Achern / Oberkirch

Aus reiner Geldquelle ist ein Erholungsort geworden

Wolfgang Winter
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22. Oktober 2002
Die von der Acherner Stadtverwaltung und dem Oberkircher Forstamt organisierte Waldbegehung kam vom Sonnenschein in den Regen. Dennoch geriet die nach Önsbach und Oberachern führende Exkursion zur hoch interessanten Lehrstunde zeitgemäßer Waldbaumethoden.
Achern. Nachdem der Reisebus mit Oberbürgermeister Reinhart Köstlin, Bürgermeister Arno Haiss, fünf hochrangigen Forstleuten, fünf Ortsvorstehern, vier Stadträten und Mitarbeitern der Stadtverwaltung den Önsbacher Auenwald erreichte, erschien ein Regenbogen. Ob ein mit Gold gefüllter Topf gefunden wird? Vor rund 200 Jahren steckte noch Geld im Wald. Seinerzeit finanzierten die Holzverkäufe noch 60 Prozent des Landeshaushaltes. Aktuell konnte hingegen Oberforstrat Bernhard Mettendorf, Leiter des Staatlichen Forstamts Oberkirch, allenfalls »geringfügige Gewinne« beim Unterhalt der städtischen Waldbesitzungen in Aussicht stellen. Die vielen Sorgen der Forstleute, die mit Natureinflüssen und zum Teil knüppelharten Anforderungen der Holz verarbeitenden Industrie zu kämpfen haben, kamen bei der Exkursion zum Ausdruck. Bei der gut dreistündigen intensiven Betrachtung exemplarisch ausgesuchter Waldstücke erhielten die Teilnehmer einen detaillierten Einblick in die Funktionsweise der naturnahen Waldwirtschaft. Während früher eine »Kahlschlagmentalität« herrschte und mit dem Wald oft »rüde und unverschämt« umgegangen wurde, steht heute die Gewinnerzielung nicht mehr im Mittelpunkt. Der Wald wird vielmehr als wichtiges Landschaftselement, Erholungsort und Mitbewahrer des ökologischen Gleichgewichts gesehen. Kein totes Kapital Auf der anderen Seite sind die in 22 Distrikten liegenden Acherner Waldpartien mit einer Gesamtfläche von 713 Hektar keinesfalls »totes Kapital«. So seien etwa, so die Forstverwaltung, die von Sturm »Lothar« umgefegten Hölzer restlos verkauft. Und wenn auch am Önsbacher Waldrand viele mächtige, zu verrotten drohende Stämme noch immer auf ihren Abtransport warten, ist das Bargeld für das Wertholz schon längst im Stadtsäckel gelandet. »Manche Käufer sind eben Schlamper«, stellte dazu der städtische Mitarbeiter Oskar Schrempp lakonisch fest. Dabei hat Achern beim Holzhandel leider nicht immer gute Karten. So hätte ein gefällter Ahorn ohne weiteres 2000 Euro erzielen müssen, doch die Konkurrenz in Polen war bedeutend günstiger. Italienische Obstkistenhersteller hingegen verschmähen neuerdings die Acherner Pappeln und beziehen das Holz lieber aus Südosteuropa. Positive Überraschungen sind da selten. So wie die Geschichte vom Hamburger Unternehmer, der hiesige Roteichen zu guten Preisen kaufte, sie in Vietnam verarbeitete und schließlich als feinsten Parkettboden nach Japan lieferte. Dass dabei die Industrie die Wälder als bloße Vorratslager sieht, ohne zu berücksichtigen, dass eine ordentliche Waldbewirtschaftung die Anstrengung von Generationen erfordert, ist eines der Hauptprobleme des Forstamtes. Oberforstrat Harald Thomann und die Acherner Revierleiter Michael Ratzel und Ulrich Möhn demonstrierten dies bei der Exkursion durch viele Projekte, zu denen auch immer wieder die sachkundig geplante Naturverjüngung der Bestände, aber auch die Neuanlage von Wirtschaftswegen und das Freilegen von Entwässerungskanälen gehört. Gefährliche Kastanie Im Oberacherner »Eiskellerwald« überzeugte sich die Kommission von der Notwendigkeit, rund zehn Baumriesen zu fällen. So hängt beispielsweise eine morsche Kastanie über dem Weg, die für die zahlreichen Fußgänger gefährlich werden könnte. »Wenn wir nicht pflichtgemäß handeln, stehen wir bereits mit einem Bein im Gefängnis«, sagte Thomann. Bei einem Unfall drohen nämlich den verantwortlichen Forstleuten nicht nur zivilrechtliche, sondern sogar strafrechtliche Konsequenzen. »Das wird trotzdem wieder Leserbriefe geben«, stöhnte OB Köstlin.

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