Achern trauert um Winfried Rosenfelder
Achern. Den Verlust seiner im April 2008 im Alter von 86 Jahren verstorbenen Ehefrau Hedwig hatte Winfried Rosenfelder kaum verwinden können. Vor einer Woche traf ihn ein schwerer Schlaganfall. Im Ortenau Klinikum konnte dem altersschwachen Alt-OB nicht mehr geholfen worden. Ohne das Wachbewusstsein zu erlangen, kam Rosenfelder zurück in die vertraute Umgebung des Caritas-Pflegeheims. Unter der Obhut der am Krankenbett wachenden Familie starb er am Nachmittag des 5. November.
»Ideen und Persönlichkeit, Mut und Gespür muss ein OB schon mitbringen«, erklärte Rosenfelder 1991, wenige Tage vor seiner Pensionierung im Gespräch mit der ARZ. Er wollte immer nur das Beste für die Stadt. Eine offizielle Verabschiedung lehnte er ab: »Ich bin gewählt worden und habe meine Arbeit getan. Das bedarf keines Dankes und keiner Beurteilung.«
Auf Laudatio verzichtet
Bescheidenheit gehörte unbestritten zu den höchsten Tugenden Rosenfelders. Der 1983 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Rosenfelder verbat sich auch bei den im Rathaus anberaumten Feiern zum 75. und 80. Geburtstag jede Art von Laudatio.
Vorbild für Stächele
Minister Stächele wagte es am 31. Dezember 2003 trotzdem und würdigte den »hoch angesehenen Kommunalpolitiker«. Stächele habe ihn stets »als starkes Vorbild« gesehen. Ihm imponierte die »ungemein menschliche und sympathische Art, gepaart mit einem gewissen Maß an Schlitzohrigkeit«. Geburtstagsgeschenke lenkte Rosenfelder um und forderte die Gratulanten auf, für Acherner Vereine und den Hornisgrindeturm zu spenden. Darüber hinaus verlangte er unnachgiebig, die von der Stadtverwaltung aufgewendeten Bewirtungskosten der Empfänge zu übernehmen.
Das umsichtige Wirtschaften lag dem an Silvester 1923 geborenen Acherner im Blut. Die Entwicklung des städtischen Vermögens unter seiner Regie spricht Bände. 1963 standen 13 Mio. Mark zu Buche, 1971 43 Mio., nach der Eingemeindung der Teilorte 1974 waren es 61 Millionen. Nach 28 Jahren hinterließ er eine Anlagevermögen von 295 Millionen Mark und stellte bescheiden fest: »Ich habe Glück gehabt.«
Räte folgten ihm
Eine ausgezeichnete Verwaltung, starke Persönlichkeiten im Gemeinderat und gute Sachverständige hätten ihm geholfen, die Stadt aufzubauen. In den Verhandlungen mit dem Gemeinderat bewies Rosenfelder viel Geschick. »Entscheidend war, dass dann doch gemacht wurde, was ich wollte«, erklärte Rosenfelder einst.
Winfried Rosenfelder hat die Stadt rasant vorangebracht. Die Marktplatzbebauung und Tiefgarage, die verkehrsberuhigte Ratskellerstraße, die Stadtkern-Sanierung, Bau von Ortenau- und Turnhalle Oberachern, der Lammbrückenknoten, die Änderung der Bahnplanung bezüglich der neuen Trasse und die neue B 3 fielen in seine Amtszeit. Zur Arbeit und zu Terminen fuhr er stets mit dem »Dienstrad«.
Die Trauerfeier in der Acherner Pfarrkirche beginnt am Mittwoch, 11. November, um 14 Uhr. Danach findet die Beisetzung statt.
STICHWORT
Trauerbeflaggung am Mittwoch
OB Klaus Muttach reagiert auf den Tod von Winfried Rosenfelder:
»Die Große Kreisstadt Achern trauert um ihren ehemaligen Oberbürgermeister Winfried Rosenfelder. Mit ihm verliert die Stadt Achern eine herausragende Persönlichkeit, welche die Geschicke der Großen Kreisstadt über 28 Jahre hinweg an führender Stelle geprägt hat.
In die Amtszeit von Winfried Rosenfelder fielen richtungsweisende Entscheidungen, allen voran die Gemeindereform, bei der neun ehemals selbständige Gemeinden zur Großen Kreisstadt Achern zusammenfanden, was die Ernennung zur Großen Kreisstadt erst möglich machte.
Wesentliche Projekte wie die Neutrassierung der Rheintalstrecke und die dringend benötigte B 3-Umgehung, die Sanierung des Klinikums und vieles mehr fielen in die Amtszeit von Winfried Rosenfelder, der die Entscheidungen willensstark und mit taktischem Geschick vorantrieb.
Mit großer Anerkennung nimmt die Stadt Achern Abschied. Als äußeres Zeichen der Wertschätzung wird die Stadtkapelle die Trauerfeier umrahmen und die Feuerwehr eine Ehrenwache halten. Für den Tag der Beisetzung ist Trauerbeflaggung angeordnet.«