Acherner Richterin Saskia Flügler geht in den Mutterschutz
Juristische Frauenpower am Acherner Amtsgericht: Acht Monate wirkten zwei junge Richterinnen in der Allerheiligenstraße, sprachen Recht in allen Straf- und Zivilsachen. Doch diese Zeit ist jetzt vorbei: Saskia Flügler geht in den Mutterschutz. Ihr Nachfolger ist ein Mann.
Zwei Frauen im Richteramt, das ist für das Acherner Amtsgericht ungewöhnlich. Saskia Flügler kam im Februar 2022, Clarissa Rappenecker im August. Allgemein seien Frauen im Richteramt gar nicht mehr ungewöhnlich, sagen sie. „Das hat sich gewandelt“, so Saskia Flügler. Schon im Jurastudium an der Hochschule Freiburg sei mehr als die Hälfte der Studierenden weiblich gewesen. Richterinnen gebe es nach ihrer Erfahrung fast genauso viele wie Richter. Bei den Anwälten sehe das anders aus. Gerade im Raum Achern seien mehr Männer bei Gericht aktiv.
Begegnung mit Respekt
Gibt es ein Problem mit dem Respekt, wenn eine junge Richterin den Vorsitz einer Verhandlung hat? Nein, sind sich beide einig. Das liege teilweise an der besonderen Situation vor Gericht und der schwarzen Robe, die sie dort tragen. „Die Position als Richterin führt schon dazu, dass man respektvoll behandelt wird“, meint die 28-jährige Saskia Flügler. Hinzu komme, dass sie umgekehrt allen Beteiligten an der Verhandlung ebenfalls mit Respekt begegne. „Tatsächlich bin ich noch nie respektlos behandelt worden“, stellt die 26-jährige Clarissa Rappenecker fest.
Als Kolleginnen mit Büros auf dem gleichen Flur haben sie sich gerne über Fälle ausgetauscht. Während die jüngere über alle zivilrechtlichen Klagen und die Ordnungswidrigkeiten in Achern entscheidet, war die ältere in Achern bis vergangene Woche für Anklagen nach dem Strafrecht zuständig und zusätzlich am Landgericht Baden-Baden für zivilrechtliche Angelegenheiten. Gemeinsame Mittagspausen in der Acherner Innenstadt gab es nicht. „Hier könnte man sicher gut einkaufen. Aber ich kenne Achern tatsächlich nur von der Arbeit her“, räumt Saskia Flügler ein, die aus Kehl stammt. Ihre Kollegin aus dem Kinzigtal schlendert in ihrer Freizeit schon mal durch die City. „Die Menschen sind hier freundlich, zugewandt und offen“, hat sie festgestellt.
In ihrem Arbeitsalltag geht es zwar selten um Gewalt und nie um Kapitalverbrechen, aber oft um Mietstreitigkeiten und Räumungsklagen, Schadenersatzforderungen und Regressansprüche, Betrug oder Unfallflucht. Da fließen auch mal Tränen der Verzweiflung oder Ärger und Wut brechen sich Bahn. Dann müssen die jungen Frauen souverän bleiben. „Ich rufe dann in Erinnerung, dass es vor Gericht um die Sache geht. Bestimmter werden müssen wir schon manchmal“, so Clarissa Rappenecker. „Rumschreien bringt nichts“, sagt ihre Kollegin, sich einfühlen in die verschiedenen Positionen dagegen schon. Sie gebe Emotionen Raum, denn die seien manchmal unvermeidlich und durchaus nachvollziehbar.
Erfüllende Arbeit
„Das Schöne ist, dass man Situationen lösen kann, in denen die Streitparteien nicht weiterkommen. Es ist ein Beruf, in dem man viel bewirken kann“, sagt Clarissa Rappenecker „Diese Arbeit erfüllt mich“, meint Saskia Flügler. Auch wenn sie nun erst einmal in den Mutterschutz gehe, werde sie mit Sicherheit ins Berufsleben zurückkehren. Ob es wieder der Richterstuhl in Achern werden wird, hänge von den Stellen ab, die dann frei sind.
Auch Clarissa Rappenecker bleibt dem Amtsgericht Achern nicht dauerhaft erhalten. In den ersten vier Berufsjahren sollen Jung-Richter auch noch zur Staatsanwaltschaft wechseln. Ab April spricht neben der 26-jährigen Jung-Richterin auch Richter Alexander Lachmann in Achern Recht. Er war bisher am Amtsgericht Bühl tätig.