Christina Obergföll spricht bei Schaufler über Erfolg
Christina Obergföll gehört zu den drei Frauen auf der Welt, die den modernen Speer weiter als 70 Meter warfen. Am Mittwoch referierte sie bei der Jubiläumswoche der Franz Schaufler Kreativer Holzbau GmbH zum Thema »Wie Sie sich selbst erfolgreich zu ihren Zielen führen«.
In ihrer langen Karriere wurde Christina Obergföll mehrfach deutsche Meisterin, zweimal Europavize, zweimal Olympiazweite und krönte ihre Karriere 2013 in Moskau mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft. Inzwischen gibt sie die Erfahrungen ihrer Karriere in spannenden Vorträgen weiter.
»Den Titel ›Kämpfen, fallen, aufstehen‹ habe ich so gewählt, weil sich darin meine eigenen Erfahrungen widerspiegeln«, eröffnete sie ihren Vortrag in Sasbachwalden. Sie gab auch mit Foto- und Filmmaterial aufschlussreich darüber Auskunft, dass Erfolg mit zwei grundsätzlichen Einstellungen verbunden ist: Dass man klare Ziele hat und dass man den brennenden Wunsch in sich trägt, diese Ziele zu erreichen.
Sehr sympathisch
Authentisch, lebensnah und vor allem sehr sympathisch vermittelte sie dies an ihrem Werdegang. Mit sechs Jahren habe sie mit der Leichtathletik angefangen und als sie einmal mit ihrer Oma Olympia schaute, habe sie gesagt: »Oma, da will ich auch mal hin«. Einen Traum zu haben, den man sich erfüllen will, sei wichtig.
Lange verletzt gewesen
Mit 16 Jahren, 1997, spezialisierte sich Obergföll auf das Speerwerfen, ab 2000 wurde sie dreimal in Folge deutsche Juniorenmeisterin. Eine Hüftverletzung beeinträchtigte sie dann 18 Monate so sehr, dass sie ans Aufgeben dachte, aber sie stieg 2004 wieder voll ein: »Ich sprang in letzter Sekunde auf den Olympiazug nach Athen auf und dort gewann ich trotz des Ausscheidens in der Quali die Überzeugung: Ich kann mehr.«
Planvoll an eine Sache herangehen und Meilensteine für das Ziel setzen, vermittelte sie als Grund für den Erfolg, dass sie 2005 bei der WM in Helsinki mit 70,03 Metern die 70-Meter-Marke knackte, Silber gewann und den Europarekord aufstellte. »Von da an war für mich klar: Jetzt muss jedes Mal eine Medaille her«. Ihre spätere Bestleistung: 70,20 Meter.
Es folgten die Erfolge, aber auch Rückschläge. Niederlagen sind Chancen, sich weiterzuentwickeln, sagte sie. Bei Olympia 2016 wollte sie noch einmal den Angriff auf Gold starten, aber schon der Weg dorthin war sehr holprig. »Es war der härteste Kampf meiner Karriere, um nach Rio zu kommen, aber ich habe gekämpft. Ich hatte allerdings großen Druck und habe mein Traumziel mit Platz 8 verfehlt, war aber die beste Deutsche.«
So beeindruckend wie ihr Vortrag waren auch Obergfölls Antworten auf die Fragen der Gäste der ausgebuchten Veranstaltung. Zur Frage nach der aktuellen Schwäche der deutschen Leichtathletik: »Leider ist neben Fußball alles andere Randsportart geworden, der Fußball wird zugeschüttet mit Geld und Aufmerksamkeit, ich schau’s mir gar nicht mehr an.«
Doping keine Option
Auf die Frage, ob sie jemals mit Doping in Kontakt gekommen sei, kam ein klares Nein. »Vielleicht lag es daran, dass ich immer in der Region bei der LG Offenburg geblieben bin. Aber Doping war für mich selbst in Gedanken nie eine Option. Ich will jeden Morgen in den Spiegel schauen können.«
Zu guter Letzt kam die Frage auf, ob sie denn schon die Silbermedaille von Peking erhalten habe, die der Russin Marija Abakumowa nachträglich wegen Dopings aberkannt wurde, Obergföll hatte in Peking die Bronzemedaille gewonnen. »Interessante Frage«, meinte Obergföll, »aber ich habe bis heute in der Hinsicht keine Nachricht erhalten.« Die Olympia-Silbermedaille von London 2012 und die WM-Goldmedaille von Moskau 2013 ließ sie durch die Zuhörerreihen gehen.