Beziehungsarbeit läuft im Jugendzentrum über Youtube
Der Jugendtreff Chill geht in Oppenau während der Corona-Zeit neue Wege. Die offene Jugendarbeit findet inzwischen online statt. In manchen Familien liegen die Nerven blank.
Der Jugendtreff Chill geht in Oppenau während der Corona-Zeit neue Wege. Die offene Jugendarbeit findet inzwischen online statt.
Man könnte meinen, Jugendreferentin Susanne Droste und Jugendtreffleiter Nick Schindler hätten nicht viel zu tun. Schließlich sind Schule und Jugendtreff geschlossen. Das Gegenteil aber ist der Fall. „Wir hatten gedacht, dass wir in der Zeit viel aufräumen und umgestalten, aber wir kommen kaum dazu“, lacht Susanne Droste. Denn die Jugendreferentin und ihr Kollege Nick Schneider haben sich vorgenommen, auch in dieser Ausnahmesituation für die Jugendlichen da zu sein.
„Die Jugendlichen brauchen uns jetzt mehr denn je“, erklärt Susanne Droste. Sie ist froh, dass sie in der freien Jugendarbeit schon immer mit neuen Medien gearbeitet haben, um die jungen Menschen dort abzuholen, wo sie sowieso sind. Facebook, Instagram und Whatsapp sind also alles andere als Neuland.
Neu aber ist die Jugendarbeit über einen Youtube-Kanal. Immer dienstags und donnerstags sind Susanne Droste und Nick Schneider auf Youtube zu sehen – live. Damit wollen sie Abwechslung in den Ausnahme-Alltag bringen. Dabei gibt es keine reine „Show“ der beiden, sondern die Möglichkeit, die Jugendlichen miteinzubeziehen. Zum Beispiel mit einem Quiz.
Die Antworten auf Fragen wie „Wie lautet die Adresse des Chill?“ oder „An wie vielen Tagen in der Woche hat das Chill geöffnet?“ können die Jugendlichen über Mail oder Whatsapp schicken und wer alle richtig beantwortet hat, erhält ein Getränk an der Bar des Chill – wenn der Jugendtreff wieder geöffnet hat. Nicht nur live kann man Nick Schneider und Susanne Droste auf Youtube erleben – die Beiträge gibt es hinterher auch als Video. Von der Resonanz ist Susanne Droste überwältigt. Der erste Testlauf, der vorher gar nicht beworben wurde, wurde inzwischen über 200 Mal aufgerufen.
Bereits 43 Abonnenten
Inzwischen hat der Stream außerdem 43 Abonnenten. „Mit 20 wären wir schon zufrieden gewesen“, freut sich Susanne Droste. Wichtig ist ihr, dass die Jugendlichen einbezogen werden.
So gibt es im Chill nun eine Kreativwand, wo eingeschickte Bilder, Fotos oder Gedichte aufgehängt werden. Mit einem virtuellen Rundgang gibt es außerdem die Möglichkeit, aus der Ferne einen Blick ins Jugendzentrum zu werfen. Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit. Für die Jugendlichen da zu sein, das ist für Nick Schneider und Susanne Droste nun das Wichtigste.
„Ruft uns an, wenn ihr mit uns sprechen wollt, egal um was es geht“, steht auf der Website des Chill geschrieben. Die Jugendlichen nutzen diese Möglichkeit und Susanne Droste weiß deshalb, wie schwierig die Situation für einige ist. „Probleme, dir vor dem Virus schon da waren, sind ja jetzt nicht verschwunden“, betont sie.
Nur jetzt kämen teilweise finanzielle Sorgen, Überforderung mit dem Lernen zu Hause und räumliche Enge hinzu. „In manchen Familien liegen die Nerven blank“, schildert Droste. Die Familien, die früher schon überfordert waren, seien es jetzt erst recht. Umso wichtiger sei es deshalb, dass die Jugendlichen in den Pädagogen Ansprechpartner haben.