof auch dieses Jahr aus dem Mühlbach holen. Außerdem baggerten die städtischen Arbeiter in der Holzstraße in und im Stadtgarten Sand aus dem Gewässer und reparierten ein Ufer. Auch am Dichmüllerplatz fanden Reparaturen an der Ufermauer statt. Dort ist der Mühlbach ein attraktiver Wasserspielplatz.
Thema bei jeder Gewässerschau in Oberachern ist das alte Mühlbachwehr, das noch von Hand gesteuert wird. Dazu fährt Bernd Nies ein- bis zweimal täglich an. Das Wehr müsste längst erneuert werden, was die Genossenschaft und die Stadt im Zug des Baus einer Fischtreppe erledigen wollten. Weil der Fischaufstieg sich bisher politisch nicht durchsetzen ließ, sollen demnächst neue Gespräche stattfinden, kündigt Georg Straub an.