Alles aus Liebe zur Tochter
Ein aufregender Tag liegt vor der MS-kranken Karin Ziegler und ihrer Familie. Am Mittwoch fahren sie nach Stuttgart, um einen Preis entgegen zu nehmen.
»Die Zieglers leisten für ihre Karin unglaublich viel. Sie haben ihr Leben voll in den Dienst an ihrer kranken Tochter gestellt«, weiß Sabine Gwarys, Leiterin der Amsel-Kontaktgruppe Ortenaukreis. Deshalb hat sie der »Aktion Multipler Sklerose Erkrankter Landesverband« (Amsel) vorgeschlagen, Rita und Wilhelm Ziegler aus Obersasbach den Pflegepreis der Amsel-Stiftung zu verleihen.
»Preise bekommen wir nicht oft. Ich habe vorher noch gar nie von einem Pflegepreis gehört«, sagt dazu die 71-jährige Rita Ziegler. Um so mehr freut sie sich auf die Feierstunde im Porsche-Museum in Stuttgart-Zuffenhausen, wo sie und ihr Mann morgen von der Ministerin für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg, Katrin Altpeter, den mit 1500 Euro dotierten Preis entgegen nehmen sollen. Dabei werden sie auch die langjährige Schirmherrin der Amsel-Stiftung, Ursula Späth, Ehefrau des ehemaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth, kennen lernen.
Rollstuhl seit 20 Jahren
Seit Jahrzehnten ist das Ehepaar ganz für seine heute 40-jährige Tochter da. Wegen ihrer Erkrankung an Multipler Sklerose sitzt Karin Ziegler schon seit Anfang der 90er Jahre im Rollstuhl und kann heute nichts mehr alleine machen und nur noch undeutlich sprechen. Ihre Pflege vom Duschen und Anziehen über das Essen geben, Blutzuckerspiegel messen und Medikamente verabreichen bis hin zu gemeinsamen Spaziergängen meistern sie ganz ohne die Einbeziehung eines Pflegedienstes. Auch ihre gesunde Tochter Doris Zink und Schwiegersohn Thomas Zink haben daran ihren Anteil.
»Den Pflegepreis gibt es seit 1999«, erklärt Sabine Gwarys: »Die Ursula-Späth-Stifung möchte damit würdigen, was Menschen für MS-Kranke tun. Die Zieglers stehen stellvertretend für viele andere. Allein im Ortenaukreis gibt es 250 bis 300 Erkrankte. Etwa zehn Prozent sind pflegebedürftig. Manche werden in Heimen betreut, aber viele auch von ihren Angehörigen zu Hause.« An Familie Ziegler sei zu bewundern, dass sie trotz der enormen Aufgabe so ausgeglichen sei: »Man hat nicht das Gefühl, dass es ihnen zu viel ist.«
»Wir sind seit 47 Jahren verheiratet und haben immer zusammengehalten. Durch Karins Krankheiten – sie hat ja auch seit ihrem sechsten Lebensjahr Zucker – sind wir über uns hinaus gewachsen. Das hat uns und die ganze Familie zusammengeschweißt«, erklärt der 70-jährige Wilhelm Ziegler. Jeden Morgen um 5 misst er den Insulinspiegel bei seiner Tochter und bettet sie um – was vorher um 1 Uhr schon seine Frau gemacht hat. Beide empfinden Besuche in nicht rollstuhlgerechten Arztpraxen als besondere Belastung: »Da sind immer Improvisation und Muskelkraft gefragt.«
Karin Ziegler weiß um die großen Anstrengungen, die ihre Eltern auf sich nehmen. »Den Preis haben sie verdient«, sagt sie strahlend und ist ganz schön aufgeregt wegen der Fahrt morgen. Ihre Schwester und ihr Schwager und einige Menschen aus ihrem Umfeld, die sie regelmäßig besuchen, werden sie begleiten. Die Sorge um ihr Wohlbefinden bleibt dabei immer das Hauptthema. »Hoffentlich bleibt sie gesund«, sagt ihr Vater.
STICHWORT
Preisverleihung
Am Mittwoch wird zum 21. Mal der Amsel-Stiftung Ursula-Späth-Preis (ehemals: Amsel-Förderkreis Ursula-Späth-Preis) verliehen. Die Verleihung findet in würdevollem Rahmen im Porsche-Museum in Stuttgart-Zuffenhausen statt (www.amsel.de).