Aus dem Fernsehen auf die Bühne

Das Landestheater Dinkelsbühl ließ in Oppenau die Kult-Fernseh-Serie »Ein Herz und eine Seele« aufleben. ©Gisela Kaminski
Sie sind wieder zu neuem Leben erwacht. Aus der Serie »Ein Herz und eine Seele«, die in den 70er Jahren mit großem Erfolg im Fernsehen ausgestrahlt wurde, sind sie vor allem der älteren Generation wohlbekannt: Ekel Alfred, seine Frau Else, Tochter Rita und Schwiegersohn Michael. Am Samstagabend durfte man sie noch einmal auf der Bühne der Günter-Bimmerle- Halle sehen. Das Landestheater Dinkelsbühl hatte sich zwei der Folgen herausgesucht und diese theatergerecht aufgearbeitet.
Den Auftakt machte Thomas Tucht in der Rolle des Nachrichtensprechers. Erik Honecker kommt an die Regierung, der Ärmelkanal wird gebaut, die Ölkrise hat die Welt im Griff und das kabellose Telefon ist als neue Sensation auf dem Markt. Danach zeigte das Ensemble die zwei Folgen »Der Sittenstrolch« und »Der Silvesterpunsch« aus der Serie und man kann sagen: Ein viel besseres Ekel als der Alfred in der Oppenauer Kulturhalle gab auch das Original nicht ab. Frauenverachtend, politisch auf Stammtischebene, mit grob chauvinistischen Zügen, so wirbelte Alfred Tetzlaff, alias Andreas Peteratzinger, über die Bühne und gab zu allem sein »bildgefärbtes« Wissen ab.
Im ersten Teil des Abends ging es um einen vermeintlichen Sittenstrolch. Ekel Alfred hatte da so seine Vermutungen bezüglich der Person, die sich so unzüchtig als Exhibitionist gezeigt habe. Und da kam auch Ehefrau Else, wunderbar von Katharina Felling verkörpert, ins Spiel. Sie fand nichts dabei, dass jemand seinen Laden offen hat und etwas zur Schau stellt. »Das Ansehen ist doch kostenlos.« Erst als Tochter Rita (Stefanie Steffen) ihr erklärte, um was es sich bei dem Begriff wirklich handelte, musste Elsa ihrem Ehemann recht geben, dass so eine Person hinter Schloss und Riegel gehört. Ekel Alfred nahm das Thema auf und philosophierte so nebenbei noch über Strafrecht, Gefängnis (die haben ja da drin ein tolles Leben), über die Gastarbeiter und die Freizügigkeit. Hier war ihm Frau Suhrbier (Julia Kempf), die offenherzige Nachbarin, ein Dorn im Auge.
Als schließlich ein Polizist (Thomas Tucht) die Familie beim Essen störte, kam die politische Ebene ins Spiel. »Jetzt schickt Helmut Schmidt auch schon Leute, die die Zimmertemperatur messen«, war Alfreds Kommentar dazu. Im Verlauf des Verhörs stellte sich allerdings heraus, dass er selbst als besagter Sittenstrolch verdächtigt wurde. Dabei war nur das geschlossene Pissoir schuld, denn so musste Alfred sich an einem Baum erleichtern.
Einen schweren Stand in der Familie hatte Schwiegersohn Michael (Julian Niedermeier), der als überzeugter SPD-Wähler harte Kämpfe mit dem Schwiegervater auszutragen hatte. Auch in der Folge, die nach der Pause gespielt wurde. Silvester stand an und die Tetzlaffs erwarteten erstmals Gäste. Während sich Alfred über die Gastarbeiter ausließ – »die kennen nicht einmal Besteck« – versuchte Schwiegersohn Michael vergebens über die Ausbeutung der Gastarbeiter zu debattieren. Else, das verkörperte Muttchen am Herd, das weder etwas von Politik noch von Kultur versteht, zeigte sich irritiert, dass es in Deutschland einen jüdischen Kanzler gibt. Ihr zu erklären, dass Kiesinger nicht jüdisch ist und auch nicht Außenminister der USA (Kissinger), oblag Schwiegersohn und Tochter, während sich Ekel Alfred ganz der Zubereitung des Punsches widmete. Dass er dabei etwas zu oft probierte, störte keinen wirklich, schließlich kannte man das Familienoberhaupt ja.