Bühler Geothermieprojekt wird nach 40 Jahren beendet
Das einstige Pilotprojekt »Bühl 1« ist endgültig Geschichte: Rund 40 Jahre nach dem Start der Bohraktion zur Gewinnung geothermischer Energie hat der Gemeinderat am Mittwoch einstimmig beschlossen, das 2699 Meter tiefe Loch verfüllen zu lassen.
Man habe keine Wahl, brachte es Karl Ehinger (FW) in der Sitzung auf den Punkt: »Das Bohrloch können wir nicht so lassen.« Schließlich werde die Situation nicht besser, meinte auch Walter Seifermann (GAL). Fachmann Friedrich Cammerer vom Ingenieurbüro Hydro-Data hatte dem Gremium zuvor ausführlich die durchgeführten Untersuchungen vorgestellt. Mit einem Kran waren verschiedene Geräte in die Tiefe hinuntergelassen worden, um den Zustand des sich nach unten verengenden Rohrs zu untersuchen.
Immense Schäden
Das Ergebnis der Analyse: Es gibt immense Schäden. Die Röhre ist undicht, Korrosion hat zu Materialverlust geführt. Aus hydrogeologischer und aus wirtschaftlicher Sicht laute die Empfehlung vor diesem Hintergrund, das Loch zu schließen und zu verfüllen, fasste Cammerer zusammen. Das bedeute auch den endgültigen Abbruch des Geothermieprojekts Bühl 1.
400 000 Euro reine Baukosten prognostizierte der Experte für diesen Schritt. Die Stadt hat sogar 525 000 Euro eingeplant – dabei sind dann auch die Ingenieurleistungen eingerechnet sowie ein Risikozuschlag. Denn, wie die Verwaltung auf Nachfragen von Margret Burget-Behm (CDU) und Ulrich Nagel (SPD) deutlich machte: Angesichts der angespannten Haushaltslage sollen die Arbeiten nicht sofort erledigt werden. Maximal fünf Jahre hat man dafür Zeit.
Die beiden anderen Möglichkeiten für den Umgang mit dem Loch kamen allein aus finanziellen Gründen nicht in Frage – da war man sich im Gremium einig. 2,8 Millionen Euro hätte es nach Cammerers Berechnung gekostet, das Bohrloch nur bis auf 400 Meter Tiefe zu verfüllen und im Bereich darüber durch den Einbau einer Erdwärmesonde doch noch eine energetische Nutzung im kleinen Rahmen zu realisieren. Das sei aber in Anbetracht der hohen Investitionskosten unrentabel, so der Experte.
Keine Neuauflage
Auch von einer Neuauflage des Gesamtprojekts riet Cammerer ab: Die Sanierung des gesamten Rohrs wäre ihm zufolge mit rund 15 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Zudem verwies er auf das hohe Risiko: Die Erfolgsaussichten lägen nur bei etwa 50 Prozent. Die gleiche Situation gelte, wenn man statt einer Sanierung neue Bohrungen ins Auge fasse, erläuterte er auf Nachfrage von Ludwig Löschner (GAL): Auch zwei neue Löcher würden demnach 15 Millionen Euro kosten, und das Risiko sei gleich hoch. Zwar könne man für ein solches Projekt Fördergelder bekommen, aber mindestens die Hälfte der Investition müsse dennoch der Betreiber tätigen – viel zu viel für eine Stadt, die gerade knapp bei Kasse ist.
Was schon in das nun endgültig gescheiterte Projekt investiert wurde, wollte Franz Fallert (FW) wissen. In den Jahren 1980/81 habe die Stadt 350 000 Mark bekommen, um das Projekt anzugehen, erläuterte Markus Benkeser von der Stadt. Für die jetzt durchgeführten Untersuchungen zum Zustand des Rohres habe man 70 000 Euro ausgegeben.
Einen kleinen Trost hatte Oberbürgermeister Hubert Schnurr den Ratsmitgliedern immerhin zu bieten: Wenn das Loch verfüllt ist, kann die Stadt das darüber liegende Gelände für eine gewerbliche Nutzung verkaufen. Das Grundstück hat immerhin eine Größe von 4642 Quadratmetern und ist voll erschlossen.