Achertal: Zeitenwende auch bei Dreierturnieren?
Seit 45 Jahren wird das im Achertal beliebte Dreierspiel in Turnierform gespielt. Die nicht mehr lebenden Gründerväter und Organisatoren von einst, so unter anderem Pfarrer Wendelin Faller und Rudi Kohler (beide Kappelrodeck) oder Wilfried Brunner aus Großweier initiierten damals die Turniere mit dem Ziel, das traditionelle Kartenspiel wieder in die häuslichen Stuben zurückzuholen. Wettbewerbe im gesamten Acherner Raum sprossen aus den Hallen, Wirtschaften oder Pfarrzentren. Rekordbeteiligungen waren an der Tagesordnung. Der Funke sprühte über, so dass auch in vielen Familien zu Hause das Dreierspiel eine Renaissance erlebte.
Ableger von Cego
Dieses Kartenspiel wird mit dem Cegoblatt gespielt, das zu den Spielen mit den Tarockkarten gehört. Eine Variante davon ist in Baden das Cegospiel, und ein „Ableger“ davon, im Acherner- und Bühler Raum, ist das Dreierspiel. Es hat hier viele Anhänger und ist neben Skat in der Region das verbreitetste Kartenspiel.
Der Kappler Wein-Preis-Dreier gehört nun seit mehr als vier Jahrzehnten zum traditionellsten und bestbesuchten Turnier. Mit 51 Teilnehmern verzeichnete aber die diesjährige Veranstaltung einen Minusrekord und leitete möglicherweise eine Zeitenwende in der Dreierspiel-Turniergeschichte ein. Vergessen sind die Zeiten, als 1985 noch 142 Kartenspieler den Weg in den Kappler Winzerkeller fanden.
Weiterer Rückschlag
Im Verlauf des Turnieres sickerte durch, dass das Turnier im Pfarrheim in Großweier, der Keimzelle des turniermäßigen Kartenspieles, mangels Organisatoren ausfällt. Dies ist ein weiterer Rückschlag, nachdem das alljährliche „Prologturnier“ im Kappler Pfarrzentrum, Mitte November, ebenfalls die Segel streichen musste. Schon vergessen sind die Turniere in Achern, Sasbachwalden, Seebach, Ottenhöfen oder Waldulm. Den traditionellen Kartenspiel- Turnieren fehlt die Jugend als Nachwuchs. Die Jugend pflegt das Dreierspiel, aber mehr im kleinen Freundeskreis statt im Turnierbetrieb. Auch die digitale Spielwelt läuft dem Spaß mit der Karte auf der Hand offensichtlich den Rang ab.
Die Verantwortlichen appellieren, diese Tradition nicht kampflos aufzugeben. Der Wein-Preis Dreier wird jedenfalls nicht von der Bildfläche verschwinden. Als Sieger des diesjährigen Turnieres in den Räumen der Hex vom Dasenstein stand mit Peter Baßler aus Ottenhöfen ein „alter Spielhase“ auf dem Podest, der mit stattlichen 853 Punkten den Sieg einfuhr. Er freute sich über den Hauptpreis, bestehend aus einem Weinpräsent im Wert von 200 Euro. Es folgte Walter Lang (Sasbach) mit 799 Punkten als Zweitplatzierter vor Winfried Köninger (Ortenberg) mit 768 Punkten. Den Damenpreis gewann mit Sieglinde Maier aus Gamshurst eine Seriensiegerin. Sie wurde für ihre erzielten 732 Punkten mit Wein und Blumen beschert.
Erlös für guten Zweck
Alle Teilnehmer, auch in den hinteren Rängen, wurden mit Weinpreisen belohnt. Der Letztplatzierte mit 77 Minuspunkten durfte als Tabellenschlusslicht traditionell eine Ent(d)e in Empfang nehmen.
Der Reinerlös des Turniers wird für die Erhaltung und Pflege des Naturdenkmals Dasenstein und des Kappler Weinlehrpfades verwendet.