Ausgleichsmaßnahmen für Bau der B 28 fast abgeschlossen
Blumenwiesen, Gehölze sowie Obst- und Laubbäume: Die an der Umfahrung umgesetzten Ausgleichsmaßnahmen für den Bau der Straße sind vielfältig. Ob die künftig für den Abschnitt zuständige Straßenmeisterei die aufwändige Pflege auch leisten kann, zweifelt der Umweltbeirat allerdings an.
Fast 68 000 Quadratmeter Asphalt wurden beim Neubau der Umfahrung zwischen Oberkirch und Lautenbach verbaut, 450 000 Kubikmeter Erde bewegt. Am 26. August vor drei Jahren wurde der neue Abschnitt der B 28 freigegeben.
Die Ausgleichsmaßnahmen für den immensen Flächenverbrauch des Infrastrukturprojekts beschäftigen die Planer indes noch heute, erklärte Daniel Guldenschuh-Apelt am Mittwochabend in der Sitzung des Natur- und Umweltbeirats der Stadt Oberkirch.
»Die für die Ausgleichsmaßnahmen vorgesehenen Flächen konnten in vielen Fällen entweder nicht erworben werden oder waren für die Kompensationsmaßnahmen ungeeignet«, betonte der Projektleiter der Umfahrung. Die Konsequenz: ein flächenmäßiges und damit ökologisches Defizit. Die Lösung für ihre Probleme fanden die Planer des Regierungspräsidiums Freiburg in Müllen mit dem Umbau des dortigen Wehrs in der Rench (siehe Hintergrund).
»Eine durchgängige Bepflanzung von Straßen ist heute nicht mehr üblich«, führte Peter Lill in seinen landschaftsplanerischen Begleitplan für die Umfahrung ein. Bereits während der Bauarbeiten seien Böschungen mit heimischem Saatgut angesät worden. »Eine Begrünung bei Bauarbeiten ist aber immer tückisch, hinzu kamen einige Unwetter.« 2015 seien deshalb alle Flächen nahe der B 28 – rund 120 000 Quadratmeter – erneut angesät worden. Mit Erfolg: »Die Böschungen befinden sich heute in deutlich besserem Zustand als noch vor drei Jahren«, meinte Lill. Das Konzept sehe vor, dass die Grünflächen nach der ersten Blüte drei Mal gemäht werden.
260 Bäume gepflanzt
Außerdem wurden 6200 Pflanzen gesetzt und dabei auch deren Lage beachtet. »Auf südexponierten Flächen haben wir beispielsweise Weiß- und Schwarzdorn oder Faulbäume gepflanzt, die Trockenheit besser vertragen.« Hinzu kamen 260 Laub- und Obstbäume, die insbesondere im Bereich von Ödsbach im Herbst gepflanzt wurden. Für ein Feuchtgebiet in der Butschbacher Straße sei ein eigenes Konzept aufgestellt worden, hier sollen laut Lill noch zwei Mulden angelegt werden, »damit das Gebiet seinen feuchten Charakter behält«.
»Ich finde die Umsetzung gelungen«, betonte Bürgermeister Christoph Lipps. Mittlerweile würden die neu gestalteten Flächen bereits als selbstverständlich wahrgenommen. Die Frage nach der Dauer der Pflege warf Christiane Lang auf. Die Entwicklungspflege für die angesäten Flächen gehe nun ins dritte Jahr, zum Oktober 2019 soll auch die Entwicklungspflege der Pflanzen durch eine beauftragte Firma beendet werden. Anschließend gehe der Unterhalt an die Straßenmeisterei des Ortenaukreises über, erklärte Guldenschuh-Apelt. »Inwiefern der Kreis so leistungsfähig ist, das weiterhin zu gewährleisten, was Lill mit großem Aufwand erstellt hat«, sei fraglich. Das sei aber generell die Krux bei solchen Projekten: »Wir bauen etwas und jemand anders kümmert sich darum.«
Meinrad Heinrich lobte das »schlüssige Konzept, das sich direkt an der Straße entlanghangelt«, störte sich aber an der nicht gewährleisteten weiteren Pflege, die insbesondere für die Obstbäume notwendig sei. Bürgermeister Lipps will nun Gespräche mit dem Ortenaukreis führen. Ein bereits von Lill entwickeltes Pflegekonzept könne dabei hilfreich sein. »Das zu begleiten liegt auch in unserem Interesse.« Er rief dazu auf, die Zukunft der frisch angelegten Flächen nicht zu düster zu sehen. Heinrich schlug vor, den Leiter des Straßenbauamts zu einer Sitzung des Umweltbeirats einzuladen und mit ihm das Pflegekonzept zu besprechen.
Hellstern: Jahrelanges Querstellen zahlt sich aus
»Dass nach 20-jähriger Planung einige vorgesehene Flächen für Ausgleichsmaßnahmen wegfallen, war zu erwarten«, meinte Projektleiter Daniel Guldenschuh-Apelt. Das Gesamtdefizit belaufe sich auf 34 000 Quadratmeter. Als Ausgleichsmaßnahme beteiligt sich deshalb der Bund zu 70 Prozent am 1,3 Millionen Euro teuren Umbau des Müllener Wehrs in der Rench. Den Rest übernimmt der Landesbetrieb Gewässer. Mit einer Fischtreppe soll dort die Gewässerökologie verbessert werden. Voraussichtlich Ende des Jahres soll das Hindernis in der Rench beseitigt sein.
Frank Hellstern kritisierte am Mittwochabend die Ausgleichsmaßnahme. »Für einige zahlt sich jetzt aus, dass sie sich jahrelang Naturschutzmaßnahmen widersetzen.« Gemeint waren die Müllener Wehrgenossen, die am Wehr eine Wasserkraftanlage betreiben. Vorausgegangen war dem Umbau ein jahrelanges Tauziehen über die verbleibende Mindestwassermenge am Wehr.