Ärger ums Wasser am Glaswaldsee
Die Peterstaler Mineralquellen suchen beim Glaswald in Bad Rippoldsau-Schapbach nach Wasser – Bohrungen haben sie schon durchgeführt, ein Langzeitpumpversuch ist nun geplant. Ludwig Hoferer und weitere Anwohner haben Angst, dass sie dadurch auf dem Trockenen sitzen.
»Wir sind frustriert, dass das klammheimlich passiert«, sagt Ludwig Hoferer. Doch es ist vor allem die Existenzangst, mit der die Familie im Glaswald in Bad Rippoldsau-Schapbach kämpft. »Ohne Wasser geht es nicht«, sagt Eva Hoferer. Seit November führt Peterstaler Mineralquellen im Bereich Grüne Sitzbank, Abspach Höhe und Lettstetter Höhe Probebohrungen zur geologischen Erkundung von Wasservorkommen durch, nun ist ein Langzeitpumpversuch geplant. Zufällig habe Hoferer im November von einem Waldarbeiter davon erfahren.
Wenn Peterstaler an dieser Stelle Wasser abzapfen würde, dann bedeute das weniger Wasser für rund 13 Anwohner im Bereich Sommerseite im Glaswald. Wertvolles Wasser, das ohnehin nicht immer ausreiche, wie 2013 und 2015 gezeigt hätten. Davor soll es nie Probleme mit dem Wasser gegeben haben. Dass es in diesen Sommern nicht aus natürlichen Gründen ausblieb, da sei sich die Familie sicher, auch wenn der Klimawandel als offizieller Grund angegeben sei. 2004 hatte Peterstaler eine knapp 15 Kilometer lange Pipeline gebaut, die unter anderem zwischen der Badwaldhöhe und der Grünen Sitzbank durchführt. Die Folge: »Das Hochmoorbecken, das den darunterliegenden Quellen als Reservoir dient, wurde getrennt«, so Hoferer. Folglich stehe den Anwohnern der Sonnenseite weniger Wasser zur Verfügung. »Es hieß, dass sich die Auswirkungen nach sieben, acht Jahren bemerkbar machen.« So sei es gewesen, erstmals 2013 – da musste die Feuerwehr anrücken. 2015 konnte ein Nachbar, der sein Wasser von anderen Quellen bezieht, aushelfen. »Wir haben jetzt schon Schädigung auf Dauer.« Inzwischen ärgere er sich, dass er damals nicht reagiert habe.
Als er erfahren habe, dass wieder an den Quellen hantiert werde, »da wurde ich panisch. Ich weiß, wie das ist, kein Wasser zu haben. Das ist ein richtiges Scheißgefühl!« Die geplante Bohrtiefe von 200 Metern und damit die Tiefe der Wasserentnahme würde auf Höhe des Quellhorizonts im Glaswald liegen. »Das ist existenzbedrohend« – zumal sich die Gemeinde laut Hoferer vor drei Jahren aus Kostengründen geweigert habe, die Glaswälder an die kommunale Versorgung anzuschließen. Bereits am 18. November habe er Einspruch gegen die Bohrungen beim Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz in Freudenstadt eingereicht. Doch da war es für die ersten Versuche zu spät. »Die Erkundungsbohrungen wurden am 14. November 2017 durch das Landratsamt Freudenstadt erlaubt. Diese wasserrechtliche Erlaubnis berechtigt nicht zur Grundwasserentnahme. Im Zuge der Bohrarbeiten darf lediglich ein Kurzpumpversuch durchgeführt werden. Für längere Pumpversuche muss eine wasserrechtliche Erlaubnis beantragt werden«, heißt es in einem Schreiben des Landratsamts, das der Redaktion vorliegt.
Gemeinde unterstützt
Das Landratsamt bestätigt auf Anfrage, dass die Firma im Bereich Glaswald zwei Erkundungsbohrungen vorgenommen habe. »Diese Bohrungen waren dem Landratsamt und dem Geologischen Landesamt vorher lediglich anzuzeigen, was auch geschehen ist, und die Zustimmung der Grundstückseigentümer lag vor«, so Sabine Eisele, Pressesprecherin des Landratsamts. Nun möchte die Firma laut Eisele dort einen Langzeitpumpversuch durchführen, um die Ausschüttung einschätzen zu können. »Die wasserrechtliche Genehmigung wurde bei uns beantragt. Da eine Beeinträchtigung der Eigenwasserversorgung grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden kann, haben wir im Rahmen des Genehmigungsverfahrens umfangreiche Unterlagen und weitere Untersuchungen bei der Antragstellerin angefordert und die Anwohner angehört.« Bis zum 30. April hatte Hoferer Zeit, Einwände einzureichen. Das hat er getan, nachdem er das Thema in der vergangenen Gemeinderatssitzung angebracht hatte und sich die Unterstützung der Gemeinde sicherte – auch wenn diese in der Angelegenheit nicht viel ausrichten könne, denn das Gebiet befindet sich im Staatswald.
Offiziell habe die Gemeinde laut Hoferer auch nichts von den Bohrungen gewusst. In einem Begleitschreiben, das Bürgermeister Bernhard Waidele für den zweiten fristgerechten Einspruch von Hoferer unterzeichnete, bittet die Gemeinde um ein hydrologisches Gutachten. Das habe das Landratsamt angefordert, so Eisele. Doch Hoferer glaubt, den Ausgang schon zu kennen, da Peterstaler das Gutachten in Auftrag gegeben habe. Eisele versicherte: »Eine wasserrechtliche Erlaubnis werden wir nur dann erteilen, wenn wir davon überzeugt sind, dass die Eigenwasserversorgung der Anwohner dadurch nicht gefährdet wird.« Nur abwarten, das möchte Hoferer nicht. Parallel will er den Naturschutz ins Boot holen und einen Kontakt zum Bürgerbeauftragten in Stuttgart herstellen, wie ihm Ramon Kara in der Gemeinderatssitzung geraten hatte. Von Peterstaler selber habe er noch nichts gehört.
Auf Nachfrage, will das Unternehmen aus Bad Peterstal-Griesbach keine Stellungnahme abgeben. Es geht Hoferer darum, eine Garantie zu bekommen, sollte Peterstaler Wasser abzapfen dürfen. »Wenn irgendetwas passiert, dann wollen wir, dass die Gemeinde oder Peterstaler dafür sorgen, dass genügend Wasser bei uns ankommt.«
Pumpversuch
Geplant sei der Langzeitpumpversuch schon Mitte April gewesen, so Ludwig Hoferer. Weil dem Landratsamt aber noch Unterlagen fehlen, habe es noch keine Genehmigung erteilt, so Pressesprecherin Sabine Eisele am Dienstag. Vier bis 14 Tage habe Peterstaler für den Langzeitpumpversuch beantragt, weiß Hoferer. Maximal drei Liter Wasser pro Sekunde sollen dabei gepumpt werden.
Allgemeingut
»Grundwasser ist Allgemeingut und unterliegt nicht der Verfügungsgewalt des Grundstückseigentümers. Der Eigentümer eines Grundstücks, auf dem eine Quelle zu Tage tritt, ist nicht automatisch auch Eigentümer des Quellwassers«, sagt Sabine Eisele,
Sprecherin des Landratsamts Freudenstadt.