Der Nachtwächter erzählt, wie Lachs-Max im Gasthaus landet
Es war meist dunkel, aber meine musikalische Reise, die ich als Nachtwächter-Liedermacher geschrieben hatte, ich nenne sie »Lachsical«, brachte helle Begeisterung! Ich konnte sie im Besucherzentrum der Fischtreppe 2007 uraufführen.
Jahrhundertelang war der Lachs, ursprünglich »Salm« oder »Geng »(daher Gengenbach), das Essen der armen Fischerfamilien am Oberrhein. Man verzehrte durchaus bis zu fünf Kilogramm Lachs in der Woche und der Wirtshausname »Zum Salmen« zeugt heute noch von dieser Zeit.
Die Lachswanderung wurde durch die vielen Staustufen und die zunehmende Verschmutzung des Rheins unterbunden. So kam der Lachs, der in den Nebenflüsschen Rench, Acher, Murg, Moder oder Ill seine Kinderstube hatte, nicht mehr an seinen Ursprung zurück und die gesamte Population verschwand.
Ein Riesenauarium
Heute sind wir hoffnungsvoll, gibt es doch die Fischtreppen wie in Iffezheim oder seit 2007 die »Passe à poissons« zwischen Freistett und Gambsheim. Dort können die Zuschauer Zeuge werden, wie Fische durch ein Riesenaquarium hindurch sich rheinaufwärts kämpfen, auch Lachse sind wieder darunter!
Doch nun zum Inhalt meines Werks: Ein »Baby-Lachs«, ich nenne ihn »Lachs-Max«, getrieben von einem Urinstinkt und vielleicht dem Sonne-Mond-Rhythmus unterworfen, macht sich, begleitet von der Melodie »Nimm mich mit, Kapitän«, auf seine Weltreise durch den Rhein in den Atlantik und zum Ziel nach Grönland. Während seine Kollegen oft Opfer gefräßiger Kormorane werden oder in Schiffsschrauben geraten, schafft es Max bis nach Rotterdam, wo er seine Schwimmblase von süß auf salzig umstellen muss.
Mit »Wo die Nordseewellen« begleitete ihn mein Musikertrio in Richtung Arktis und »A hard day’s night« von den Beatles tat kund, wodurch der »Durchhalte-Turbo« gezündet wurde: Das Hormon Tyroxin war’s nämlich, das Powerpaket der Lachse.
Der Eisbär hat Zähne
Manche seiner Artgenossen wurden nun Opfer der Eisbären – »Und der Eisbär, der hat Zähne …«. Nun bekam Max Heimweh nach seiner Geburtsstätte und die Reise gegen den Strom nach vielen Tausenden Kilometern zehrte ihn fast auf. Die Melodie aus dem Zarewitsch »Es schwimmt ein Gigant den Rhein hinauf« kommt dem gleich.
Dort, an der Fischtreppe, wurde er mit seinen Artgenossen begeistert empfangen, »Europa sucht den Superstar« war zu lesen, und durch das Aquarium hindurch gelangten sie wieder an die Geburtsorte, wo sie von begeisterten Fischern geangelt wurden!
Ein unrühmliches Ende? Oh, nein! Es sollte der Höhepunkt des Lachslebens werden, quasi ein »lukullisches Opferritual«: So gab es in den Gourmettempeln beidseits des Rheins »Lachs-Stäble-Black-Forest«, »Räucherlachs mit Nüdele und Kapernsauce« oder »Flammkuchen-Lachs-Max mit Griesschnittchen in Lachsform auf Rahm, flambiert mit Cointreau«, ein absolut süßes Finale für eine Fisch-Legende!