Der "Adler" - einst der Dorfmittelpunkt von Oberachern
Ein Acherner hat das alte Gasthaus Adler in Oberachern samt Festsaal, Kegelbahn und weiterer Grundstücke gekauft. Er hat das Areal neu aufgeteilt und bereits weiterveräußert. Festsaal und Kegelbahn werden nach seiner Einschätzung dieses Jahr noch abgerissen.
Peter Wolf ist Geschäftsführer eines Konzerns mit Sitz im Klostergut Fremersberg in Baden-Baden. Die Villa Großsteinfeld an der Sasbacher Straße in Achern mit der markanten Farbgebung in Weiß mit schwarzen Akzenten entwickelt er für sich selbst immer weiter. Dort will der 51-Jährige das kunstvoll geschmiedete Gasthof-Schild des Adlers anbringen lassen.
2020 habe er für einen Gastronom eine Immobilie gesucht und sei auf den seit 2015 leer stehenden Adler in Oberachern gestoßen, berichtet Peter Wolf. Er habe den „niedergegangenen Gesamtkomplex” von Friedrich Hoepfner gekauft. Den Ort zu sichern, an dem er sein Tanzkränzchen zum Abschluss des Tanzkurses feierte, sei seine erste Idee gewesen. „Ich habe damals meiner armen Tanzpartnerin aus Versehen Bratensauce über das schöne weiße Tanzkleid gekippt”, erinnert er sich mit Bedauern.
Anstelle des Adlersaals soll ein Doppelhaus gebaut werden und im hinteren Bereich ein Einfamilienhaus. Auf dem Adler-Parkplatz an der Acherstraße ist ein weiteres Einfamilienhaus geplant. „Ich habe knapp 1000 Anfragen dafür bekommen. Innerhalb von acht Wochen waren alle Grundstücke verkauft”, berichtet der Acherner. Den Abriss von Saal-Bau und Kegelbahn werden die künftigen Bauherren veranlassen, kündigt er an. Das Gasthaus, erbaut um 1880, wird aktuell kernsaniert. Ein Acherner Bauunternehmer hat es erworben und will es für sein Gewerbe und für Wohnzwecke nutzen.
Ab 1891 soll es neben dem Gasthaus einen Biergarten mit viktorianischen Guss-Bauelementen als Überdachungen gegeben haben. Von 1913 stammen Pläne des damaligen Besitzers Wendelin Niedermeier für den Anbau des Saals. Eine Postkarte aus dem Jahr 1917 zeigt das Gasthaus erstmals mit Saal und einen großen Baum direkt an der Allerheiligenstraße. Der Adler-Saal fasste bis zu 400 Menschen und wurde zum kulturellen und gesellschaftlichen Mittelpunkt von Oberachern.
Hier trainierten die Turner des Turnvereins, hier feierte man Bälle und besuchte Tanzabende. Von 1947 bis 1953 wurden Filme vorgeführt. 1970 fand im Adler-Saal die Bürgerversammlung statt, bei der es um die Eingemeindung nach Achern ging. In den Jahrzehnten, in denen Fritz Bross das Gasthaus bewirtschaftete, war der Saal angesagter Ort für Familienfeiern aller Art – und für die Abschlussbälle der Tanzschule Wehrle-Walz.
Ein beliebtes Vergnügen dieser goldenen Jahre war die Nutzung der beiden Bundeskegelbahnen. Ihr Vorläufer wurde 1949 entlang der Festhalle eingebaut. Bis heute existiert der schmucklose flache Anbau aus dem Jahr 1961, der rechtwinklig von den Nebenräumen des Festsaals abzweigt. Die Kegeltechnik wurde 2005 zuletzt erneuert.