Acherner Waldfriedhof wird auf Vordermann gebracht

Startschuss für Pflege und Unterhaltung der Grabsteine und des botanischen Bestandes auf dem Illenau-Friedhof (von links): Marcel Friedmann (Stadt Achern, Fachgebiet Tiefbau), Klaus Scherer (ehrenamtlicher Helfer), Bürgermeister Dietmar Stiefel, Oberbürgermeister Klaus Muttach, Architekt Günter Mader, Architekt Stefan Schädel und Bernhard Schmitt (ehrenamtlicher Helfer). ©Reinhard Brunner
Der Waldfriedhof der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Illenau umfasst eine rund 1,1 Hektar große Fläche. Zwar liegt er auf der Gemarkung Obersasbach, ist allerdings Eigentum der Stadt Achern. Bei dem Friedhofsareal handelt es sich um ein „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“, deshalb will Achern die Pflege der Grabsteine sowie des botanischen Bestandes intensivieren.
Zum Startschuss der Unterhaltungsmaßnahmen trafen sich nun Vertreter der Stadtverwaltung, Architekten und ehrenamtlich tätige Personen vor Ort. Bei der Gelegenheit ging Oberbürgermeister Klaus Muttach auf die Historie des Waldfriedhofs der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt ein. Viele wohlhabende Menschen seien es gewesen, die sich nicht auf dem Acherner Friedhof, sondern dem der Illenau beerdigen lassen wollten. Zwischen 300 bis 350 Grabmäler gibt es dort, die wie die ganze Anlage selbst von ehrenamtlichen Helfern über Jahrzehnte gepflegt wurde.
Bürgermeister Dietmar Stiefel betonte, dass sich die Denkmaleigenschaft des Areals nicht auf die bestehenden baulichen Anlagen wie Grabsteine, Einfriedigung oder Toranlage beschränke, sondern insbesondere auch den Bestand an Bäumen und Sträuchern umfasse. Aber auch die Tierwelt, angefangen bei Vögeln über Eichhörnchen und Eidechsen bis zu Insekten werde in die Betrachtung aufgenommen.
RP genehmigt
Nach Vorlage von Angeboten musste die Stadt Achern zunächst eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung des Regierungspräsidiums Freiburg einholen. Die Genehmigung war Voraussetzung, um in Stuttgart einen Förderantrag zu stellen. Der Zuwendungsbescheid in Höhe von 20.600 Euro sei im März ergangen. Gemessen an den Gesamtkosten in Höhe von rund 61.800 Euro entspreche dies einem Fördersatz von 33,3 Prozent. Auf Basis dieses Bescheids wurden die Umsetzung der Konzepte beim Stuttgarter Architektenbüro Strebewerk in Auftrag gegeben.
Architekt Günter Mader stellte sein „Parkpflegewerk“ vor, eine umfangreiche schriftliche Ausarbeitung, die neben einer historischen Analyse auch eine Bestandsdokumentation umfasst. Sie beinhaltet neben Brunnen, Wegen und Bänken auch eine Bewertung der Gehölze. Mader macht darin unter anderem Vorschläge, wie zum Beispiel Bänke einheitlich gestaltet werden können. Auch macht er den Vorschlag, Bäume und Gräber zu nummerieren und sie in einen digitalen Plan aufzunehmen.
Mit der restauratorischen Bestandserfassung setzt sich Architekt Stefan Schädel auseinander. „Hier setze ich mich auch mit der überlieferten Bausubstanz auseinander; einfach, um das kulturelle Erbe besser verstehen zu können.“ Nach einer Auswertung der Archivalien gilt es, die Grabsteine vor Ort zu inventarisieren, Materialität und Schadensphänomene zu erfassen und Maßnahmen nach ihrer Dringlichkeit zu priorisieren. Alles wird in einer zentralen Datenbank gebündelt, damit die verschiedenen Beteiligten stets auf die vollständigen, aktuellen Informationen der Grabsteine zugreifen zu können. Nicht alle Grabmäler, so Schädel, müssten ausgebessert werden. Es gelte aber, sie für die Zukunft zu erhalten.
Im Herbst fertig
Schädel geht davon aus, dass die Spanne der Restaurierungskosten bei den Grabmälern zwischen ein- und fünftausend Euro liegt. Beide Architekten, Günter Mader und Stefan Schädel, wollen mit ihrem Konzept im Herbst fertig sein. Dieses soll dann laut Bürgermeister Dietmar Stiefel dem Gemeinderat vorgelegt werden, der dann auch über Geldfragen entscheiden muss.
Die beiden ehrenamtlichen Helfer am Illenauer Friedhof, Klaus Scherer und Bernhard Schmitt, führten die Gruppe durch die Anlage. Der bei einem Sturm im März dieses Jahres verursachte Schaden an einer Reihe von Grabmalen sowie der Einzäunung und dem Fall einer alten Eiche zeigte nachdrücklich, dass das Alter der Baumsubstanz auch mit Risiken für die Gesamtanlage verbunden ist.