Augen-Bus stoppte in Peterstal

Klaus-Martin Beskes erläutert die Handhabung eines Bildschirmlesegerätes, im Hintergrund arbeitet Augenarzt Rainer Dünzen. ©Jutta Schmiederer
Der Augen-Bus war am Dienstag am Gesundheitshotel in Bad Peterstal. Acht Patienten hatten sich für den ambulanten Service angemeldet.
Wenn das Lesen der Zeitung immer schwerer fällt und schließlich unmöglich wird, das Gegenüber im Café nur noch undeutlich zu erkennen ist, dann versagen die Augen ihren Dienst. Um die Sehkraft möglichst lange zu erhalten, eine Verschlimmerung, Schmerzen oder sogar drohende Blindheit zu verhindern, ist Hilfe eines Augenarztes notwendig.
Im ländlichen Raum sind diese Fachärzte relativ selten, die Wege oft weit und für den Patienten mühevoll. Hier springt der Augen-Bus in die Bresche, der seit 2016 Arzt, Ausrüstung und Beratung in einzelne Orte im ländlichen Raum und damit zu den Patienten bringt. In Bad Peterstal-Griesbach machte der Augen-Bus am Dienstag beim Gesundheitshotel Das Bad Peterstal Station.
Barrierefreiheit
Ausgewählt wurde dieser Ort, weil hier ein barrierefreier Zugang möglich war und der Saal durch die Leitung des Hauses zur Verfügung gestellt wurde. Acht Patienten hatten sich angemeldet, um sich untersuchen und beraten zu lassen. »Durchschnittlich haben wir etwa vier oder fünf Anmeldungen«, erklärt Vanessa Nicklaus das Angebot richtet sich dabei speziell an schwer Sehbehinderte und Blinde. Erste Anlaufstelle der Patienten war Claudia Baer, Krankenschwester der Augenklinik in Freiburg. Sie nahm die Daten auf, klärte in einem ersten Gespräch, wie es den Patienten ging und assistierte dem Augenarzt.
Mit aufwändigen Gerätschaften, die im Kleinbus transportiert und an jedem Ort aufs Neue auf- und wieder abgebaut werden müssen, untersuchte Facharzt Rainer Dünzen seine Patienten. Rezepte oder Verordnungen darf er nicht ausstellen. Aber er kann Empfehlungen aussprechen, über Krankheiten und Möglichkeiten beraten und seine Untersuchungsergebnisse und Ratschläge auch an den Augenarzt weiterleiten, der die Patienten weiterbetreut.
Auch wenn er selbst schon Rentner ist, so liegen ihm die Patienten doch am Herzen. Vanessa Nicklaus übernimmt die Aufgabe, mit den Sehbehinderten und Blinden einen Fragebogen auszufüllen. Die katholische Hochschule Freiburg verwendet die anonymisierten Daten zu Forschungszwecken. Dabei soll erfahren werden, in welchem Maß die Sehbehinderung die Menschen beeinträchtigt, wie sie selbst ihre Situation bewerten und wie sie damit zurechtkommen. Parallel kann das Team mehrere Patienten gleichzeitig betreuen. Ein Angebot, das ebenfalls viel Aufbau benötigt, in einer Augenarztpraxis aber kaum angeboten werden kann, ist die Vorstellung zahlreicher Hilfsmittel, die Menschen mit geringen Sehvermögen helfen können, ihren Alltag besser zu bewältigen.
Elektronische Geräte
Von Lupen über sprechende Uhren, Farberkennungsgeräte bis zum elektronischen Lesegerät reichte das Angebot. »Das gibt den Menschen ein Stück Lebensqualität zurück«, so Klaus-Martin Beskes vom Blinden- und Sehbehindertenverein. »Das habe ich so noch gar nie probiert«, so die Reaktion einer überraschten Patientin, die erstmals wieder sehen und lesen konnte, was der Kugelschreiber in ihrer eigenen Hand zu Papier brachte. »So kann ich auch Formulare wieder selbst ausfüllen«, zeigte sie sich erleichtert.
Augen-Bus
In einer Kooperation richten Blinden- und Sehbehindertenstiftung Südbaden, Augennetz Südbaden, die Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg und die Katholische Hochschule Freiburg das Projekt Augen-Bus aus. Außerdem fördert das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg dieses Projekt von 2016 bis 2018 finanziell. Medizinisches Gerät und Fachleute verschiedener Gebiete kommen in den Ländlichen Raum, um dort die Versorgung zu gewährleisten. Neben der augenärztlichen Untersuchung wird ein großes Augenmerk auf Beratung gelegt. Dabei können die Patienten eine Vielzahl an Hilfsmitteln ausprobieren, was üblicherweise in Augenarztpraxen nicht machbar ist. juf