Burgbühne feierte mit »Sekretärinnen« Premiere

Sangen und tippten sich durch den musikalischen Abend: Die Sekretärinnen Justine Haupt, Ulrike Kliewer-Mayer, Ute Söllner, Birgit Hellrung, Saskia Bleich, Sigrid Schweiker und Silvia Krechtler. ©Katharina Reich
Das »freche Hus« in Oberkirch hat sich am Freitagabend in einen Schreibpool verwandelt. Sieben Frauen der Burgbühne Oberkirch tippten und sangen sich als Sekretärinnen durch das gleichnamige Stück von Franz Wittenbrink. Regisseurin Cornelia Bitsch hat der Musikrevue mit zusätzlichen Szenen ihren ganz eigenen Stempel aufgedrückt.
Die Berufsbezeichnung Sekretärin ist inzwischen schon etwas aus der Mode gekommen. Heute heißen die Damen, die das Vorzimmer des Chefs im Griff haben, Assistentin oder ganz neudeutsch »Officemanagerin«. Die Oberkircher Inszenierung aber lässt den Charme vergangener Zeiten aufleben, in denen Sekretärinnen noch an der Schreibmaschine tippten und sich nicht mit Word und Outlook herumplagen mussten. Stattdessen verbindet sie eine innige Liebesbeziehung zu ihrer Schreibmaschine von »Triumph«, die sie schmachtend zur Melodie von Whitney Houstons »I can’t live without you« besingen: »Ach, dein Rückstelltastenregulatoren-Abstandseinstellrad schnurrt so schön, wenn ich ganz sacht am Hebel drück.«
Alle haben sie ihre Sehnsüchte und Vorlieben
Doch die sieben Sekretärinnen der Revue haben weit mehr Interessen als nur das wenig abwechslungsreiche Tippen von Schriftsachen. Alle haben sie ihre Sehnsüchte und Vorlieben. Im Verlauf des Stücks, entwickeln sich die Darstellerinnen zu Frauen mit Eigenschaften – und zwar musikalisch. Begleitet von Kurt Bayer am Keyboard sangen sich die Damen durch die Musikgeschichte vom Schlager über Pop- und Rocksongs bis hin zum Rap. So gab Ute Söllner mit dem »Mädchen aus Piräus« ihre Vorliebe für griechische Matrosen preis, Silvia Krechtler offenbarte eine »starke und eine schwache Seite« und Saskia Bleich rappte »Ich bin zu geil für diese Welt«. Die lyrikbegeisterte Sekretärin Sigrid Schweiker gab mit Edith Piafs »Je ne regrette rien« an, nichts zu bereuen und die schwangere, dauerfröhliche und schokoladensüchtige Justine Haupt saß gerne in »einer kleinen Konditorei«. Dass Sekretärin Ulrike Kliewer-Mayer eine Frau ist, die weiß, was sie will, unterstrich sie mit dem gleichnamigen Lied von Daliah Lavi. Birgit Hellrung wünschte sich zunächst statt Schokolade ein Mann. Dieser Wunsch ging in Erfüllung, weshalb das Publikum sie schließlich in einem Duett mit Büroboten Stefan Hellrung erleben durfte. Mit Frank und Nancy Sinatras »Something stupid« offenbarte das Paar seine Liebe.
Das umfangreiche Liedprogramm hat das Ensemble gemeinsam mit der Gesangspädagogin Anja Bittner einstudiert. Mit Erfolg: Alle hatten die teils sehr anspruchsvollen Melodien voll im Griff. Cornelia Bitsch hat der Musikkomödie in zwei zusätzlichen Szenen eine weitere ebenso meist weibliche Berufsgruppe hinzugefügt. Mit Titeln wie »Morgens immer müde« und dem »Bruttosozialprodukt« ließ sie die Putzkolonne ans Werk gehen. Tine Biehlman, Stephanie Kimmig, Maria Hodapp und Jenny Schwarz putzten um Schreibmaschinen, Nagellack und Desinfektionsmittel herum und besangen dabei das »bisschen Haushalt«.
Im Premierenpublikum saßen viele Herren, deren tägliche Arbeit durch eine Sekretärin erleichtert wird. Vielleicht hat der ein oder andere Züge seiner Sekretärin in der Revue wiederentdeckt? Sehens- und hörenswert ist die Musikrevue für alle – auch für die, die ohne Sekretärin auskommen müssen.