Achern feiert 50 Jahre "Essen auf Rädern"
Dass die Fahrer von „Essen auf Rädern“ seit 50 Jahren in Achern und in den umliegenden Gemeinden über 3,2 Millionen Mahlzeiten mit sehr viel „Liebe to go“ ausgefahren und dabei etwa 4,7 Millionen Kilometer haben, ist ein absoluter Rekord in Sachen ehrenamtlicher Nächstenhilfe. „Das ist ja fast unglaublich, die Aktion verdient allerhöchsten Respekt“, meinte Pfarrer Joachim Giesler kurz vor seinem Abschied aus der Seelsorgeeinheit. Doch zuvor nahm er noch gerne am Jubiläum der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft teil, die ihren 50. Geburtstag mit ihren über 150 Fahrern in der „Grässelmühle“ in Obersasbach feierte.
Die Einsatzfelder der Frauen und Männer von „Essen auf Rädern“ sind im Bereich von Renchen bis Seebach, von Wagshurst bis Lauf, dabei werden außer an den Sonntagen 300 Essen täglich ausgefahren und 350 Kilometer unter die hilfreichen Räder genommen. Wären die Fahrer tatsächlich diese Strecke einmal abgefahren, dann hätten sie seit 1971 bis jetzt etwa 107 Mal die Erde umrundet und wären mindestens zwölfmal von der Erde zum Mond gefahren.
Rekordverdächtiges
Der ehrenamtliche Geschäftsführer Karl Römer präsentierte einige dieser rekordverdächtigen Zahlen, und jeder im Saal staunte, was die vielen Helfer in einem halben Jahrhundert geleistet haben, wie viel Gutes sie taten und wie viele ältere, kranke und alleinstehende Menschen sie bei den täglichen Besuchen und Begegnungen glücklich machten. Pastorin Felicitas Otto brachte es auf den Punkt: „Essen auf Rädern ist von Herzen in Demut dienen und für andere da sein.“ Dies zeichne die Aktion aus. Die Grüße und den Dank der Stadt überbrachte der Oberbürgermeister-Stellvertreter Karl Früh. Für die feine musikalische Note sorgten die Trompetenspieler Thomas Neubert, Sebastian Reinert und Silas Ronecker, während sich der „König von Baden“ Jörg Kräuter als ein richtig „symbadischer“ Kabarettist präsentierte. Dass unter den Gästen mit Hedwig Ehinger ein Gründungsmitglied und eine der ersten Fahrerinnen war, wurde mit herzlichem Applaus bedacht. Auch die Teilnahme von Helmut Decker, der 30 Jahre Koch in der Küche des Acherner Krankenhauses war und die ersten Essen kochte, war mit in der geselligen Runde.
Damals war es die unvergessene Berta Habermehl, die Vorsitzende der Caritas-Konferenzen in der Pfarrei „Unserer Lieben Frau“, die mit ihrem großen karitativen Herzen eine Not entdeckte. Denn es gab viele ältere Menschen, die sich nicht mehr selbst versorgen konnten und denen mit den täglichen Essen eine Möglichkeit eröffnet werden sollte, möglichst lange selbstbestimmt zu Hause wohnen zu können. In diesem guten Sinn wurde „Essen auf Rädern“ ins Rollen gebracht, und die ersten 18 Mahlzeiten verließen am Nikolaustag 1971 die Küche des Krankenhauses, in dem die Essen bis heute zubereitet werden.
Neue Herausforderung
Der Geschäftsführer erinnerte daran, dass die Aktion von Anfang an ökumenisch ausgerichtet war, auch der DRK-Ortsverein Achern war bei den Gründern einer Initiative mit dabei, die im Land Baden-Württemberg einmalig ist und so lange ehrenamtlich wahrgenommen wird. Dankbar wurde auch an die Geschäftsführer Heinrich Schäfer, Eugen Grießbaum, Rudibert Ziegler und Maria Fischer erinnert, die mit viel Liebe die Essen „würzten“. Doch Karl Römer blickte auch sorgenvoll nach vorne, denn die neue Klinik soll keine Küche erhalten, sodass die Arbeitsgemeinschaft vor einer neuen Herausforderung stehe.