Biodiversität steht im Renchener Stadtwald im Fokus
Ein umfangreiches Programm hatte die Waldbegehung in Renchen, zu dem sich Mitglieder des Gemeinderats sowie der Ortschaftsräte Ulm und Erlach am Freitagnachmittag trafen. Vor dem Hintergrund, dass ein neues Forsteinrichtungswerk für die Jahre 2026 bis 2035 erstellt wird, standen vor allem waldbauliche Themen im Vordergrund.
An der Kolbenhald in Ulm erläuterten Revierleiter Clemens Rottler und Yvonne Bierer, die Leiterin des Forstbezirks Oberkirch, die Schwerpunkte der Begehung. An einer ersten Station ging Rottler auf das Alt- und Totholzkonzept ein, das von der Forstverwaltung Baden-Württemberg 2014 mit Naturschutzverbänden für den Staatswald auf den Weg gebracht wurde. Dieses Konzept ist auf Dauer angelegt und Teil der "Gesamtkonzeption Waldnaturschutz".
Im Wald leistet Alt- und Totholz einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz, da es Lebensraum für zahlreiche, oft gefährdete Arten bietet. Der Erhalt von Alt- und Totholz trägt maßgeblich zur Sicherung und Stärkung der Biodiversität bei und ist eine wichtige Komponente für die an Altholz gebundenen Arten, aber auch für die Biotopvernetzung in den Wäldern.
Drei Maßnahmen
Wie Bierer deutlich machte, stehen dabei drei Maßnahmen im Mittelpunkt. So sollen je drei Hektar Waldfläche Habitatbaumgruppen aus je 12 bis 15 Bäumen mit entsprechenden Lebensräumen gebildet werden, außerdem einzelne Waldrefugien von einem bis drei Hektar Größe, auf denen dauerhaft keine Bewirtschaftung stattfindet. Als dritte Maßnahme wurde eine Schlüsselkomponente der Waldbiodiversität genannt – die Ausweisung von markanten Habitat-Einzelbäumen. An die Stadt stelle sich die Frage, ob dieses im Staatswald bewährte Konzept auf den kommunalen Wald übertragen werden soll.
Die Edel- oder Esskastanie sei im Hinblick auf den Klimawandel durchaus ein Baum der Zukunft, derzeit sei sie aber im Renchener Wald eine Risiko-Baumart, erklärte Rottler. Neben dem Kastanien-Rindenkrebs stellten die japanische Gallwespe und die Tintenkrankheit weitere Bedrohungen dar, die eine Nutzung enorm einschränke. Wichtig sei es auf der anderen Seite, den Eichenanteil in den Wäldern zu sichern.
Besichtigt wurde auch die einstige Versuchsfläche der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg. Sie diente der experimentellen Erforschung des Waldwachstums unter verschiedenen Bedingungen und vermittelte so wichtige Erkenntnisse für die Forstwirtschaft. Im Renchener Stadtwald wurden verschiedene Bewirtschaftungssysteme erprobt, so Rottler. Gegenübergestellt wurden ein Douglasien-Altersklassewald und Dauerwald, der mit mehreren Baumarten den aktuell angestrebten Mischwald darstellt.
In einem 40-jährigen Bestand zeigte Michael Hund mit Maschinen seines Forstbetriebes die moderne Durchforstungstechnik und teilmechanisierte Aufarbeitung in verkaufsfähige Sortimente.