Acherner Narrhalla haut ab 27. Januar wieder auf den Putz
Die Acherner Narrhalla steht in den Startlöchern. Schon jetzt darf man gespannt sein, wer in dieser Kampagne den Pflasterschisser-Orden erhält. Wie dieser seinen Namen erhielt, ist eine besondere Geschichte.
»Seit 1567 ist’s gewiss, auf das Pflaster kommt der Schiss.« Mit diesem Motto startete die Acherner Narrhalla am »Elften im Elften« in die neue Kampagne, die jetzt fortgesetzt wird. Seit jeher werden die Acherner »Pflasterschisser« genannt und dieses Lob wird dadurch gewürdigt, dass die Narrhalla jährlich an verdiente Personen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Narretei den Pflasterschisser-Orden verleiht.
Der unvergessene Walter Gerteis kreierte diesen einmaligen Orden und stellte ihn beim Stockfischessen 1989 als Prototyp erstmals vor, als Hans I. Vierneisel nach 30 Präsidenten-Jahren verabschiedet wurde. Die Figur des lustigen Narren, der sein Geschäft auf einem Pflasterstein verrichtet, wurde am 11. November des gleichen Jahres an die Elferräte verliehen, zum 125-jährigen Bestehen der Narrhalla 1998 war seine Einführung als Pflasterschisser-Ehrung.
1567 erstmals Pflastersteine in Achern verlegt
Den Premiere-Orden verlieh Präsident Richard I. Kiefer Oberbürgermeister Reinhart Köstlin, Direktor Edgar Schnurr von der Sparkasse Offenburg/Ortenau und Otto Schnurr, Präsident des Ortenauer Narrenbundes. Die Mottozahl steht für den Hinweis im Oberacherner Dorfbuch, dass 1567 erstmals Pflastersteine in Achern verlegt wurden. Stadtarchivarin Andrea Rumpf hat diese erfreuliche Tatsache aus einer Zeit erforscht, in der die Bürger aus »Niederachern« auf Trampelpfaden umher gingen, dreckige Füße bekamen und bei Schnee und Regen mit ihren Karren und Fuhrwerken im Schlamm stecken blieben. Doch seit 1561 hatte mit Johann Hippolytus Widerstätter ein neuer Vogt das Sagen. Er brachte manches auf den Weg und hat wohl auch veranlasst, 1561 den matschigen Weg von der Vogtei (heute Gebäude der Volksbank) bis zum Rathaus im Gasthaus Adler (heute Adlerplatz) zu pflastern, so Andrea Rumpf.
Die Bürger konnten hier nun trockenen Fußes gehen, doch neues Ungemach drohte, weil die Toilettenkultur noch nicht so innovativ war, so mancher Nachttopf auf der Gasse entleert wurde und als »Schiss« auf dem Pflaster landete. So hatten die Acherner zwar ihr Pflaster, aber viele Probleme und den Spitznamen, den die Narrhalla bis heute in höchsten Ehren hält, besonders die »Acherner Pflasterschisser« der Dreizipfelshansele.
Narren-Fahrplan
Für das »Spiel der verkehrten Welt« hat die Acherner Narrhalla ein Programm der Markte »Pflasterschisser« vorbereitet. Auftakt der Kampagne ist am Samstag, 27. Januar, um 11 Uhr mit dem Stellen des Narrenbaumes auf dem Marktplatz.
Weiter geht es am Freitag, 2. Februar, um 19 Uhr mit dem »Närrischen Abend« in der Illenau, bei dem die Narrhallesen das Geschehen in der Stadt und die Promis ins Visier nehmen. Am Schmutzigen Donnerstag, 8. Februar, wird ab 15.30 Uhr das Rathaus gestürmt. Oberschultes Klaus Muttach und seine Paragraphenreiter l wollen zwecks klammer Kasse die Segel freiwillig streichen und die Beratungen für den neuen Haushalt in die Hände der Narren legen.
Am Sonntag, 11. Februar, 15 Uhr, beginnt die Kinderfasnacht in der Hornisgrindehalle. Dann naht auch schon der »Fasnets-Zischid« (13. Februar), an dem der Närrischer Markt ab 10 Uhr und der Mittelbadische Kinder- und Fasnachtsumzug (14 Uhr) mit zirka 100 Zünften und 2000 Hästrägern die Stadt in ein Tollhaus verwandeln.
Doch das traurige Ende des Schabernacks naht, wenn sich der Schudi um 22 Uhr in Rauch auflöst und am Aschermittwoch, 14. Februar, ab 11 Uhr die leeren Geldbeutel im »Brunnen-Philipp« gewaschen werden.