Den Abschied gestalten zum Beruf gemacht
In Oberkirch haben zwei Menschen die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft begonnen. Im Gespräch mit der ARZ berichten Carla Herboldt und Christian Rosner über ihre Motivation.
Mit dem Tod möchten sich wenigsten Menschen gerne beschäftigen. Bestatter haben jeden Tag mit ihm zu tun. Im Bestattungsinstitut Frank haben gerade zwei neue Mitarbeiter ihre Ausbildung zur Bestattungsfachkraft begonnen – einem Beruf, der sie wegen seiner Vielseitigkeit fasziniert.
Carla Herboldt wusste schon als 15-Jährige, dass sie Bestatterin werden wollte. Dieser Erkenntnis war ein Todesfall in ihrer Familie vorausgegangen. Das Abschiednehmen hat sie als heilsam empfunden, in der Gestaltung dieses Abschieds hat sie schließlich ihren Berufswunsch entdeckt. Zunächst hat die inzwischen 24-Jährige aber eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau begonnen und eine Tochter zur Welt gebracht. Jetzt wird der Wunsch, Bestatterin zu werden, aber wahr, nachdem sie im Bestattungsinstitut Frank endlich einen Ausbildungsplatz gefunden hat. Das ist nämlich nicht so einfach, bestätigt auch Bestattermeister Martin Schlichting, Geschäftsführer des Bestattungsinstituts Frank in Oberkirch. Nur wenige Bestattungsunternehmen würden ausbilden, und das, obwohl der Bedarf an Fachkräften groß sei. Vor allem im ländlichen Raum fehle es an Ausbildungsmöglichkeiten.
Martin Schlichting beobachtet außerdem eine Reduzierung des Marktes. Vor allem in den Städten würden große Unternehmen die kleineren übernehmen. Das Berufsbild professionalisiere sich dabei. Dass man Bestattungsfachkraft lernen kann, ist noch ziemlich neu. Erst seit 2003 gibt es die Ausbildung, seit 2010 kann man den Meister machen. Schlichting unterstützt diese Professionalisierung des Berufs und bietet deshalb zwei Ausbildungsplätze an.
Der zweite Auszubildende im Bestattungsinstitut Frank ist Christian Rosner. Der 38-Jährige hat schon vielfältige Berufserfahrung gesammelt, die ihm auch in seinem neuen Tätigkeitsfeld nutzen wird. Nach einer ersten Ausbildung als Rollladen- und Jalousienbauer hatte Rosner Krankenpfleger gelernt und schließlich als Intensivpfleger und als Rettungssanitäter gearbeitet. Aus gesundheitlichen Gründen hat er nun nach einer Alternative gesucht und ist auf den Beruf des Bestatters gekommen. „Als Intensivpfleger habe ich viele Sterbende und deren Angehörige betreut und ich habe das gerne gemacht“, berichtet er. Die Erfahrung aus der Intensivstation bringt er nun in seinem neuen Beruf mit ein.
Um in Oberkirch die Ausbildung machen zu können, ist Christian Rosner extra aus der Oberpfalz in die Ortenau gezogen. Seine bayerische Heimat beschreibt er als sehr katholisch geprägt, mit einer völlig anderen Bestattungskultur als hier in der Ortenau. In der Oberpfalz habe es kein Bestattungsunternehmen gegeben, das Fachkräfte ausbildet.
Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft findet dual statt. Die praktische Ausbildung erfolgt im Betriebe, die Berufsschule ist in Bad Kissingen. In der sogenannten überbetrieblichen Lehrunterweisung erhalten die Auszubildenden außerdem auf einem Lehrfriedhof praktischen Unterricht in Bereichen wie Sargarbeiten, Grabmachertechnik, der hygienischen Versorgung Verstorbener.
Außerdem spielt die Psychologie eine wichtige Rolle bei in der Ausbildung – schließlich haben Bestatter mit Menschen in Trauersituationen zu tun.
Den Beruf des Bestatters finden beide neuen Azubis so interessant, weil er so vielseitig ist: Viel Organisationsarbeit, Gespräche mit Hinterbliebenen und eine Portion Handwerk stecken in dem Beruf. „Viele Menschen denken, wir Bestatter hätten den ganzen Tag mit den Verstorbenen zu tun. Das ist aber der kleinste Teil. Wir Bestatter kümmern uns vor allem um die Lebenden“, betont Carla Herboldt und freut sich nun darauf, endlich ihren Traumberuf erlernen zu können.