Gong-Veranstaltung in Achern

Aus über 100 offenen Briefen des Onkels Loriot

Bodo G. Toussaint
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22. Oktober 2019

Johann von Bülow erinnerte an seinen Onkel, den großen Humoristen Loriot. Dabei las er teils bissige Briefe aus der Zeitschrift Quick vor. ©Bodo G. Toussaint

Erinnerungen wurden am Samstag im Bürgersaal in Achern wach an den großen, im August 2011 verstorbenen Humoristen Loriot.

Dass er der Neffe des großen Loriot (Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow) ist, war für den bekannten TV-Darsteller Johann von Bülow natürlich kein schlechter Einstieg, um dessen Texte auf die Bühne zu bringen. Und dass es bislang unveröffentlichte Texte einer Kolumne waren, die der geniale Karikaturist und Satiriker 1957 bis 1961 für die  Illustrierte Quick schrieb, machte die Sache einmal mehr zu einer guten Idee. Seit Erscheinen des Buches „Der ganz offene Brief“ 2014 hat von Bülow diese Lesung schon unzählige Male durchexerziert. Und die erneute Lese-Tour ist somit auch eine Werbetour, denn es liegt mit etlichen anderen Büchern von Loriot natürlich auch zum Verkauf draußen im Foyer. 

Was macht der Schauspieler Johann von Bülow mit den über 100 offenen Leserbriefen von Loriot, die alle mit „Sehr geehrte Quick“ ihren Anfang nehmen? Am Samstagabend durfte das Publikum das im Bürgerhaus der Stadt Achern herausfinden. Die Sache hätte freilich auch schiefgehen können (aber sie war ja bereits bei der Premiere gutgegangen), denn Loriot ist und bleibt nun mal Loriot. Ihm als Komiker beziehungsweise Vortragkünstler auch nur irgendwie gerecht werden zu wollen, bliebe ein von vorneherein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Und so versucht es von Bülow erst gar nicht. Er lässt die Texte für sich sprechen, liest sie mit sonorer Stimme langsam, gedehnt und dezidiert, unterstreicht sie mit sparsamer Komik, doch einfühlsam und vor allem mit beispielhafter Artikulation. Hier befindet er sich exakt auf einer Linie mit seinem berühmten Onkel, an den man sich ja auch als begnadeten Schauspieler in unzähligen Filmen und Sketchen erinnert, mit stets vorbildlicher Diktion. 

Von Bülow gelingt es, auch ein bisschen den Zeitgeist lebendig werden zu lassen, denn es ist ja eine Zeitreise in die 50er und 60er Jahre, wenn Loriot zum Beispiel von „Leika“ spricht, der Hündin, die die Sowjets seinerzeit in den Weltraum schossen. Er ist so beeindruckt, „… dass es einem Hund gelungen ist, in den Weltraum vorzustoßen“, wo er doch lieber die eine oder andere Person des öffentlichen Lebens dorthin geschickt sähe. 

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Mit frühen Zeichnungen

Wen oder was nimmt der akribische Beobachter Loriot da nicht alles aufs Korn und setzt sein Seziermesser an die Wunden der Gesellschaft. Dabei kann man heute zudem noch über den Anachronismus schmunzeln, wenn er den Hype um Elvis Presley thematisiert, als der 1958 in Deutschland als GI Station machte. „Sehr geehrte Quick, wir haben Elvis, die teuerste Nervensäge der Welt, zu Gast. Der Militärdienst zwang ihn, in die Röhre zu gucken. Er ist die stärkste Waffe der USA. Nach einem Lied wälzt sich der Hörer am Boden, und das ist das Ende der russischen Armee!“

Johann von Bülow lockert die Geschichten mit den frühen Zeichnungen Loriots, die das Buch bereichern, auf einer großen Leinwand auf, lässt auch Leserbriefe lebendig werden (die nicht selten auch Unmut hervorriefen), wenn er sie mit russischem oder wienerischem Zungenschlag verliest, kurz: Er wirft sein ganzes Können in die Waagschale, um dem Meister der subtilen Satire gerecht zu werden. Das Publikum ist vollauf begeistert und bekommt am Ende als Zugabe auch noch den sogenannten „Giftschrank“ der Redaktion geöffnet, Kolumnen, die man nicht veröffentlicht hatte. Sie waren einfach zu giftig…

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