Ausstellung in Obersasbach bietet Platz für die Phantasie
Mit außergewöhnlichen Arbeiten überrascht Sarah Koura derzeit in Obersasbach. Ihre Kunstwerke lassen dabei ausreichend Raum für eigene Gedanken.
Nirgends scheiden sich die Geister mehr als auf dem weiten Feld der Kunst. Logik ist hier nicht das Maß aller Dinge, eher Phantasie, Ästhetik, das freie Spiel der Farben und Formen.
Dass dem so ist und der Betrachter in seiner Phantasie zuweilen gewaltig gefordert ist, davon durften sich die zahlreichen Besucher am Sonntag bei der Vernissage zur Ausstellung im Toni-Merz-Museum in Obersasbach überzeugen. Dort stellt die aus London stammende bildende Künstlerin Sasha Koura ihre Werke aus. Reading Room nennt sie den Raum ihrer Exponate, die da sind: Assemblagen, Zeichnungen und Installationen. Hier soll also keineswegs auf herkömmliche, sondern auf ganz besondere Weise gelesen werden.
Die studierte Künstlerin (Abschluss an der Ruskin School of Drawing and Fine Art, Oxford University), die seit 2008 in Baden-Baden lebt, hatte lange Jahre Stationen als Designerin, Kostümbildnerin und Straßenkünstlerin durchlaufen, bis sie sich 2014 wieder ganz auf die derzeitige Kunstform konzentrierte, mit der sie sich nun dem Publikum bis zum 18. März im Toni-Merz-Museum präsentiert.
Viele Räte zu Gast
Bürgermeister Gregor Bühler, seit 1. Januar im Amt, hatte mit seiner kurzen Begrüßungsrede quasi seinen ersten öffentlichen Auftritt. Offenbar mit ein Grund dafür, dass sich auch immerhin 13 Mitglieder des Gemeinderates unter den zahlreichen Ausstellungsbesuchern befanden. Auch die Künstlerin hielt sich mit keiner allzu langen Begrüßungsrede auf und erklärte nur kurz den Grundgedanken ihrer Assemblagen, aus unterschiedlichsten Materialien komponierte Objekte, die, anders als bei zweidimensionalen Kollagen, über eine dritte Dimension verfügten. Ansonsten wolle sie »viel Platz lassen für eigene Eindrücke«.
Was die Besucher zu sehen bekamen, waren beileibe keine gängigen Werke. Satte Farben und Textfragmente spielen in Sasha Kouras Assemblagen eine vorrangige Rolle. Da werden Landkarten, alte Pappstücke, leere Buchseiten und abgerissene Buchdeckel verarbeitet, sozusagen mitsamt ihrer eigenen Geschichte der Vergessenheit entrissen und zunächst scheinbar wahllos wieder zu einem eigenständigen Objekt zusammengefügt.
Dem Betrachter bleibt nicht nur »viel Raum, dem Werk persönliche Bedeutung zu verleihen«, wie es im Pressetext heißt, sondern es ist auch Zeit nötig, hinter die verschlungenen Wege ihrer Arrangements zu kommen, denn auf den ersten Blick erschließt sich nicht allzu viel. Man muss verweilen, gelöst betrachten, noch einmal hinsehen und seine Phantasie spielen lassen. Und da können tatsächlich ganz neue, tiefe Gedanken entstehen, Gedanken der Sehnsucht, der Melancholie, Erinnerungen aus der Vergangenheit.
Vergilbte Seiten
Wenn auf alten, vergilbten Buchseiten Titel stehen, wie »Macht des Gedankens«, »Augenblick und Ewigkeit« oder »Das Schweigen des Meeres«, dann tauchen da plötzlich Bilder auf, und aus den Bildern werden Geschichten. So muss man der Künstlerin Recht geben, wenn sie sagt: »Als Denkmäler unserer Erfahrungen finden auch Humor, Philosophie und Sehnsucht in meinen Werken Platz«.
Die Ausstellung ist an Sonn- und Feiertagen jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet.