Dach der Elbphilharmonie von Wittenauer GmbH aus Sasbach
Der Bau der Hamburger Elbphilharmonie in Hamburg findet am 11. Januar mit der offiziellen Einweihung sein glückliches Ende. Grund zum Feiern hat dabei auch die Sasbacher Wittenauer GmbH, die für rund 8,4 Millionen Euro die aufsehenerregende Dachkonstruktion umsetzte – nach einer wechselvollen Baugeschichte.
Es war der größte Auftrag in der Firmengeschichte der Wittenauer GmbH: Das 7000 Quadratmeter große Konzerthaus-Dach der Elbphilharmonie wurde von der Sasbacher Firma geplant, gefertigt und montiert. Unterstützt wurde das eigene Montagepersonal teilweise von Industriekletterern, denn die Arbeiten fanden in einer Höhe zwischen 78 und 102 Metern statt.
»Die Montage war technisch eine große Herausforderung«, erklärt Projektleiter Klaus Storz. Hohe Sicherheitsanforderungen waren notwendig. Das Dach weist Steilheiten bis zu 60 Grad auf. »Wir haben das Dach unfallfrei übergeben«, freut sich Storz über den positiven Abschluss einer langen Baugeschichte. Der Bauingenieur ist nach vielen erfolgreichen Dachprojekten seiner Firma einiges gewohnt, doch vor Ort bekam selbst er an der Hamburger Dachkonstruktion in luftiger Höhe einen Adrenalin-Schub.
Auftrag kam 2009
2008 brachte eine Glasbaufirma das Sasbacher Unternehmen für den Dachbau ins Gespräch, erzählt Geschäftsführer Roman Wittenauer der ARZ. Der Spezialist für Dach- und Fassadenbau überzeugte den Generalunternehmer. Im Februar 2009 erhielt Wittenauer den Auftrag, acht Monate später war Baubeginn. Das Dach wurde speziell für die Elbphilharmonie entwickelt und ist ein Unikat. Es besteht aus acht sphärisch, konkav gekrümmten Flächen. Dadurch erhält die Dachsilhouette »eine einzigartig elegante Linienführung«, wie die Sasbacher Firma betont. 6000 schimmernde Pailetten wurden montiert. Bauverzögerungen sind für Roman Wittenauer Arbeitsalltag. Aber der Baustopp für die Elbphilharmonie Ende 2011 bedeutete eine Zäsur und verlangte große Flexibilität.
Zwei Jahre Pause
Die fast zweijährige Pause musste mit dem Einholen anderer Aufträge kompensiert werden, um die Mitarbeiter beschäftigen zu können. Probleme gab es zudem um die Gestaltung des Dachrunds und um das Fassadenreinigungskonzept. Bis das Bauamt während der Baupause zustimmte, mussten mehrere Konzepte vorgelegt werden. Dies ließ unter anderem die Planungskosten in die Höhe schnellen und verdoppelte die Kosten für das Dach. Hinzu kam, dass die bis dahin gefertigten Teile der Dachkonstruktion nun zwischengelagert werden mussten. Auch hier war wieder die Flexibilität des Sasbacher Unternehmens gefragt.
Mit einer besonderen Konstruktion und dank eines selbst entwickelten und patentierten innovativen Dachaufständerungssystems konnte den besonderen Herausforderungen (Windkräfte und Niederschläge), die das Klima in Hamburg stellt, gerecht werden. Mit einer aufwendigen 3 D-Planung wurden die 6000 Pailetten auf einer schwebenden Unterkonstruktion mit dem Baupartner exakt entwickelt, geplant und gefertigt, heißt es bei der Firma Wittenauer GmbH.
10.000 Einzelbauteile
Das Ganze wurde von Sasbach nach Hamburg auf die 100 Meter über dem Terrain liegenden Dachflächen transportiert. Rund 10.000 Einzelbauteile mussten präzise geplant, mit Fertigungsmethoden individuell hergestellt und beschichtet werden.
Nach dem Baustopp ging es 2014 weiter. Das Dach war dann, so berichten Klaus Storz und Roman Wittenauer, Ende 2015 fertiggestellt. Ende gut, alles gut, hieß es für die Sasbacher Firma und das gesamte Projekt. Bei einem Konzert für die Beteiligten des Baus im Herbst 2016 konnte sich Klaus Storz nicht nur von der gelungenen Architektur, sondern auch von der klanglichen Qualität des Projekts überzeugen.
Wittenauer GmbH
Die Firma Wittenauer wurde 1948 durch Hermann Wittenauer gegründet und war auf Baublechnerei und Schlosserarbeiten spezialisiert. 1979 übernahmen die Söhne Ewald und Roman Wittenauer das Unternehmen unter der Bezeichnung Gebrüder Wittenauer, später Gebrüder Wittenauer oHG. Nun bot die Firma auch Sanitärinstallationen sowie Dach- und Wandverkleidungen aus Metall an.
1992 schied Ewald Wittenauer aus dem Unternehmen aus, das nun von Roman Wittenauer allein weitergeführt wurde. 1995 zog der Betrieb in das Industriegebiet (Am Fuchsgraben) in Sasbach, 2002 wurde er zur Wittenauer GmbH umformiert.
Die Firma ist auf den Dach- und Fassadenbau spezialisiert und hat derzeit 40 Mitarbeiter. Beteiligt war sie beim Bau des Burda-Medienparks in Offenburg, des Lufthansa Aviation Centers in Frankfurt, des BMW-Windkanals in München und des Museums der Kulturen in Basel.
Baugeschichte der Elbphilharmonie in Hamburg glich Achterbahnfahrt
Die Elbphilharmonie Hamburg eröffnet am 11. und 12. Januar. Das neue Konzerthaus – im Strom der Elbe an drei Seiten von Wasser umgeben – soll zum Anziehungspunkt für alle Hamburger und für Gäste aus aller Welt werden.
Das spektakuläre Gebäude vereint drei Konzertsäle, einen großen Musikvermittlungsbereich, Gastronomie, ein Hotel, 45 Luxuswohnungen und die öffentliche Plaza, die den Besuchern einen Panoramablick über die gesamte Stadt bietet. Künstlerische Qualität, Vielfalt und Zugänglichkeit sollen das musikalische Programm von Hamburgs neuem kulturellem Wahrzeichen prägen.
Das spektakuläre Projekt machte nicht nur durch seine gigantische Architektur an einem prägnanten Standort von sich reden, sondern zählt mit Stuttgart 21 und dem Berliner Flughafen zu großen Bauprojekten in Deutschland, die durch Bauverzögerungen und Kostenexplosion für Schlagzeilen sorgten.
So ging man 2006 von Kosten von knapp über 241 Millionen Euro für die Elbphilharmonie aus. Am Ende kostete das Projekt rund 789 Millionen Euro.
Ursprünglich war die Fertigstellung des Gebäudes für 2010 vorgesehen. Doch das Projekt verzögerte sich mehrfach. Negativer Höhepunkt war der Baustopp 2011.
Ein neuer Vertrag zwischen dem Architekten, dem Bauherren und der Baufirma ermöglichte dann den Weiterbau.
Der 31. Oktober 2016 wurde für die Bau- und Schlüsselübergabe vereinbart und dieser Termin konnte letztendlich eingehalten werden.