collegium musicum Oberkirch widmete sich leichter Muse
Die tragende Akustik eines Saals hat er Orchesterverein collegium musicum am Sonntag durch die Kulisse des Gaisbacher Schlossparks ersetzt. Das Serenadenkonzert ließ dennoch keine Wünsche offen – auch dank einiger Überraschungen.
Dirigent Andreas Winnen hatte das Augenmerk für das Serenadenkonzert des collegium musicum von Anfang an nicht auf klassische Konzertmusik gelegt, sondern auf Unterhaltung, auf die leichte Muse, wie man sie in der Salonmusik findet. Das Serenadenkonzert verzichtete zwar auf den gediegenen Rahmen des Konzertsaals, nicht aber auf Qualität. Eine Streichorchester-Polka eröffnete die Abendmusik. Es folgte das von österreichischer Walzerseligkeit geprägte Stück »Liebesfreud« von Fritz Kreisler. Dann verbreitete das Alphorn seine Faszination. Franz Schüssele, der Leiter der skurilen »Gälfiäßler«, führte die Tonskalen des Naturtoninstruments in solche Höhen, dass er Melodien wie auf dem Tenorhorn blasen konnte. Diese ganz hohe Kunst erzeugte eine ganz besondere »Welt«, die vom Streichorchester fabelhaft ergänzt wurde.
Mozart, Bach und Händel miteinander verwoben
Danach wurde das Publikum mit einem Rätsel konfrontiert: Welche bekannten Melodien aus verschiedenen großen Werken und verschiedenen Jahrhunderten würden erklingen? Im Stück waren Mozart, Bach und Händel miteinander verwoben.
Tangos vereinten anspruchsvolle Musik und Folklore
Einen großen Block nahm der Tango ein. Der erste Tango wurde vom Orchester gespielt und von dem Tanzpaar Annemarie Deser und Lasslo Mester getanzt. Die Bewegungen, ruhig und weit und doch voll innerer Spannung, hatten einen graziösen und gleichzeitig starken Ausdruck. Michael Dolak spielte auf dem Bandoneon alleine, ohne Orchester, einen ernsten, sehr nachdenklichen Tango. Eine besondere Note erhielten die drei Tangos, die getanzt und vom Bandoneon und Orchester musiziert wurden. Die Tangos hatten eine eigenwillige, intensive Struktur und waren weit vom klassischen Konzertbetrieb entfernt, denn sie verließen trotz anspruchsvoller Musikalität nie die Nähe zur Folklore.
Blockflöte überraschte mit ihrer Präsenz
Eine sehr erfrischende Einlage war das Concertino G-Dur von Anton Heberle, der um 1800 lebte. Florian Vygen, ein Cellist des collegium musicum, spielte die sehr anspruchsvollen Blockflötensoli (Sopranblockflöte und Sopranino) mit bewundernswerter Sicher- und Geläufigkeit. Dass ein Alphorn Klangvolumen und ein Bandoneon einen durchdringenden Ton besitzt, weiß man. Dass diese kleinen Blockflöten so klar präsent sein und ihre enorme Tonbeweglichkeit ausspielen können, war schon frappierend.
Gegend Ende des umfang- und sehr abwechslungsreichen Musik-Abends wandte sich das Programm einem »normalen« Klassiker zu, dem Alphornkonzert von Leopold Mozart. Franz Schüssele spielte zusammen mit dem Streichorchester in gewohnter Meisterschaft. Mit dem Tango »La Cumparsita« endete das offizielle Programm. Das grazile Tanzpaar zauberte noch einmal die traumverlorenen, ausdrucksstarken Bewegungen auf die Bühne.