Kabarett im »Ku-Stall«: Dittrich und Schmitt überzeugen
»Geben Sie Acht«, heißt das Programm des Kabarettduos Carsten Dittrich und Konstantin Schmitt. Gemeinsam betraten sie erstmals den »Ku-Stall«. Was sie boten, gefiel dem Publikum, war es doch eine ansprechende Reise zu unvergessenen Künstlern wie Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Heinz Erhardt und Otto Reutter.
In Verbindung mit den »alten, bösen Liedern« von Georg Kreisler versprach der Auftritt am Freitag im Ku-Stall, ein interessanter Abend zu werden – und er wurde es. Carsten Dittrich kam mit seiner Handpuppe, die freundlicherweise die Moderation übernahm. Und die verwies auf den kongenialen Pianisten und herrlich erfrischenden Kabarettisten Konstantin Schmidt. Sein verschmitzter Gesichtsausdruck und die gleichzeitig vornehme Körperhaltung, die nicht viel Bewegungsspiel zuließ – all das passt ganz wunderbar zu den satirisch angehauchten Kreisler-Liedern: »Sie ist ein herrliches Weib, sie ist ein einziges Weib! Aber aaach – sie kann nicht kochen! Sie hat a obr’e Partie und eine unt’re Partie. Und eine Anatomie wie eine Straußmelodie. Und eine Physiognomie und eine Geographie. Aber aaach – sie kann nicht lesen!«
Traum und Realität
Na, was da wohl daraus geworden ist? Gedanken über Mann und Frau und die Liebe hat sich auch Kurt Tucholsky gemacht und dabei über »Ideal und Wirklichkeit« philosophiert: »In stiller Nacht und monogamen Betten, denkst du dir aus, was dir am Leben fehlt. Die Nerven knistern. Wenn wir das doch hätten, was uns, weil es nicht da ist, leise quält. Du präparierst dir im Gedankengange das, was du willst – und nachher kriegst du’s nie!«
Carsten Schmitt verfügt über diese gewisse Ironie in seinem Gesichtsausdruck, das so sehr zu diesem Programm passt. Sein Talent ist sicherlich in seiner Schauspielausbildung unterstrichen worden. Und so versteht er es nicht nur, die riesige, aber gutmütig wirkende Handpuppe zu einem seriösen Programmbegleiter zu machen. Er hat auch kein Problem damit, im Tütü zu Stroganows Ballett über die Bühne zu tanzen, den Erlkönig neu zu interpretieren und Heinz Erhardt in seinen schönsten Parodien aufleben zu lassen.
Vielleicht sollten diese beiden tollen Künstler noch ein kleines bisschen an verbindenden Elementen feilen, um ihr Programm etwas mehr abzurunden. Andererseits entstand so eine gewisse Spannung. Fakt ist: Sie boten eine Unterhaltung mit Niveau, erfrischender Umsetzung all der Dichter und Denker, die mit Witz und Ironie ihre Aussagen einen seriösen Boden verpassten, der beim Publikum wunderbar ankam. Ein ansprechender Abend mit virtuosem Klavierspiel, feiner Gesangsstimme und passender Aussagekraft bei Konstantin Schmidt und schauspielerischem Talent und gelungener Neuinterpretation von Carsten Dittrich, der selbst in der dramatischen Lyrik das Ruder herumreißen kann und federleichte Unterhaltung daraus macht.