Das größte Glück sind ihm die Enkelkinder: Siegfried Spengler wird 75
Oft hört und liest man von Urgesteinen in Politik, Gesellschaft oder Vereinen. Wenn man zu Gast beim ehemaligen Ortsvorsteher aus Urloffen ist, ahnt man, was mit diesem Wort gemeint sein könnte: jemand der seine Originalität behalten hat, seine Konturen nicht abschleifen ließ, jemand, der zu sich und seiner Meinung steht und dadurch auch Orientierung für andere sein kann. An diesem Wochenende feiert Siegfried Spengler seinen 75. Geburtstag.
Immer in Urloffen
Zeit seines Lebens hat der Jubilar in Urloffen gelebt, „also momentan 74 Jahre und 350 und ein paar Tage“, so der rüstige Jubilar. Beruflich hat es ihn schon früh in die Verwaltung gezogen, was für seine späteren Tätigkeiten in den Rathäusern sicher von großem Nutzen war.
25 Jahre Ortschaftsrat und auch Gemeinderat sind stolze Zahlen. Daneben war Spengler fünf Jahre Stellvertreter des damaligen Ortsvorstehers, bevor er 1996 für beeindruckende 18 Jahre an der Spitze der Ortsverwaltung Urloffen stand. Die Projekte, die dabei umgesetzt wurden, sind zahlreich. Sie reichten von der Ortskernsanierung, der Erschließung von Baugebieten und Radwegen, vom Bau des Bürgerzentrums und der Innensanierung der Wallfahrtskirche Zimmern bis zum Altersheim St. Martin oder der verlässlichen Kleinkindbetreuung vor Ort. Dass es auch mal kontroverse Diskussion gab, verdeutlicht Spengler am Beispiel des Golfplatzes.
Er blickt mit Stolz auf seine Verdienste zurück, die auch an anderer Stelle nicht unbemerkt blieben. Im Jahr 2000 wurde ihm durch Ministerpräsident Erwin Teufel die Landesehrennadel verliehen. Weitere Ehrenmitgliedschaften wie im Turnverein Urloffen oder im Fotoclub Kehl weisen auf sein großes Engagement auch außerhalb der Politik hin.
Neben der Haustür steht auf einem Schild der Sinnspruch „Leben ist, was uns zustößt, während wir uns etwas anderes vorgenommen haben“. Siegfried Spengler ist durch und durch Familienmensch. Der Verlust seiner Frau Edeltraud im vergangenen Jahr war ein tiefer Einschnitt in seinem Leben.
Glück durch Enkel
Umso glücklicher ist er darüber, dass er einen „Opajob“ hat. Um die Enkel zu betreuen, die außerhalb von Urloffen wohnen, ist für ihn als Großvater kein Kilometer zu weit, keine Zeit zu früh und keine Mühe zu groß. Wenn er gerufen wird, sei er vor Ort und könne die Familie seiner Tochter Carina entlasten. In den Herbstferien hatte er „Opaferien“ und konnte sich um das Haus und den Garten kümmern. Jetzt ist bereits alles winterfest.
Um auch im Alter rüstig und gedanklich fit zu bleiben, nimmt sich Siegfried Spengler für zwei Hobbys viel Zeit: zum einen für die Fotografie mit alten Kameras. Eine ganze Glasvitrine voller Fotoapparate „aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg“ würde sicher viele Hobby-Fotografen neidisch werden lassen. Der zweite Zeitvertreib hat beachtliche Dimensionen angenommen: Sechs dicke Ordner mit Stammbäumen von Familien aus Urloffen zeugen von einem riesigen Interesse für alte Bücher, die meist in den Ortsarchiven der Rathäuser lagern.
Angefangen hatte das mit Anfragen von Familien zu ihren Vorfahren. Da man zum Recherchieren aber Sütterlin und Altdeutsch beherrschen muss, könnten viele Mitarbeiter in den Rathäusern die Bücher nicht mehr voll entziffern. Schon als Ortsvorsteher hatte Spengler daher damit begonnen, aus Anfragen gesamte Stammbäume abzuleiten und Querverbindungen zwischen Familien zu suchen.
Anfragen willkommen
Das ist zeitintensiv, dennoch möchte der Jubilar, der zeitlebens ein offenes Ohr für seine Mitmenschen hatte, etwas von seinem Wissen zurückgeben. Er steht jedem, der Interesse an seinen Ahnen oder an seiner Familiengeschichte hat, mit Rat und Tat zur Seite.